Liebe Elektraa,
ich hab eine ganz andere sexuelle Entwicklung genommen. Monogamie hab ich nie in Frage gestellt als Teenager, und alle anderen auch nicht, denn wir sind alle in dieser Prägung erzogen worden, ob es nun unsere natürliche Neigung gewesen wäre oder nicht. Das hat bei mir zu meinem ersten richtig üblen "Liebeskummer" geführt: mit 17 interessierte ich mich für einen 21jährigen Abiturienten, so ein Künstlertyp - genau wie ich. Eine Mitschülerin war aber ebenfalls interessiert - so ab und an. Ich fand sie ziemlich interessant und wir waren auch locker befreundet. Sie bezeichnete sich Radikalfeministin, hatte zu der Zeit bereits einen festen Freund, der aber per Bundeswehr nach England verschickt worden war, so dass sie für die Avancen dieses anderen (auch ein "A." übrigens) empfänglich war. Sie tat dann aber auf ner Party, wo ich ihn kennenlernte so, als sei es vorbei mit ihm (ich wußte vorher nix von diesen Verstrickungen, hab ich erst später erfahren..). Ich hab mich also wohl einen ganzen Abend mit diesem A. unterhalten, und während die vielen Longdrinks, die mir immer irgendwer hinstellste, ihre Arbeit taten (auch in Sachen Alkohol war ich naiv und unerfahren und noch in der Testphase ;o)), hab ich ihm wohl meine Telefonnummer gegeben. Am nächsten Tag klingelt das Telefon und er war dran, ich hatte schon fast seinen Namen vergessen, so hackedicht war ich an dem Abend. Wir verabredeten uns zum Kinobesuch, ein Freund von ihm war auch dabei. Dieser Freund stand auf mich, ich auf A. ;o) Der Kinofilm war bescheuert (Otto!!) und A. und ich tauschten ab und zu Blicke aus, die besagten, dass wir hier auf einer Wellenlänge sendeten. Den Freund wurden wir los, er merkte, dass es zwischen A. und mir funkte, und er und ich waren die ganze Nacht unterwegs bis zum frühen Morgen. Ich küßte A. zum Abschied. Es entwickelte sich eine Liebesgeschichte, ich verliebte mich sehr in ihn, weil er der einzige Künstler war, den ich kannte, und unsere Stile auch noch so harmonierten. (Das war auch alles, was wir gemeinsam hatten, und ich hab die Bedeutung dieser Gemeinsamkeit völlig überschätzt. Ich war eben sehr einsam in meinen künstlerischen Begabungen und sonstigen Neigungen.)
Und dann erfuhr ich von meiner Mitschülerin, mit der ich ja eigentlich befreundet war, ich erfuhr von A.s Ex, über die er noch gar nicht hinweg sein sollte, es gab ein hin und her mit der Schulfreundin und mir, und dann "entschied" er sich für sie, traf mich aber weiterhin, doch sehnte sich nach seiner Ex... ein totales Gefühlschaos, das ging natürlich alles bitterlich schief und ich hab 2 Jahre gebraucht, um mich emotional davon zu erholen. Hätten die Schulfreundin, er und ich nicht so ohne Wenn und Aber an der Idee der monogamen Beziehung festgehalten, hätten wir eine interessante, vielleicht sogar lustige Erfahrung machen können, vielleicht wären wir als Freunde da herausgekommen. (Ich fand sie sehr attraktiv, sie war mein "girl crush"!) Auf jeden Fall hätte es kaum schlimmer werden können, als es sich dann entwickelt hat. Ich habe sogar länger gelitten wegen diesem A. als wg. "Adonis", dabei ist viel weniger gelaufen damals.
Monogamie ist nicht jedes Menschen natürliche Neigung/natürliches Verhalten, da bin ich mir sicher. Zu weiten Teilen ist Monogamie einfach der (religiösen) Sozialisierung geschuldet. Wenn beide Partner den Vorteil sehen, ist das ja i.O.
