• Kognitive Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, Psychopharmaka,... Die moderne Psychiatrie und Psychotherapie hat heute eine große Bandbreite an verschiedenen Therapiemöglichkeiten. Aber welche ist für Sie die richtige? Wann sollte man in eine psychiatrische Klinik gehen, wann reicht eine ambulante Psychotherapie?

Wie lange dauert es bis Antidepressive Wirkung bei AD Eintritt?

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"..es sind alles nur Kosmetika...sie übertünchen, können aber nicht heilen und Ursachen beseitigen..."

Hallo Hans Georg,

ich schätze Ihre Beiträge, aber das sind Sätze, die nicht nur falsch, sondern auch gefährlich sind, weil sie Zweiflern von ihren notwendigen Mitteln abhalten könnten.

Sie haben vermutlich noch keine katatone Schizophrenie gesehen, die nach einer einzigen Injektion des richtigen Psychopharmakons in wenigen Minuten aus der Erstarrung gelöst ist und wieder normal leben kann?
Oder eine stuporöse Depression, die ohne das richtige AD gestorben wäre..?

Es gibt Entgleisungen des Hirnstoffwechsels, wo eine Substitution - also Ergänzung des Defizits - die einzige therapeutische Möglichkeit darstellt. Dass die Wirkung dann aber oft zwei Wochen auf sich warten lässt, liegt nicht am Medikament, sondern an der Blut/Hirnschranke, die eine natürliche Schutzfunktion hat und Medikamente (als nicht körpereigenen Stoff) auch erstmal ablehnt.

Natürlich macht es sich die Psychiatrie oft immer noch zu leicht, in dem zu viel und nicht immer das richtige Mittel gegeben und viel zu wenig mit den Patienten geredet wird.

In der modernen Psychiatrie werden aber medikamentöse Maßnahmen mit Psychotherapie ergänzt - bei bestimmten Störungen ist es umgekehrt - , aber ohne eine ganzheitliche Betrachtung geht es nicht.

Beste Grüße

Dr. Riecke

Sehr geehrter Herr Dr. Riecke,

vielen Dank erst mal für Ihr Lob zu meinen Beiträgen (wobei ich glaub das erste mal hier in "Ihrem" Forum schrieb?)

Ich will niemanden davon abhalten wirklich notwendige Mittel einzunehmen. Jeder der Zweifel hat, soll dies mit seinem Arzt besprechen...und der Arzt entsprechende Zweifel fachlich und sachlich ausräumen.

Richtig, ich habe noch nie eine katatone Schizophrenie oder stuporöse Depression gesehen...dafür zuviele Mitinsassen in Psychiatrischen Kliniken, die auch nur mit Psychopharmaka behandelt, aber auf ihre seelischen Probleme in keinster Weise eingegangen wurde oder sie ernstgenommen wurden.

Diese Arten von Schizophrenie und Depression die Sie nannten...sind das plötzlich und aus dem nichts auftretende Formen...oder haben diese Menschen einen langen Leidensweg und viele Ärzte, Psychiater und Medikamente hinter sich?

Es mag sein, dass es Entgleisungen des Hirnstoffwechsels gibt und in akuten Fällen Medikamente eine zusätzliche Hilfe sein können. Aber eine Behandlung der Ursachen, warum die Seele quer spielt, der Grund für die Entgleisung...sollte doch, gerade in leichteren Fällen, die erste Option sein?

Leider ist meine Erfahrung (bis auf sehr wenige Ausnahmen) generell so, Psychiatrie macht es sich zu leicht, verschreibt lieber Tabletten als zu reden. (wobei manche lieber Tabletten nehmen, als ehrlich und offen über sich zu reden, hinzuschauen und zu spüren...)

Das Verhältnis Ausgaben für Antidepressiva und Psychotherapie macht dies glaub deutlich?

Mit den besten Wünschen
 
Das Verhältnis Ausgaben für Antidepressiva und Psychotherapie macht dies glaub deutlich?

Da hast du sicher recht Hans-Georg, es liegt aber meiner Meinung nach daran dass die Psychiatrie in erster Linie für die Medikamente zuständig ist und den medizinischer Bereich abdeckt.
Psychotherapie wird ja wieder von einem anderen Fachbereich abgedeckt, also müsste man vielleicht eher schauen wie viele von jenen die eines solche Therapie machen Psychopharmaka nehmen.
Ich habe eigentlich vorwiegend Erfahrungen gemacht wo vom Psychiater das Thema Psychotherapie thematisiert wurde, was draus wird hängt von den Patienten und den Wartelisten ab.

