Re: Wie soll´s nach Trennung weitergehen?
Hallo Zetzsche,
zwei Dinge finde ich als Aussenstehende relativ einfach zu beantworten, die andere furchtbar schwierig.
Also erstens, dass dein Mann auch seine ersten Probleme mit seiner neuen Beziehung hat, ist doch normal. Die werden halt auch nicht nur auf rosaroten Wolken schweben. Und so wütend wie ich an Deiner Stelle wäre, würd ich ihm wünschen, dass er damit so richtig schön auf die Schnauze fällt. Genauso wie ich vorher gesagt habe, sei doch traurig, genauso mein ich, sei doch wütend. Er hat eine jahrelange Beziehung und Vertrautheit aufgegeben, um diesen Anflug von Freiheit, Verliebtheit, usw. nachzugehen, ob diese Sache dauerhaft und beständig sein wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Find ich jedenfalls voll normal, dass Du das so beobachtest und Dir guttut, wenn Du hörst, dass er damit so seine Schwierigkeiten hat.
Die zweite Sache: Dass er so tolle Dinge mit Erik unternimmt. Es so übertreibt, auch mit dem Forellenangeln usw. Oder nichts allein mit ihm unternimmt.
Hm, ich denke, da musst Du mehr loslassen, auch wenn das jetzt noch sehr sehr früh ist. Ich selbst habe drei Kinder von drei verschiedenen Vätern. Der eine kümmert sich gar nicht, der andere sehr. Der, der sich so sehr bemüht, übertreibt es auch sehr. Aber ich sehe da auch die beschränkte Zeit, die ihm zur Verfügung steht. Klar will er da den coolen Papa spielen und nicht den, der da grosse Erziehungsziele umsetzen will. Trotzdem bin ich froh, dass er als Papa da ist.
Ihr habt halt da plötzlich nicht mehr so gemeinsame Erziehungsziele, wie ihr überhaupt nicht mehr gemeinsame Ziele habt. An Eurem Kind spürt ihr das ganz besonders, und das tut auch ganz besonders weh.
Aber die wirklich schwierige Frage ist meines Erachtens: Wie erkläre ich das meinem Kind? Wie du es beschreibst, im Kindergarten, der Freund erklärt ihm, dass sein Vater jetzt bei seiner Mutter wohnt und dort "Papa" ist?
Er ist da nicht einfach Papa, der Sohn deiner Freundin hat ja schliesslich auch einen Vater. Und die beiden werden auch nicht sofort die gleichen erziehungsziele haben, die kinder akzeptieren nicht so einfach neue papis und mamis.
Was Du Deinem Sohn erklärst, hängst stark von seiner Auffassungsgabe ab, sechsjährige können da sehr unterschiedlich sein. Und eigentlich wäre es ja Aufgabe des Papas, diese Sache zu erklären. Mir fällt es schwer, da einen ultimativen Tip zu geben, weil nur Du Deinen Sohn kennst, und weisst, wie und was Du ihm da sagen kannst.
Ich kann das einfach mal versuchen, auf meine siebenjährige Tochter umzudenken. Was würde ich ihr wohl sagen?
Ich würde wohl primär als ziel sehen, ihr eine gewisse Einigkeit als Elternpaar zu vermitteln - auch wenn sie im Moment nicht so da ist. Für mich wäre wichtig, dass sie spürt, dass beide sie liebhaben und dass diese einigkeit, dass wir beide für sie da sind, nicht zu erschüttern ist.
Das würde ich einer siebenjährigen natürlich so nicht sagen, sondern versuchen, so etwas zu vermitteln, was angesichts der situation natürlich sehr schwierig ist.
Meine Tochter geht aufgrund ihres alters grade sehr oberflächlich mit ihren Beziehungen um. Wer gestern beste Freundin, war ist heute böse. Morgen verträgt man sich wieder, und inzwischen gab es wieder andere beste Freunde.
Auf dieser Basis würde ich es ihr wohl erklären. So - dass der Papa halt mal ne andere beste Freundin wollte.
Andererseits würde ich ihr aber auch rüberbringen, dass ich dieses Verhalten nicht gutheisse. Insbesondere - wenn man gemeinsame Ziele - mit seinen Freunden ins Auge fasst - und dass ist die Elterschaft - schmeisst man sowas nicht einfach fort. Das würde ich meiner Tochter wohl schon vermitteln wollen.
Also, dass ich es tolerien und akzeptieren muss, und deshalb Mutter und irgendwo Partnerin des Vaters bleibe, dass ich es aber nicht gutheisse.
Vielleicht auch, dass man Dingen ihre Zeit lassen muss, wie sie sich mit ihrer Freundin heute bitterböse streitet, und sich morgen wieder gut ist. Nicht um zu zeigen, dass morgen wieder heile Familie ist, sondern dass Dinge und Gefühle sich wandeln und dass die momentane Situation, die für ihn sicher auch unspezifische Instabilitäten spüren lassen, gar nicht so stabil sind.
Was aber stabil für ihn bleiben sollte, ist Eure gemeinsame Liebe.