Re: Zuhause oder Altersheim...
Einmal aus der jüngsten Praxis:
War unsere erste Mieterin mit dem HInweis, schwieriger Charakter und kam aus einem 1200 Bewohner-Pflegeheim mit dem Hinweis, dass sie dort nicht gepflegt wird.
Seit knapp 2 Jahre bei uns in der Haus- und Wohngemeinschaft, Pflegestufe 2, Betreuungspauschale Demenz, Rollstuhl. Die Schwiegertochter übernahm die täglich Pflege außer Wochenende/Feiertage (ansonsten ambulanter Pflegedienst). Das Haus wurde umgebaut und Sohn/Schwiegetochter wollten die Mutter nach Hause holen. Begründung: sie soll die restlichen Tage ihres Lebensabends noch im Kreise der Familie verbringen können.
Die Mieterin war wirklich schwierig und nicht unbedingt für eine Wohngemeinschaft förderlich. Aber - wir kamen wirklich miteinander aus.Sie saß im Kreise der übrigen WG-Mitglieder und sang auch mit; machte beim Gedächtnistraining mit, nahm an Gesprächen teil etc - eigentlich vom Kopf her noch agil - das Sehvermögen war leider stark eingeschränkt.
Auszug Ende Juli diesen Jahres. Nach 6 Wochen - Einweisung in ein Krankenhaus - angeblich war der Hausarzt am Ende seines Lanteins. Angeblich war die Frau nicht mehr ansprechbar, nur noch hysterisch. Realität war: Sohn mt Ehefrau waren mit den Nerven völlig am Boden und brauchten eine Auszeit für eine gute Woche. Diagnose Krankenhaus: die Patientin hat mittlere Demenz, ansonsten gesund (93 Jahre) und eben alt. Keine Änderung der Medikamentengabe.
Seit Anfang Oktober ist sie jetzt im Pflegeheim. Sie ist jetzt dort, wo sie nie hin wollte. Sohn/Schiwegertochter sind reif für eine psychiatrische Behandlung.
Die Schwiegertochter reagierte einmal mit gegenüber: Wo ist ihr Idealismus geblieben - ist das reale Leben jetzt bei Ihnen angekommen? - (Hatte mit erlaubt den Hinweis zu geben, dass ein tägliches Klingeln von bis zu 40mal schon abartig ist.)
So muss es nicht wirklich immer gehen - aber Empathie und vielleicht auch Sparen sind nicht immer der richtige Ratgeber.
Dies ist ein sehr krasses Beispiel - aber in diesem Jahr habe ich davon vier weitere Erlebnisse gehabt, die dann im Pflegeheim (vorher hier als Probewohnen / betreuter Urlaub) und sich "freiwillig" für ein Verbleiben in der WG hätten sich entscheiden können. Die Nachfolgegeneration war leider dann doch recht schnell überfordert - die gesetzliche Betreuung griff dann sehr schnell und regelte den Rest. Alle vier hatten ein "soooo schönes Zuhause und so liebe Angehörige" .............. Ergebnis: Pflegeheim, weil die Angehörigen nicht entscheiden können.
Dies ist hier die andere Seite der Medaille - wir sind als Kinder schon in der Pflicht, für eine akzeptable Lebensqualität zu sorgen - auch gegen den Willen der Eltern, wenn sie dies nicht mehr entscheiden können. Unsere Überforderung kann nicht bedeuten, dass die Eltern dann in einem Pflegeheim müssen.
Wer selbst die Pflege übernehmen will, sollte zumindest die Ausbildung (ist hier möglich) bei den Krankenkassen in Anspruch nehmen - es kostet nichts und hilft. Weiterhin schon mal für eine Auszeit vorsorgen - Verhinderungspflege / Kurzzeitpflege sowie Betruungspauschale wären hier die Stichworte.
Jeder der Angehörigen - so jetzt bei unserem ersten Adventsfest - würde gern Vater oder Mutter selbst versorgen - wenn sie es könnten. Gemeinsam ist allen: ein Heim kommt überhaupt nicht für Mutter/Vater in Frage.
Vielleicht schon mal vorab informieren - möglicherweise gibt in örtlicher Näher vergleichbare Angebote wie unsere Wohngemeinschaft für Menschen mit demenziellen Einschränkungen - hier unsere internet-adresse:
http://www.senioren-wohngemeinschaft-eitorf.de
Ich wünsche Ihnen, dass Sie es schaffen -- sorgen Sie aber für sich selbst vor.