Viele Erkrankungen dieser Art müssen aber einfach mit Medikamenten behandelt werden und wenn die dann nicht helfen, ist es eine Katastrophe für die Betroffenen, da alternative Therapien nicht ausreichen weil sie einfach nicht ausreichend helfen können.
Eigentlich hängt es immer vom individuellen Leidensdruck ab, was notwendig ist und was nicht, diesen Leidensdruck sucht sich der Betroffene aber nicht selber aus.
Der Psychiater kann auch nur darauf reagieren indem er versucht diesen mit Medikamenten auf ein erträgliches Maß zu bekommen, auf die Psychotherapie kann auch oft nicht gewartet werden, da Wartelisten von einem Jahr schon lange keine Seltenheit mehr sind.
Wenn dann solange medizinisch nichts gemacht wird, kann es sein dass sich die Erkrankung immer weiter verschlimmert und die Therapien dann auch dementsprechend langwieriger werden und es Glückssache ist wenn keine schlimmeren Folgen eintreten.
 
Hallo Hans Georg,

ich freue mich sehr über Ihr intensives Interesse am Fach Psychiatrie.
Sie haben völlig Recht, dass es noch einige sogenannte kustodiale Psychiatrien gibt, in denen hauptsächlich "verwahrt" wird und die fast einzige therapeutische Maßnahme das Verabreichen von Medikamenten ist, kaum mit den Patienten gesprochen wird und schon gar nicht i.S. einer fundierten Psychotherapie.

Doch es wird allmählich besser mit der Psychiatrie auch in Deutschland.

"Es mag sein, dass es Entgleisungen des Hirnstoffwechsels gibt und in akuten Fällen Medikamente eine zusätzliche Hilfe sein können."

Es gibt tatsächlich primäre Entgleisungen des Hirnstoffwechsels, wo das Defizit ausgeglichen werden muss, sonst bleibt - trotz aller Psychotherapie - die Besserung aus.
So etwa wie beim Diabetes Typ I, wo man den Insulinmangel per Injektion beseitigt, dem Patienten geht es wieder gut.

Ein ähnliches Beispiel wäre die Unterfunktion der Schilddrüse mit Antriebsmangel, depressiver Stimmung u.a., wo man mittels Substitution (Ergänzung) des Hormons sämtliche Beschwerden beseitigt.

Leider kann man bei der adäquaten Situation im Gehirn nicht das selbe Prinzip anwenden, da es sich hier nicht um Hormone, sondern um Neurotransmitter handelt. Die einfach zu zu setzen, unterbindet die Bluthirnschranke, in dem sie die Substanzen nicht passieren lässt (Alkohol und Nikotin schaffen das bekannterweise locker).
Also geht die Medizin andere Wege, indem der körpereigene Transmitter am Abbau gebremst wird. Das ist umständlich, dauert eine Weile, wirkt aber zuverlässig, wenn die Indikation stimmt.

"Leider ist meine Erfahrung (bis auf sehr wenige Ausnahmen) generell so, Psychiatrie macht es sich zu leicht, verschreibt lieber Tabletten als zu reden."

Und hier kommt Ihr Satz zum Tragen.

Da das "Medikamentenprinzip" bei richtiger Indikation wirklich hilft (oft sogar die einzige Möglichkeit darstellt), wird in der Psychiatrie manchmal einfach zu global einfach erstmal ein Psychopharmakon verabreicht, hilft es nicht, kommt eine Dosiserhöhung oder ein weiteres ...

Ganzheitlich gedacht wird auch beim Versagen dieses Procederes trotzdem nicht.
Und unser Gesundheitssystem fördert auch noch das sträfliche Verhalten. Weil das gesprochene Wort, auch die nötigen Gespräche mit den Angehörigen oder Bezugspersonen schlecht oder gar nicht abrechenbar sind.
Doch die Krankenhäuser werden immer mehr zu Wirtschaftsunternehmen mit Kostendruck, Personal- und Arbeitsmittelkürzungen.

Im ambulanten Sektor fehlen Psychotherapeuten, so dass die Wartezeiten z.Z. in Dt. im Mittel bei 6 Monaten liegen!

