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Wir waren in der Frauenklinik

  • Thread starter Thread starter Sinmali
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RE: Wir waren in der Frauenklinik

Hallo Jannina und Natalie,

auch euch vielen Dank für das Mitgefühl und die Wünsche.

Heute ist ein komischer Tag, jetzt wo ich alles weiß und Hilfe bekommen kann, habe ich eine lähmende Angst, die sogar verhindert, dass ich mich freuen kann.

Viele herzliche Grüße an alle hier. Sie aber auch Michael ermutigen mich so wunderbar, dass ich keinen Rückzieher machen werde.

Ich weiß andere Frauen haben das auch geschafft, warum ist das für mich dann so schwer?

Lieben Gruß
Sinmali
 
RE: Wir waren in der Frauenklinik

Hallo Sinmali!

Es ist nciht nur für Sie schwer! Für die anderen war es genauso schwer! Diese Hürde ist halt so immens groß.
Aber Sie werden es schaffen.

Und es ist auch ganz normal, dass Sie jetzt nachdenklich gestimmt sind.
Sie sitzen gerade sozusagen auf einem Zug, den Sie ins Rollen gebracht haben, weil Sie ein bestimmtes Ziel vor Augen hatten.
Für dieses Ziel müssen Sie verschiedene schwierige Situationen durchleben und diese Situationen kommen jetzt schneller auf Sie zu, als Sie dachten.
Aber je ehere es geschieht, desto schneller kommen Sie zum Ziel und es wird Ihnen besser gehen.
Sie werden es schaffen und Ihr Ziel erreichen.

Liebe Grüße und ganz viel Kraft
von ChrisTine
 
RE: Wir waren in der Frauenklinik

Hallo ChrisTine,

mein Ziel rast auf mich zu, wie ein ICE vor dem ich noch riesige Angst habe.
Michael sagt, dass wenn ich dann im Krankenhaus bin, die Angst weniger wird und ich mit jeder Behandlung und Op glücklicher werde. Ich hoffe er hat Recht.Er hat eigentlich immer Recht.
Vielleicht ist das auch ganz gut so, dass alles so schnell kommt. Sie haben Recht, dann bin ich auch schneller am Ziel.
Komisch, ich mache mir wieder Gedanken um meine Familie, obwohl ich da alles so verachte.

Danke ChrisTine
Sinmali
 
RE: Wir waren in der Frauenklinik

Hallo,

Ich habe gerade Ihre ganze Geschichte gelesen und bin zutiefst betroffen von Ihrem Schicksal. So etwas kann sich bestimmt niemand vorstellen, der es nicht erlebt hat und ich bin wirklich froh hier in Deutschland zu leben.
Aber gleichzeitig bewundere ich Ihren Mut und Ihre Kraft, mit der sie es geschafft haben ein neues Leben zu beginnen! Von dort wegzugehn war der 1. Schritt, den sicher fast niemand sonst tut. Es war sicherlich schwer, aber Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, das ist sicher.
Ich denke man wird Ihnen auf jeden Fall helfen können, es kann ja nur besser werden und mit einem Mann an der Seite, von dem manch andere Frau nur träumen kann, haben Sie ihr Leben erst noch vor sich.:-)
Sie haben ein "Happy End" wirklich verdient.

Viel Mut und Kraft noch auf Ihrem weiteren Weg, ich bin da sehr optimistisch!

Liebe Grüße
 
RE: Wir waren in der Frauenklinik

Hallo Sinmali,

Ja, ich glaube der ICE stellt die rasante Geschwindigkeit in der jetzt alles vor sich geht, sehr gut da. Und es ist auch ganz normal, dass Sie Angst davon haben. Denn diese wahnsinnige Geschwindigkeit überrumpelt sie regelrecht. Sie denken er ist viel zu schnell und es macht Ihnen Angst. Diese Angst ist begründet, aber laufen Sie bloß nciht vor diesem ICE weg, denn er führt Sie zu Ihrem Ziel!!!!

