Liebe Beatrix,
es ist sehr interessant, in diesem Thread hier mitzulesen. Auch ich erkenne meine noch unbearbeiteten Schattenseiten dabei. Ein Mensch lernt niemals aus. Die seelische Entwicklung dauert bis zum letzten Atemzug.
Mir hat mal ein Therapeut in einer Reha gesagt, dass es hier niemand auf der Welt gibt, der keine Mängel und Defekte habe. Ansonsten würde er hier nicht auf Erden verweilen. Wir sind hier, um uns weiterzuentwickeln. Jeder hat so seinen eigenen Entwicklungsstand.
Wenn ich mir einen Sadisten an Land ziehe, dann sagt mir das, guck mal bei Dir genauer hin. Bei mir waren es die Botschaften und Verbote aus der Kindheit, es mir nicht gut gehen zu lassen. Du bist es nicht wert. Ich habe nach der Liebe meiner Mutter ge-geiert, die aber nicht kam. Das hat mir ein Gefühl der Wertlosigkeit gegeben. Irgendwann machte ich dicht und lebte im Selbstbetrug. Als Kind bin ich aber in einer solch zerstörerischen und krankhaften Situation festgenagelt. Ich komme nicht raus.
Meine seelischen Programme und Gefühle waren aber so geprägt und wie eine Schallplatten-Rille fest eingefahren.
Wenn ich ein solchen Sadisten später kennenlernte, dann fing ich an, gefühlsmäßig dicht zu machen. Ich spürte mich nicht mehr. So blieb ich erneut in der Situation stecken. Diese unendlichen Sehnsüchte, die große Zuwendung und Liebe zu kriegen, flammte wieder auf. Aber - wie damals - sie konnte nicht kommen. Denn der Andere war überhaupt nicht liebesfähig. Auch meine Mutter damals nicht.
Es war dann aber so, dass ich sehr viele heftige und brutale Verletzungen bis hin zur Demütigung und Erniedrigung brauchte, damit ich mich endlich spürte, um zu reagieren und kapitulieren zu können. Das dehnte sich aus bis hin in die Sexualität. Wenn mich der Andere tief verletzte, dann erst kam die richtige sexuelle Lust. Der Wahnsinn ist das.
Der Schmerz und der Leidensdruck steigerte sich aber, bis ich dann gar keinen Bock mehr auf Sex hatte und wie gelähmt da lag. Warum brauche ich eine solche Schmerzüberschreitung, bis ich endlich kapituliere? Ich habe das mit Liebe verwechselt, weil ich nicht wusste, was Liebe war, weil ich sie nie erfahren habe.
Dadurch lernte ich mich kennen, wie ich ticke. Irgendwann spürte ich das schreiende innere Kind in mir. Wie brutal und lieblos gehst du eigentlich mit dir um?
Natürlich hat diese Geschichte in mir eine heftige Angst vor seelisch-emotionaler Berührung mit sich gebracht. Die Angst vor der bekannten Nähe.
Es ist viel Arbeit, aus diesem seelisch emotionalen Panzer-Gerüst auszusteigen. Wenn einer auf mich zukommt und meine Nähe sucht, erlebe ich so eine Art Kontroll-Verlust und ergreife die Flucht.
Das Leben sagt: Guck Dir das an. Das ist Dein Part, Deine Lektion, die du zu bearbeiten hast.
Keine Pille, keine Droge war so stark, dass sie diesen Defekt, dieses Loch in meiner Seele ausblenden konnte.
Der Sadist hat auch seine Lektion, wofür er selbst verantwortlich ist. Das ist seine Lektion in diesem Leben, sie zu erkennen und zu korrigieren.
Erlaube Dir, es Dir gutgehen zu lassen. Der beste Balsam für meine Seele ist, wenn ich Dinge tue, die mir gut tun und Freude bereiten.
Und vor allem Menschen zu haben, wo die Chemie stimmt und welche mich nicht runterziehen und an meiner Entwicklung hindern. Mittlerweile spüre ich das.
Alles Liebe und Du bist auf dem richtigen Weg der Selbsterkenntnis.