RE: amnesie
Hallo Siegfried,
wenn ich mit Antworten weiterhelfen kann, tu ich das gerne (und wenn ich nicht so daneben lieg, freut mich das natürlich

)). Aber nun erzähl doch du mal, welche Erfahrungen du gemacht hast bzw was dich in dieses Forum geführt hat.
Zu deinen Fragen: Ich bin im 10. Semester, komm jetzt in den 3. (= letzten) Abschnitt. Eine OP hatte ich vor, eine während des Studiums. War schon ein großer Unterschied. An die zweite bin ich deutlich ruhiger herangegangen, weil für mich nichts mehr fremd und "magisch" war - ich wusste genau, was mich erwartete. Ich finde, dass das ein Vorteil ist, der den Nachteil - zu wissen, was sein kann - mehr als wettmacht. Was sehr gut war, ist auch, dass ich meinen Anästhesisten kannte und ihm vertraut habe. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass sehr viele Patienten von der Existenz eines Anästhesisten, der während des ganzen Eingriffs für sie da ist, überhaupt nichts wissen. Viele (irreale) Ängste sind in mangelnder Information begründet. Auf der anderen Seite hört und erfährt man dann selbst aber auch wieder, wie viel Ruhe und Sicherheit eine gute Betreuung durch den Anästhesisten - besonders während einer Regionalanästhesie - vermitteln kann. Ich empfinde es auch als sehr angenehm, wenn man beim Aufwachen gesagt bekommt, man wäre fertig, und was jetzt als nächstes kommt, also zB "Sie sind noch im OP, aber wir schieben Sie jetzt gleich in den Aufwachraum." Oder wenn man gefragt wird, ob einem kalt/übel ist oder ob man Schmerzen hat, und man braucht nur zu nicken (das Sprechen fällt da noch schwer) und es gibt was dagegen. Sind so Kleinigkeiten, aber das hilft immens gegen die Desorientiertheit, wenn man aufwacht.
Ich hatte keine Prämedikation, weil ich sie abgelehnt habe. Ich war nicht über die Gebühr ängstlich und wollte alles bewusst erleben, keine Amnesie für die präoperativen Vorgänge haben. Mit der Präoxygenierung ist das so eine Sache. Unter bestimmten Voraussetzungen (zB Ileuseinleitung, Sauerstoffsättigung des Blutes nicht optimal, schwierige Intubation zu erwarten) ist sie sicher unabdingbar, aber sonst hatten die Anästhesisten, mit denen ich gearbeitet habe, dazu geteilte Meinungen. Manche sagten, man solle den Patienten ruhig und ungestört einschlafen lassen, das "Herumfummeln" mit der Maske wäre nur ein zusätzlicher Angstfaktor (seh ich auch eher so), andere wiederum waren dafür.
Die "Medizinerausdrucksweise": Ich finde Fachsprache ist bei Prüfungen und zwischen Studenten und Ärztkollegen unabdingbar, um sich effizient verständigen zu können - so wie es in jedem anderen Beruf auch der Fall ist. Gegenüber Patienten oder Personen, die in diesem Beruf nicht tätig sind, haben Begriffe, bei denen man davon ausgehen kann, dass sie nur Verwirrung stiften, m.E. nichts zu suchen. Kein Patient hat etwas davon, wenn ich ihn mit Fachvokabular volllabere und er dann verwirrt und - so schlau wie vorher - von dannen zieht. Das zeugt m.E. auch überhaupt nicht von Kompetenz, obwohl man ein solches Vorgehen auf der Station immer wieder noch erlebt. Wenn ich zum Rechtsanwalt gehe, möchte ich auch nichts über Paragraphen hören - ich möchte wissen, was Sache ist. Und wenn sich jemand für eine Sache interessiert - so wie du - dann merkt man das ohnehin.
Zu meinen postoperativen "Unannehmlichkeiten": Naja, n bisschen beleidigt war mein Hals schon, aber es hielt sich sehr in Grenzen. Und ja, mir war sehr kalt. Vielleicht decke ich deshalb die Kinder, nachdem sie nach der OP ins Bett umgelagert worden sind, immer gut zu. *schmunzel*
Liebe Grüße
Alina