Aber wenigstens ändert sich das Denken in der Psychiatrie. Bei allem Mangel ist das nämlich der entscheidende Punkt. Und ich bin sicher, dass die von Ihnen angeführten Beispiele allmählich seltener werden.

Beste Grüße

Dr. Riecke
 
Nachtrag:

Sie haben an anderer Stelle gefragt, wie denn das neue Wirkprinzip der Antidepressiva funktionieren wird. Auf alle Fälle soll der Umweg über die Hemmung der körpereigenen Transmitter am synaptischen Spalt wegfallen, so dass nicht mehr so hohe Dosen gebraucht werden und die langen Wartezeiten wegfallen.
Aber die genauen Wege der neuen Substanzen sind auch der Fachöffentlichkeit noch nicht genau bekannt.
 
Da hast du sicher recht Hans-Georg, es liegt aber meiner Meinung nach daran dass die Psychiatrie in erster Linie für die Medikamente zuständig ist und den medizinischer Bereich abdeckt.
Psychotherapie wird ja wieder von einem anderen Fachbereich abgedeckt, also müsste man vielleicht eher schauen wie viele von jenen die eines solche Therapie machen Psychopharmaka nehmen.
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Ist es nicht egal, von welchen Fachbereichen was abgedeckt wird? Es geht um die Gesamtkosten, und dieses Verhältnis, der Aufwendungen für Therapie und Tabletten ist erschreckend...

Medikamente als "Warteschleife" für Therapie? Aber wieviele bekommen AD einfach vom Hausarzt verschrieben? Jahrelang?
Ein Therapeut meinte zu mir deswegen, dass er und Kollegen die Erfahrung gemacht haben, dass viele solche jahrelang AD einnehmenden Patienten gar nicht mehr therapiefähig seien, sie nicht mehr an die "rankommen"...
 
Hallo Dr. Riecke,

mein Interesse ist glaub weniger die Psychiatrie (von der ich maßlos enttäuscht bin) sondern mehr der Menschen, die menschliche Seele. Dieses Zitat von Alexander von Humboldt "Es ist unglaublich, wie viel Kraft die Seele dem Körper zu verleihen mag" finde ich sehr treffend. Aber ich glaube auch an die Umkehrung dieses Spruches, dass es genauso unglaublich ist, was eine kranke und leidende Seele im menschlichen Körper anzurichten vermag.

Was Hormonmangel anzurichten vermag, nicht nur psychisch, sondern auch physisch (z.B kaputte Knochen), weiß ich selber. Aber manchmal schafft nicht mal Substitution von außen gegen...? was auszurichten...

Die Kostenzwänge, unser vollkommen falsch aufgebautes und falsch ausgerichtetes Gesundheitswesen auf Geld und Kosten, in dem Wertschätzung, Achtsamkeit, Respekt, Menschlichkeit keinen Platz (aber doch von einigen praktiziert wird), brauchen wir glaub nicht ausdiskutieren...bodenlos? Genauso wie die Wartelisten bei Psychologen...

Was sich in der Psychiatrie noch ändern wird, ich bin gespannt...und seit einem Gespräch im Mai bei einer Veranstaltung bezüglich meines eigentlichen "Themas" mit fast fertigen Psychologiestudenten auch ein wenig zuversichtlicher. Die haben die selbe Meinung zu Psychopharmaka wie ich...und sehen die Zukunft in eher... althergebrachten, aber schon erforschten Sachen (in manchen Ländern kurz vor der (Wieder)Zulassung)...welche in die Schmuddelecke gestellt wurden....
 
Ist es nicht egal, von welchen Fachbereichen was abgedeckt wird?

Nein, finde ich nicht.
Psychiatrie ist die medizinische Seite, meist mit Medikamenten verbunden, Psychotherapie hat nichts mit Medikamenten zu tun.
Mittlerweile gibt es zum Glück auch viele Psychiater die nicht auf Teufel komm raus verschreiben, sogar froh sind Patienten zu haben die keine Medikamente brauchen und nur zum Rapport vorbei kommen.
Es braucht da kein Alibimedikament mehr und da können sie ihr Budget schonen und trotzdem ein Auge drauf haben.
Sie machen aber meist keine Psychotherapien, oder haben keine Plätze mehr, aber sie empfehlen diese immer häufiger.

