Schon 21?!
Schon 21?!
Bitte Charleen, nimm es mir nicht übel, aber 21 ist so gut oder schlecht wie jedes andere Alter, um Eltern zu werden. Vom Alter hängt überhaupt nix ab. Eher von der Lebensauffassung, den Idealen, denen man/frau hinterherläuft, den Vorurteilen, die einen prägen, der Offenheit bzw. Beschränktheit, mit denen man/frau dem Leben entgegentritt.
Es ist sehr schade, dass Du den Begriff Scham in die Beziehung zu Deinen Eltern hast einziehen lassen. Sich für jemanden anderen zu schämen, ist so ziemlich das Blödeste, was mich sich und anderen antun kann. Es verdreht die Verhältnisse. Jeder Mensch ist einzig für sich selbst, sein Tun und Handeln verantwortlich. Du musst nicht möglichst mit 21 Mutter werden, um Dein Kind optimal erziehen zu können. Das geht auch mit 40 noch sehr gut.
Ich verstehe schon, dass Du nicht wie Deine Eltern sein möchtest - welches Kind (auch erwachsenes Kind) möchte das schon? Typisches elternhaftes Verhalten (falls es das gibt) ist unabhängig vom Alter. Ich will Dir Deinen Kinderwunsch nicht ausreden, aber gerade dieses Statement zeigt doch deutlich, dass die Vorstellungen, die Du hast, mit einer ganzen Menge unnötiger Voraussetzung das Gelingen Deines Vorhabens (glückliche Kindheit gewährleisten) belastest.
Sicher gibt es eine biologische Grenze für Frauen mit Kinderwunsch. Die ist aber noch lange nicht erreicht in Deinem Fall. Die Vorstellung, mit 30 keine optimale Mutter mehr sein zu können, die solltest Du nicht mit Erlebnissen in der Vergangenheit begründen. Dazu gibt es auch Gegenbeispiele. Deine Zukunft ist nicht mit Deiner Vergangenheit gleichzusetzen. Du hast es in der Hand, die Zukunft ganz anders zu gestalten - heute und auch noch in 10 Jahren.
Und wie Dein Kind einmal Deine Erziehung empfinden wird, das steht sowieso auf einem ganz anderen Blatt. Glückliche Kinder gibt es in den Reihen junger wie älterer Eltern. Setz Dich doch nicht von dieser Vorstellung unter Druck, dass nicht sein kann was nicht sein darf: Du kannst selbstverständlich auch mit 30 noch eine brilliante Mutter eines glücklichen Kindes sein. Was sind schon 10 Jahre? Mutter ist frau sein ganzes Leben lang.
Und die Wichtigkeit des Vaters ist gerade in der heutigen Zeit ein oft unterschätztes Thema. Väter tragen maßgeblich zum Kinderglück bei, auch wenn Mütter meinen, immer und überall die Hauptrolle im Leben des Kindes einzunehmen. Alte Väter können ein Segen für ein Kind sein oder eine Belastung, das kommt wiederum sehr auf den Vater-Typ selbst an. Viele junge Väter nehmen ihre Rolle als Vater weniger ernst als ältere. Natürlich gibt es auch dafür Gegenbeispiele.
Wie ernst Dein Mann diese Rolle nimmt, davon hast Du leider nur wenig geschrieben. Seine Vorbehalte könnten ein Zeichen dafür sein, dass er sich Gedanken über seine Rolle gemacht hat und sich selbst noch nicht "reif" dafür fühlt. Diese Einschätzung kannst Du ihm nicht "ausreden", aber Du kannst ihm Mut machen, sich für fähig zu halten, die Verantwortung für ein Kind zu tragen. Das machst Du am besten nicht über ein "Schüppchenziehen" und dem plakativen Vorwurf, dass er bald zu alt dafür sein wird. Damit erreichst Du nämlich genau das Gegenteil von dem, was Du gern möchtest - er gewinnt kein Vertrauen in seine Vaterrolle sondern bekommt regelrechte Angst, immer nur die falsche Entscheidung zu treffen, was immer er fühlt, denkt oder tut.
So ein Kinderwunsch ist verdammt noch mal eine wichtige Entscheidung, die Du nicht für beide Elternteile treffen solltest, damit Du nicht bei der kleinsten Schwierigkeit vorgeworfen bekommst, dem anderen die Entscheidung abgenommen zu haben. Ich habe diese Erfahrung leider machen müssen - es hat mich nicht sonderlich glücklich gemacht. Meine Tochter hat einen leiblichen Vater, der keine besonders rühmliche Rolle in ihrem Leben spielt. Gott sei Dank hat sie eine Mutter und einen Stiefvater sowie Großeltern, die diesen Mangel ein wenig ausgleichen.
Kindern eine "super-glückliche Kindheit" schenken zu wollen, ist ein hehrer Anspruch. Die Einflussfaktoren auf dieses Ziel liegen aber nicht alle und nicht immer in Deiner Hand. Damit müsstest Du Dich anfreunden können, um nicht am eigenen Anspruchsdenken (an Dich und andere) innerlich zu verzweifeln. Unglückliche Mütter sind für Kinder selten gut. Unglückliche Väter übrigens auch nicht.
Grüße
Anke