Hallo Rosa,
naja, so ganz streßfrei bist Du nicht, da arbeitet doch einiges in Dir: Die Situation Deines Vaters, die (Allein?)Erziehung Deiner Kinder, die Trennung von Deinem Lebenspartner - glaub mal, daß das alles kein Pappenstil ist. Weder jedes einzeln für sich, noch in der Kombination.
Das Kunststück besteht darin, sich weder dem Streß hektisch hinzugeben und sich ihm hilflos ausgeliefert zu fühlen, noch ihn zu verleugnen:
Diese Dinge beschäftigen Dich, und das ist normal. Als Anhaltspunkt - und das soll nichts mit Wettklagen zu tun haben, ok?

:
1. Meine Mutter ist vor fünf Jahren gestorben. Verlust.
2. Eine Woche später wurde unser Sohn geboren.
3. Zwei Jahre später hatte mein Vater eine Bypass-OP. Verlustangst.
4. 2013 im Herbst hatte meine Großmutter ihren ersten von bisher vier Herzinfarkten. Verlustangst.
5. Parallel zu all dem haben Streß und Unzufriedenheit im Job zugenommen. Auch ein gewisser "Verlust" im Vergleich zu früher.
6. Und von der Erziehung eines Kindes - er ist mittlerweile fünf -, brauche ich Dir nichts zu erzählen

7. Und zuguterletzt wie bei Dir auch das Loslassen der "schönen, freieren" Vergangenheit...
Soll wie gesagt kein Wettstreit sein - ich will damit nur verdeutlichen, daß unser "Schicksal" - Deins, meins und anderer im Forum hier - sehr sehr viele Menschen teilen. Und ich behaupte mal, nur die wenigsten stecken das "einfach" weg. Klar gibt es so sonnige Naturen. Aber für sehr viele Menschen, eben besonders die empfindsamen, bedeutet das alles früher oder später Sorgen, Ängste und Streß. Die einen trinken dann, andere werden gewalttätig, usw. - wir werden ängstlich und depressiv, richten unsere Aggressionen gegen uns selbst.
Aber die gute Nachricht ist wirklich: Wir können es schaffen, das zu meistern!

Davon bin ich umso mehr nach meinem heutigen Therapietermin überzeugt.
Du hast zwischendurch positive Tage, das schreibst Du selbst. Also bist auch Du auf dem Weg, die Veränderung und Verarbeitung hinzubekommen. Dummerweise läßt sich das Ziel, das man erreichen kann und soll, nur schwer in Worte fassen, dazumal es für jeden individuell verschieden ist. Mein Therapeut meinte heute Morgen wieder zu mir, ich müsse etwas
ändern - nur leider könne er mir nicht sagen, was genau; das müßte ich selbst herausfinden durch Trial&Error. Das war etwas ernüchternd...
Allerdings sagte er auch, ich hätte das ja auch bereits begonnen. Was ich wiederum als sehr positive Bestätigung auffasse, daß ich auf dem Weg bin.
Eine Kernbotschaft der heutigen Sitzung war, daß ich mir immer wieder verdeutlichen solle, was ich machte, machte ich auch gut so. Weniger im leistungsorientierten Sinne unserer modernen Gesellschaft. Sondern mehr im Zufriedenheitssinne, daß schon alles genau so in Ordnung sei, wie ich es machte. Und es nicht so wichtig sei, ob es objektiv gesehen jetzt wirklich gut, schlecht, perfekt oder wie auch immer sei.
Grundsätzlich keine ganz neue Botschaft für mich. Aber der stete Tropfen höhlt bekanntlich den Stein, auch das ist ein Prozeß und geschieht nicht über Nacht.
Deshalb:
Was Du fühlst und empfindest und herbeisehnst, das ist alles in Ordnung. Genau so. Laß es zu, nehme es an - aber vollbringe das Kunststück, Dich davon nicht fest- und aufhalten zu lassen.
Kein ganz einfacher Weg. Da müssen wir auch einiges an Geduld aufbringen. Aber es klappt, hat mir mein Therapeut heute bestätigt.
Hoffe, ich konnte Dir ein bißchen weiterhelfen, wobei mir bewußt ist, daß es evtl. einen Ticken an Deinen Problemen vorbei ist. Aber vielleicht paßt ja etwas davon.
Es ist gut so!