Es gibt Menschen die können keine Therapie machen, ohne dass sie vorher medikamentös eingestellt wurden, sicher wie es auch Leute gibt die durch Medikamente bei der Therapie eher gehemmt sind.

Ich persönlich finde ja dass jedes Problem zum entsprechenden Experten gehört, es gibt ja nicht umsonst die Fachrichtung Psychiater und für eine dauerhafte Medikation hat der sicher den besseren Überblick, der HA mag einspringen können wenn der Besuch beim Psychiater nicht möglich ist, vorübergehend.
Ich halte nichts davon wenn HÄ herumprobieren, ohne dass sie entsprechende Weiterbildungen haben, außer als Übergangslösung.
Nichts gegen HÄ, die haben aber schon genug zu tun und von anderen Fachrichtungen können die gar nicht so viel wissen wie der Facharzt selber.
Sie verschreiben die gängigen Mittel, wenn sie wirken ist es gut, wenn nicht oder wenn die Behandlung über Jahre dauert, beginnt es brenzlig zu werden, spätestens dann ist eine Ü zum Psychiater fällig.

Das jedes Gebiet seinen Facharzt hat ist natürlich auch lästig, Termine gibt es nicht mal eben, so ist es auch viel bequemer wenn der HA was verschreibt, aber wie gesagt, ich persönlich finde dass irgendwann ein Facharzt involviert werden sollte um Wirkungen wie die die du beschrieben hast zu vermeiden und auch eine fundierte Diagnose zu erstellen.
Für den ersten Weg und vielleicht auch ggf. das erste Medikament ist der HA sicher gut und richtig, da er denjenigen kennt und schon Vertrauen da ist, er muss aber auch wissen wo seine Grenzen sind und das weiß der ein oder andere leider nicht.

Viel besser wäre natürlich eine ganzheitliche Medizin, wo der Patient automatisch dorthin geleitet wird wo er hin muss, alles miteinander in Verbindung und Austausch steht, am Besten auch unter einem Dach.
Das jeder Arzt Zeit hätte sich mit dem Menschen zu beschäftigen wäre schön, aber die Zeit ist zu knapp und darum dass ein Arzt vom anderen weiß, manchmal sogar darum zum richtigen Arzt zu kommen, muss sich der Patient kümmern, was manchen schon zu viel oder zu unwichtig ist.
Das ist ein Systemfehler, eine reine Frage der Strukturierung und des Geldes und da es um Geld geht bleibt es auf der Strecke.
Auf der anderen Seite haben wir aber durchaus ein recht gutes System, vor allem weil es lernfähig ist, zwar sehr langsam aber es geht immer ein bisschen mehr in die richtige Richtung.

Wenn du überlegst dass noch vor dreißig, vierzig Jahren psychisch Kranke reihenweise entmündigt wurden, Fixierungen Standard waren, Zwangseinweisungen kein Problem, Zwangsmedikation sehr oft gemacht wurde.
Da haben wir in der Entwicklung einen riesen Schritt gemacht, heute ist so etwas nur noch in Ausnahmefällen möglich.
Selbst wenn jemand im klassischen Sinne wahnsinnig ist, kann man ihn nicht mehr so behandeln, er bleibt selbstbestimmt solange es niemandem Schaden zufügt.

Also ganz so schlecht ist das System auch nicht und die neue Generation von Fachleuten, die gerade studiert, die ist noch offener für Veränderungen und das Individuum Mensch, nur dauert es eben immer etwas länger bis die Wachablösung kommt und es dann auch wirklich schafft Neuerungen durchzusetzen.
Wie in der Politik, da lässt auch kein alter Hase die jungen ran, zumindest nur so viel dass sie nicht am Stuhl sägen können und keine "unangenehmen" Neuerungen eingeführt werden.
Aber ich denke von diesem Schlag gibt es auch gar nicht mal so viele in der Psychiatrie, die meisten sind Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen, die Umsetzung ist halt das Schwierige weil immer das ganze System bewegt werden muss, ein solcher Dinosaurier bewegt sich aber nur langsam, sonst bricht er zusammen.;-)
 
Jetzt lese ich erst deinen letzten Beitrag Hans Georg und sehe in vielem sind wir gar nicht so weit auseinander.;-)
 
Ich bin ja aktuell selbst Betroffener. Auch ich nehme oder nahm nicht leichtfertig ein Antidepressiva ein. Bei mir sind es immer wiederkehrende Situationen der Überforderung, Stess, Verantwortung und berufliche Schwankungen in unserem selbstständigen Arbeitssegment. Ich bin bei einer Psychiaterin, mache begleitend eine Psychotherapie und bin regelmäßig noch bei einer alternativen Therapeutin. Traumatische Erlebnisse in der Kindheit und eine schon sehr früh beginnende Verantwortung über eine Junge Familie mit 2 Kindern als 21 jähriger sorgten dafür, dass ich quase schnell Erwachsen werden mußte.