Ich glaube auch, dass Michael recht hat. Wenn es erstmal so weit ist, wird die Angst weniger und Sie sehen wie ihr Ziel immer näher kommt und fast greifbar ist. Sie schaffen es und werden sich über ihre Entscheidung und Entschlossenheit freuen. Laufen Sie bloß nicht weg. Sie haben sich ein Ziel gesetzt und habe jetzt die Möglichkeit dieses Ziel zu verfolgen.
Es wird Ihnen ganz neue Seiten eröffnen und ein Traum wird sich für Sie erfüllen.

Sie und Michael, sie schaffen das schon. Da bin ich mir sicher.
Und sehen Sie, Sie glauben selbst daran, dass es besser wird. Und wie man so schön sagt: Der Glaube kann Berge versetzen.
Wenn Sie an sich glauben, dann wird das auch.

Es ist auch ganz natürlich, dass Sie sich Gedanken um Ihre Familie machen, denn ganz egal ist Sie Ihnen ja nicht. Schließlich hat ihre Mutter sie geboren und irgendwas verbindet Sie ja auch mir ihr.
Es sind bestimmt gemischte Gefühle, denn ihre Mutter/Familie kennt die Beschneidung ja auch als Tradition und es wurde immer gemacht und vielleicht denken Sie ja auch, dass Sie nicht weiß, wei es einfach ist, und sie sich nicht anders zu helfen wusste.

Sowohl wenn Sie so, aber auch wenn Sie das Gegenteil denken, wäre es vollkommen in Ordnung und normal.
Diese Situation ist echt schwierig.
Vielleicht sind Sie auch einfach nur wütend und hassen Ihre Familie dafür,was sie Ihnen angetan hat.
Beides ist berechtigt - keine Frage.

Ich kenne diesen Zwiespalt auch nur allzu gut.

Ich wünsche Ihnen ganz viel Glück
und wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, dann lassen Sie es mich wissen.

Liebe Grüße
ChrisTine

P.S.: Sie sind eine tapfere und sehr starke Frau.
Komisch, ich mache mir wieder Gedanken um meine Familie, obwohl ich da alles so verachte.
 
RE: Chris und Try

RE: Chris und Try

Hallo ChrisTine und Try,

Danke auch Ihnen liebe Try für die Wünsche. Mein Michael ist mein Lebensretter.
Er fragt mich immer, warum ich so anders bin, wie alle anderen Frauen in Äthiopien aber woher soll ich das wissen. Hier werde ich oft bewunder und in Äthiopien würde ich mit meiner Einstellung wahrscheinlich auf der Straße leben und verachtet werden.
Lieben Gruß
Sinmali


Liebe ChrisTine,

ich bin meiner Mutter für damals nicht böse. Sie wusste es auch nicht besser und die Aufklärungen haben damals erst begonnen. Das war die Tradition, einem Mädchen Reinlichkeit zu schenken.
Mein Wandel kam, als ich größer wurde und Tostan, die Hilfsorganisation, immer öffter ins Dorf kam. Ich habe die Verstümmelung als ein Verbrechen angesehen und wollte dann immer mehr so werden wie die deutsche Frauen, die zu uns kamen. Ich habe sie einfach bewundert.
Meine Familie hat dann immer mehr Schwierigkeiten von der Dorfgemeinschaft für mein Verhalten bekommen, bis mein Vater mich verjagt hat.
Das ist aber das was ich nicht verstehen kann, warum nach so vielen Jahren meine Mutter und auch andere Frauen so an der Tradition festklammern. Sie gehen nicht mit dem Fortschritt, für mich entwickeln sie sich eher zurück.

Ich denke jetzt in meinen schwierigen Tagen an meine Familie und das Dorf und weiß ganz genau, dass wieder kleine Mädchen beschnitten werden.
Das tut in meiner Seele so weh, dass ich dies schreibe und weine, weil ich mir manchmal wünsche nicht geboren zu sein.
Jetzt bin ich in Deutschland und ich werde es schaffen.