In meinem ganzen Leben habe ich mich nie unter dem Druck gefühlt, sexuelle Leistung bringen zu müssen, "gut im Bett" zu sein oder irgendsowas. Ich habe bis heute weniger Sexpartner gehabt als manche angeblich in einer Woche. Vermißt hab ich nix, außer eifersuchtsfreier Liebe. Ausnahmslos jeder meiner langjährigen Partner war sehr eifersüchtig und manche machten mir das Leben damit wirklich schwer. Ich war ja treu, weil ich es wollte, aber wenn mich einer zwingen will und seine eigenen Verlustängste auf mich projiziert, ist es irgendwann nur noch Quälerei in so einer Beziehung, dann will man doch nur noch weg.
Ich wollte nie heiraten, hab nie "den sicheren Hafen" bei jemand anderem gesucht. Hab ihn dann trotzdem gefunden bei V., ausgerechnet! (Nun fühl ich mich gefangen...) Hab ich Heimat bei wem gesucht? Nein... ich hatte mal so ein Aufflackern dieses Gefühls bei A. (dem "Adonis", nicht dem Künstler-A. ;o)), und ich dachte, genau deshalb sei der Schmerz so schlimm, dass er mich immer wieder verlassen hat.
Es heißt doch, Heimat findet man in sich selber oder gar nicht. Jetzt bin ich dabei, die in mir selber zu finden. Jede einzelne Begegnung mit Männern seit A. hilft mir dabei, zu mir selber zu finden, stabiler zu werden, mich selber - auch sexuell - besser kennen- und verstehen zu lernen. Es hilft mir auch, Männer zu "erfahren", mit denen ich keine feste Beziehung haben will, einfach zu erleben, wie sie sind in der Begegnung mit mir, was sich draus ergibt oder auch nicht. Das sind alles kleine Befreiungsschläge für mich, weg von meiner dominanten Sozialisierung, hin zu dem, was ich eigentlich bin.
Niemand zwingt mich mehr zu irgendwas (weder zur Mono- noch zur Polygamie), auch KF nicht. Ob es mal wirklich dazu kommt, dass wir Mitspieler:in(nen) haben, weiß eh niemand. Wir haben ja auch abgestimmt, dass wir die auf jeden Fall gemeinsam aussuchen, erstmal unverbindlich treffen, um die allseitige "Chemie" zu testen und dann mal weitersehen. Es ist aktuell eine Fantasie, die (mir) auch Spaß macht und anregend ist, ob und wie und wann das umsetzbar ist, wird sich zeigen. Ich fühle mich dabei aber nicht unter Druck und ich finde die Fantasie selber anregend, nicht, weil ich KF gefallen will.
Im übrigen hat mir KF vermittelt, dass ich das Nonplusultra für ihn bin, er noch nie wen hatte wie mich und ich die unanfechtbare Nr. 1 bin für ihn. Ok, das hat A. auch behauptet, aber im Gegensatz zu A. ist KF tatsächlich single und kümmert sich wirklich sehr um mich bei jedem Treffen, der putzt vorher die Hütte und kocht und macht Obstteller, holt mich vom Bahnhof ab, gibt alles - wie es zumindest anfangs "normal" ist, wenn man jemanden mag.
Wir werden ja sehen, wie sich das entwickelt. Er ist sehr liebe- und respektvoll, wenn sich das im Umgang mit weiteren Personen fortsetzt, dann könnte die Erfahrung zu mehreren sehr intensiv und schön werden. So seh ich das.
KF ist kein Pimp, und es geht hier nicht um Wettbewerb, wer dem Gockel am besten dient/ihm am besten gefällt. Es geht um Lustgewinn für KF und mich. Wäre das ein Wettbewerb, würde ich den vermutlich eh gewinnen, so wie Barbarella ;o), denn dümmliche versaute Machtspielchen (Eifersucht...!) prallen an mir ab, weil sie mich nicht interessieren. Ich bin nicht verliebt, das ist der beste Schutz davor, sich selber zu verlieren in/mit anderen. Ich bin einfach nur auf Forschungsreise... ;o)
Ich denke, um mich muss man sich keine Sorgen machen ;o)
Bussi
<3<3<3
GLG, V