Festgefahrene Strukturen kann man auch nicht so schnell aufbrechen. Durch meine Kindheitserfahrungen und den ersten Panikattacken in Zeiten der Überforderung entwickelte ich eine zum teil ängstliche, übertriebene Körperwahrnehmung. Ich bin auch davon Überzeugt, dass das Unterbewußtsein oder die Seele einem schon sehr deutlich zeugt, wenn man einen falschen Weg in seinem Leben eingeschlagen hat und das eigene Innere läßt sich sowieso nicht hinters Licht führen.

Ich sah das ja selbst in der Vergangenheit. Wenns einem wieder gut geht setzt man das AD (zu) schnell wieder ab und wenn man an den grundsätzlichen Ursachen nichts nachhaltig verändert hat dann kommt der Bommerrang wieder zurück.

Ich bin jetzt in der 4 Woche mit dem Antidepressiva Citalopram und ich merke, dass der Antrieb und die Tage des allgemeinen Befindens speziell in den letzten 2 Wochen immer mehr werden.

So viel wie heuer habe ich mich noch nie mit mir selbst in meinen Leben beschäftigt, Bücher gelesen, Foren, Internet usw. Speziell meine Sitzungen bei der alternativen Therapeutin sind sehr anstrengend und mein Körper und mein Geist reagieren darauf auch in den ersten 48 Stunden dannach sehr.

Ich habe 4 Wochen vor den AD Johanneskraut (in Deutschland heißt das LAIF) eingenommen. Die körperlichen Beschwerden wurden zwar besser aber der allgemeine Zustand der Überarbeitung der aufkommenden Schwäche und der Ängst und Depression wurde dadurch nicht weniger.

Ich möchte mich aber auch jetzt nicht an einer Grundsatzdiskussion beteiligen sondern erhoffe mir in diesem Forum nützliche Tipps und Erfahrungsaustausch.

Mein Problem aktuell ist einfach die Ungeduld. Von 0 auf 100 geht es nicht, schon gar nicht bei seelischen Problemen. Ich stehe einfach vor einer für mich sehr großen Lebensentscheidung. Will ich meine selbstständige Arbeit die nächsten 20 Jahre noch machen oder habe ich den MUT, ja es gehört auch viel Mut dazu sich einzugestehen, dass man in seinem Berufsfeld so nicht mehr weitermachen kann und will. Ich werde nächstes Jahr 40 und habe noch alle Chancen vor mir. Nur eines weiß ich auch, dass ich in Phasen von Erschöpfung/Burnout/Depression keine schnell-schuss-Entscheidung treffen werde.

Im Moment möchte ich einfach körperlich aber vor allem seelisch so weit mich erhohlen, kräfte sammeln und stabil werden, dass ich überhaupt fähig und bereit bin in eine andere Zukunft zu gehen.

LG
 
Hallo Natureboy,

ein schönes Statement haben Sie abgegeben, das vor allem den Eindruck erweckt: Sie sehen Ihre Situation richtig und tun die nötigen Schritte.
Besonders gut finde ich, dass Sie trotz gelegentlich gegensätzlicher Behauptung doch genügend Geduld aufgebracht haben, dem Citalopram eine Chance zu lassen.
Leider wird ein AD oft zu früh abgesetzt, dann bleiben nur die NW als böse Erinnerung zurück.

Günstig - und offenbar auch von Ihnen so akzeptiert - ist die Aufgabenteilung der Behandler.
Sie haben offensichtlich auch erkannt, dass Sie selbst nur wirkliche Veränderungen bewirken können, die therapeutische Seite eher als eine Art Wegweiser (manchmal auch als Wegbereiter) fungieren kann.