Danke ChrisTine für die starken Worte, die mich so aufmuntern.
Lieben Gruß von mir und Michael

Sinmali
 
RE: Chris und Try

RE: Chris und Try

Hallo Sinmali!

Jeder Mensch ist für sich und sein Leben ab irgendeinem Zeitpunkt selbst verantwortlich und es ist garantiert nciht einfach gegen den Strom zu schwimmen. Aber es ist immer wieder bewundernswert, wenn Menschen das wagen und dadurch viel mehr erreichen und viel stärker werden, als andere Menschen.

Du schriebst das hier: "Hier werde ich oft bewunder und in Äthiopien würde ich mit meiner Einstellung wahrscheinlich auf der Straße leben und verachtet werden. "
Wie man so schön sagt herrschen in anderen Ländern andere Sitten.
Stell dir mal vor du fährst nachts in Deutschland mit dem Auto irgendwohin. Kein Mensch außer dir ist auf den Straßen unterwegs. Die Ampel vor dir ist rot. Eigentlich gibt es keinen Sinn, warum man anhalten sollte, fährt man aber bei rot über die Ampel begeht man eine Straftat.

Jetzt stell dir mal vor du fährst nachts mit dem Auto in Afrika irgendwohin. Es scheint wieder so als sei kein Mensch außer dir unterwegs. Du kommst wieder zu einer roten Ampel. Was machst du? In Deutschland hast du gelernt, du musst trotzdem anhalten. Wenn du jetzt aber anhältst und hinter dir kommt doch ein Auto und du fährst nicht weiter. Dann begehst du eine Straftat, weil du den Verkehr aufhältst. Und machst dich strafbar.

Jede Einstellung wird als gut betrachtet, wenn man in dem "richtigen Land" ist.
Es ist einfach so, man kann es nicht ändern.
Aber auf der anderen Seite kann so auch jeder gucken, wo er hingeht und wo und in und mit welcher Kultur er leben möchte.
Und durch diese unterschiedlichen Sitten kommen auch die unterschiedlichen Einstellungen zustande.
So gilt Beschneidung für uns als Verbrechen. Aber da wo du herkommst, ist es absolut wichtig und man kann es sich nciht ohne vorstellen.

Für michgilt Beschneidung auch als ein Vebrechen, weil so viel passieren kann und es einfach sschrecklich ist und ganze Leben zerstört.
Ja, die Dorfgemeinschaften spielen auch eine große Rolle. Man muss es machen, sonst steht man ziemlich schlecht dar.

Der Fortschritt ist für sie fremd. Sie haben bestimmt auch Angst davor. Sie kennen kein anderes Leben und möchten es auch nicht ändern.-vielleicht auch um es ihren Eltern recht zu machen und sie nciht zu enttäuschen.

Aber ich finde es gut, dass du gegen den Strom schwimmst und deine Einstellung auch auslebst.
Du schaffst das.

Das du gerade jetzt an deine Familie und dein Dorf denkst ist auch ganz normal.
Wie heißt es so schön: "Zeit heilt alle Wunden" und es ist wirklcih etwas wahres dran. Irgendwann wird es einfach erträglicher. Und es ist gut den Schmerz auszuleben, sonst kommt irgendwann wieder alles hoch und man bewegt sich nie vorwärts.

Du kannst aus deinem Leben so viel machen und was würdest du ohne Michael tun. Wenn du nicht geboren wärst, hättest du ihn nicht kennen gelernt und er dich nicht.
Du wirst es schaffen, was schönes und einzigarztiges aus deinem Leben zu machen und dann freust du dich das du lebst.

Du wirst es auch schaffen, da bin ich mir sicher. Und ich freue mich immer etwas über dich zu hören.

Liebe Grüße (auch an Michael)
ChrisTine
([email protected])
 
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