RE: WIESO..der lauf der dinge?
Brecht, sinngemaess: Herr K traf einen Bekannten, den er lange nicht mehr gesehen hatte. Der Bekannte sagte, Sie haben sich gar nicht veraendert. Oh, sagte da Her K und erbleichte.
Alles fliesst, hat schon ein etwas aelterer griechischer Philosoph erkannt. Du steigst nie zweimal in den selben Fluss, hat er dazu erlaeutert.
Die aberwitzige Vorstellung, die wir gern pflegen, ist, dass zwei vom Zeitpunkt der Begegnung an ihre Biografien harmonisieren, als ob so etwas ginge, und sich fortan nur noch synchron weiterentwickeln. Dabei ist schon der Mensch, der am Morgen nach der Hochzeitsnacht das Bett verlaesst, nicht mehr der, mit dem wir am Abend in die Klappe gestuerzt sind. Da die Veraenderungen unmerklich sind, koennen wir lange die Illusion pflegen, da seien keine. Eines Tages aber laesst sich die Realitaet nicht mehr verdraengen.
Haeufiger als wir wahrhaben wollen, wird sexuelle Anziehungskraft mit Liebe gleichgesetzt. Insbesondere in den jungen Jahren heisst der Seufzer "ich liebe dich" in Wirklichkeit "lass uns ficken". Und das ist ja auch ganz in Ordnung. Denn sicher will mir niemand einreden wollen, dass ich jemanden, den ich seit ein paar Wochen kenne, schon lieben koennte. Natuerlich bin ich gern mit ihm zusammen. Natuerlich glaube ich, Zuege an ihm zu erkennen, die mir zusagen. Aber zum Lieben gehoert doch sicher mehr. Solche Liebe kann sich, wenn man Glueck hat, auf dem Fundament gemeinsam erelebter Sexualitaet aufbauen. Dann hat man das grosse Los gezogen. In aller Regel entdeckt man an dem anderen aber auch Seiten, die man nicht so sehr schaetzt. Wer dann realistisch ist, kann immer noch sehr zufrieden sein und seinen Partner vielleicht sogar wgen seiner Fehler lieben.
Bedauerlicherweise laesst aber unsere Faehigkeit realistisch zu sein zu wuenschen uebrig. Die Erinnerung an ekstatische Zeiten bleibt wach, und verglichen damit wird der spaetere Alltag als duerftig empfunden. Das geht vorzugsweise Frauen so, deren emotinale Faehigkeiten ausgepraegter zu sein scheinen, als die der Maenner. Vielleicht kommt hier der von tacu zitierte Primat zum Vorschein. Dem Manne hat es genuegt, zu zeugen und die Aufzucht der Brut bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu schuetzen. Das war eine Aufgabe, die viel damit zu tun hatte, weite Wege zurueckzulegen, den Eber umzubringen und heim zu schleppen. Das hatte vielleicht auch damit zu tun, anderen Maennern auf dem Kopf herumzuklopfen, bis sie von der eigenen Gefaehrtin abliessen. Alles Funktionen, bei denen die innigen Gefuehle der Paarbildung ein wenig zu kurz kommen. In der Hinsicht mussten Frauen anders programmiert sein, schon allein damit sie das Junge in einem, diesem zutraeglichen Klima grossziehen konnten.
Was folgt daraus? Um Veraenderungen kommen wir nicht herum. Graemt euch nicht deswegen sondern seid neugierig. Versucht, euch darueber zu freuen. Veraenderungen sind im Grunde etwas Positives. Behaltet von Anfang an eine gewisse Unabhaengigkeit und Selbstaendigkeit. So seid ihr eher in dere Lage, dem anderen ein wirklicher Partner zu sein.