Ihre beruflichen Belange lassen sich hier nicht beurteilen, aber richtig ist gewiss, dass Sie zumindest vom Lebensalter her noch sehr viel bewegen können.

Dafür, besonders aber für Ihr Wohlergehen wünsche ich Ihnen Stabilität und Zuversicht.

Beste Grüße

Dr. Riecke
 
S.g. Herr Riecke!

Danke für ihre Zeit und den Antworten. Darf ich Ihnen noch 1-2 Fragen stellen?

1
Ich habe Bromazepam wie unten angeführt genommen und ausgeschlichen.

Halbe 1.5mg 9 Tage Morgens und Abends
Viertel 0.75mg 4 Tage Morgens und Abends
Achtel 0.39mg 4 Tage Morgens und Abends
Achtel 0.39mg 6 Tage Morgens
16tel 0.20mg 2 Tage Morgens

Seit 3 Tagen nehme ich nichts mehr fühle mich aber heute nicht sehr wohl und bin ein wenig durch den Wind. Muss aber sagen, dass ich sehr spät ins Bett bin und anscheinend etwas ausbrüte. Das werden doch nicht Absetzsymptome sein? Nach der Zeit und der geringen Menge? Das gibt's doch nicht?

2.
Ist es normal dass man nach Therapiesitzungen tags darauf mitunter schlechter drauf ist und es einem nicht so gut geht. Jetzt habe ich fünf gute Tage gehabt und heute ist wieder ein Tag zum vergessen, innere Unruhe Anspannung und eine gewisse Unsicherheit auf den Beinen. Ich verstehe das nicht. Sind das wirklich diese Schwankungen des Antidepressivums die ich noch auszustehen habe. Ich provoziere das ja nicht es kommt einfach so daher! Ich ich werde unkonzentriert kribbeln in den Unterarmen, Anspannung Nervosität. Sind das Panikattacken oder panikähnliche Symptome.

Mich nervt das und dass ich so wenig Geduld mit mir anscheinend habe.

lg
 
Jetzt lese ich erst deinen letzten Beitrag Hans Georg und sehe in vielem sind wir gar nicht so weit auseinander.;-)

Sind wir glaub nicht...ich will auch keinen von wirklich nötigen Medikamenten abhalten...aber ein wenig kritischer sollten wir doch alle sein, und nicht nur alles unhinterfragt schlucken, nur weil ein Facharzt meint, das sei das richtige...ohne das er mich in irgendeiner Weise ernst oder wahrgenommen hat?

Ja, das ganze ist ein Dinosaurier geworden, unbeweglich und plump...aber wir nicht?

Aber wenn man in einer schweren psychischen Krise steckt...schafft man es nicht...wenn ich dieses Forum ein wenig querlese...viele der Tabletten habe ich alle durch, und außer den meist unangenehmen Nebenwirkungen konnte ich nie Effekte spüren, AD so ziemlich alles durch, zig Therapeuten, ich sei Schuld mit meiner Sicht, die Depression sei Schuld an meinen Problemen, Rückzug, verschließen, jahrelang ein Mittel (Zyprexa) gegen Schizophrenie...bis eine Ärztin für Homöopathie merkte, was ich hab ist eine PTBS...und bis ich anfing zu suchen...und andere Betroffene fand, die unter demselben leiden, was mir alle Psych...s bis dahin als unmöglich hinstellten...ich sei das Problem, deswegen 2 Suizidversuche...

Sorry, hab mich grad in Rage geschrieben...aber vielleicht kannst du deswegen meine Abneigung gegen eine reine Medikamententherapie bei psychischen Problemen verstehen?
 
Mein Problem aktuell ist einfach die Ungeduld. Von 0 auf 100 geht es nicht, schon gar nicht bei seelischen Problemen. Ich stehe einfach vor einer für mich sehr großen Lebensentscheidung. Will ich meine selbstständige Arbeit die nächsten 20 Jahre noch machen oder habe ich den MUT, ja es gehört auch viel Mut dazu sich einzugestehen, dass man in seinem Berufsfeld so nicht mehr weitermachen kann und will. Ich werde nächstes Jahr 40 und habe noch alle Chancen vor mir. Nur eines weiß ich auch, dass ich in Phasen von Erschöpfung/Burnout/Depression keine schnell-schuss-Entscheidung treffen werde.

