Re: Y-Prothese nach Diagnose AVK
Eine Y-Prothese ist ein Bypass, nur dass das alte Gefäß nicht belassen, sondern gleich entfernt wird. Man wählt diese Behandlung, wenn die Bauch- und beide Beckenschlagadern betroffen sind UND eine entsprechende Klinik besteht (das sind Beschwerden).
Der Eingriff ist alles andere als eine Kleinigkeit. Er ist aufwendig, oft braucht man eine Bluttransfusion und das Langzeitergebnis hängt von vielen Faktoren ab. Ganz sicher sind Sie durch diesen Eingriff nicht "geheilt", denn das Grundleiden, das zur Arteriosklerose geführt hat, besteht weiter.
Operateure neigen dazu, vor allem über ihre guten Ergebnisse zu berichten, im Internet finden Sie dann mehr die kritischen Berichte - ein bekanntes Problem.
Nun kenne ich Ihre Befunde nicht und kann (und darf) Sie deswegen auch nicht individuell beraten. Stattdessen hier ein paar grundlegende Dinge:
Die wichtigste Maßnahmen bei AVK (Arterielle Verschlusskrankheit) ist die Ausschaltung aller Risikofaktoren, die man finden kann. Das sind:
- Rauchen
- erhöhtes Cholesterin
- erhöhter Blutdruck
- Störungen im Vitamin B12 Stoffwechsel
Gleichzeitig sollte jeder, der eine AVK hat, sofort mit einem konsequenten Gehtraining beginnen. In Amerika wird dazu ein Schema empfohlen, das pro Tag 60 Minuten in Anspruch nimmt, bei uns werden 1-2 x täglich 20 Minuten empfohlen. Nehmen Sie die Sache ernst und schreiben Sie sich auf, was Ihnen tatsächlich gelingt!
Gehtraining sieht folgendermaßen aus: Schmerzfreie Gehstrecke bei FLOTTEM Gehen ermitteln. Das können 20 Schritte oder 50 Meter sein, egal. Was es ist, das ist es. Diese Strecke ist NICHT Ihre Trainingsstrecke, sondern 10% weniger, also bei 20 Schritten nur 18 Schritte und bei 50 Metern nur 45 Meter. Die entsprechende Strecke gehen Sie in flottem Tempo und bleiben dann stehen. Nach 2-.3 Minuten gehts wieder von vorn los und das Ganze 20 Minuten.
Gehtraining ist die EINZIGE Maßnahme, die den Körpoer dazu bringt, SELBST neue Adern zur Verfügung zu stellen, sogenannte Kollateralen. Diese Adern müssen Sie sich zwar hart erarbeiten, aber dafür bleiben Sie auch für den Rest Ihres Lebens erhalten und können im Laufe der Zeit immer mehr Blut transportieren - genau das wollen Sie.
Im Gegensatz dazu besteht nach Ausschälung, Bypass oder Prothese immer die Gefahr, dass diese Gefäße mehr oder weniger rasch wieder zugehen.
Die Entscheidung OP oder nicht hängt ganz wesentlich davon ab, wie schlecht es Ihnen geht. Wenn die Extremität bedroht ist (Amputation droht), dann muss man operieren. In allen anderen Fällen muss man das Risiko des Eingriffs und seinen voraussichtlichen Nutzen sehr genau unter die Lupe nehmen.
Wenn keine Eile ist, erst mal Gehtraining machen. Allerdings lassen sich Verschlüsse im Bauch und Beckenbereich durch Gehtraining sehr viel weniger zur Kollateralbildung anreizen als z.B. Verschlüsse am Bein. Ziehen Sie also bitte keine voreiligen Schlüsse - ich kenne weder Ihre Bilder noch Ihre Druckwerte noch Ihre Beschwerden.
Möglicherweise hilft Ihnen das Gespräch mit einem internistischen Angiologen. Er kann nicht operieren und hat oft mehr Erfahrung in der konservativen Therapie als chirurgisch tätige Angiologen.
Noch zum Gehtraining:
1 x in der Woche können Sie testen, ob sich Ihre Gehstrecke schon verbessert hat. ERSTE ERGEBNISSE zeigen sich meist nach 3 Monaten - Sie brauchen also Geduld. Lassen Sie sich vom Arzt helfen. Er kann alle 3 Monate die Druckwerte kontrollieren und manchmal eher als Sie erkennen, dass sich schon was tut. Wenn sich 6 Monate lang gar nichts tut, kommen Sie wahrscheinlich mit dem Gehtraining allein nicht zurecht, aber das ist nur ein ungefährer Wert.
Beachten Sie auch, dass es vermeintliche Rückschläge geben kann, also Tage an denen es schlechter geht als sonst. Bevor Sie alles hinschmeißen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt.
Hab ich was vergessen?
Fragen Sie einfach nach!
Dr. Schaaf