Im Moment möchte ich einfach körperlich aber vor allem seelisch so weit mich erhohlen, kräfte sammeln und stabil werden, dass ich überhaupt fähig und bereit bin in eine andere Zukunft zu gehen.

LG

Ungeduldig sind wir doch alle;)

Selbst und ständig...kenne ich auch, der ständige Druck...

So weitermachen...können oder wollen? Was könntest du den ändern? Reduzieren, weniger, nicht mehr so viel? Macht dir dieser Job Freude, ist er "sinnstiftend " für dich, erfüllend und befriedigend? Oder einfach nur lukrativ?

Mal gesponnen...wenn du die freie Wahl hättest, was für eine Tätigkeit würdest du gerne machen, was für einen Job?

Solche Entscheidungen kann man glaub nicht mit dem verstand treffen...man muss es glaub spüren, fühlen, eine Entscheidung aus dem inneren...und das geht nicht, wie du es richtig schreibst, wenn man durch den Wind ist...
 
Zu deinen Absetzsymptomen...du bist glaub sehr sensibilisiert, hast eine verstärkte Wahrnehmung für alle Körperbefindlichkeiten...Kann sein das es Absetzsymptome sind...aber machen kannst du dagegen eh nichts...und die gehen vorbei...

Richt deinen Fokus momentan nicht so auf deinen Körper...sondern mehr auf deine Seele? Wohin, wie weiter?
 
Sorry, hab mich grad in Rage geschrieben...aber vielleicht kannst du deswegen meine Abneigung gegen eine reine Medikamententherapie bei psychischen Problemen verstehen?

Kann ich, du wirst es nicht glauben, aber mir geht es ganz genauso in Sachen Medikamente.
Nichts hilft, andere Therapien nur bedingt.
Gerade mit solchen Erfahrungen hinterfragt man automatisch mehr, als wenn du etwas bekommst und es tatsächlich wirkt (worauf ich durchaus neidisch bin, hätte ich auch gerne so).

Ich muss aber sagen dass ich die Vorwürfe und Unterstellungen die du dir anhören musstest, nur sehr selten und von offensichtlich inkompetenten Vertretern des Fachs zu hören bekam.
Die Therapie wird trotzdem mehr oder weniger aufrecht erhalten, so gut es dem Therapeuten möglich ist die Stunden vor der Kasse zu rechtfertigen, der Psychiater betreut mich weiterhin, egal ob ich Medikamente nehmen möchte oder nicht.
Ich habe mittlerweile eine ganz gute Versorgung in der Hinsicht, Fachmenschen die akzeptieren wie es ist, dass es bei mir eben nicht so einfach ist mit dem Medikamenten und der Therapie (was es auch durchaus häufiger gibt und dort auch nicht verleugnet wird).

Ich glaube es ist nicht nur eine Frage ob man die richtige Therapie bekommt, sondern vor allem ob man an Fachleute gerät die menschlich sind und ihre Patienten nicht als abzuarbeitende Werkstücke betrachten.
Leute ohne Erfahrung denken dann es wäre normal so, ist es aber nicht, aber es ist manchmal mühsam solange zu suchen bis Therapeut und Arzt wirklich passen, was in einer akuten Situation nicht gerade zu machen ist.
Da hatte ich echt Glück gehabt und trotz der langen Zeit wurde ich von denen noch nicht aufgegeben und die das nicht wirken der Therapien wird so gesehen wie es ist, niemand kann etwas dafür und es kommt einfach vor.
Ich kenne es aber auch anders, unterirdisch und menschenverachtend.

Naja, das ist auch wieder eine andere Geschichte, aber dennoch, ich denke es gibt mittlerweile mehr gute und engagierte als schlechte und verurteilende Fachleute, was ja auch nicht immer so war.
Ich halte immer noch sehr viel von den Medikamenten und wenn sie wirklich wirken finde ich es wunderbar, ein Segen.
Nur die Ärzte müssen halt auch schauen inwieweit ein herumprobieren und immer weiter kombinieren sinnvoll ist, wenn sich keine positive Wirkung einstellt und da auch die Meinung des Patienten mit einbeziehen und auch mal an einen Kollegen verweisen um neue Ansätze zu bekommen, ohne Futterneid und ohne dem Patienten die Schuld zu geben weil man selber nicht weiter weiß.

Sorry dafür Natureboy, das ist jetzt wirklich ein bissl zu off topic.
 
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