Re: weitsichtigkeit und schielen kleinkind
Hallo, lassen Sie sich nicht durch Zahlenwerte verwirren. Bei der Sehschärfe ist in diesem Stadium die Differenz von schielendem zu gesundem Auge von höherer Bedeutung. Nach meiner Erfahrung sollte zwar deutlich intensiver okkludiert werden (alternierend 1 Tag zu, 1 Tag offen), aber auch das ist abhängig von den Befunden, und die kennt ihre Orthoptistin natürlich besser.
Wenn der Schielwinkel momentan so klein ist, ist das zwar kosmetisch gut, aber es muß nicht dauerhaft so bleiben. Also sollte man die weitere Entwicklung abwarten, ob sich tatsächlich ein sogenannter Mikrostrabismus etabliert, oder es noch dynamische Anteile gibt, die den Winkel wieder größer werden lassen und evtl. eine spätere Schiel-OP notwendig machen.
Die Aussage, dass Ihr Sohn niemals Stereosehen entwickeln wird, halte ich für voreilig. Wenn sich der jetzige Befund stabilisert, also ein Mikrostrabismus vorhanden ist, ist die Entwicklung von räumlichem Sehen mit der Zeit durchaus möglich, wenn auch nicht von der Qualität eines "Nichtschielers" und lediglich auf der Grundlage eines allenfalls subnormalen Binokularsehens. Allerdings wird Ihr Sohn tatsächlich nie Bus- oder Taxifahrer, Pilot oder Polizist werden können. Aber es gibt ja genug Alternativen.
Ein Tip noch zur Okklusion: Ihr Sohn sollte sich visuell beschäftigen, wenn das gesunde Auge okkludiert ist, also Fernsehen, malen oder Gameboy spielen. Das trainiert besonders gut, auch wenn bei manchen Beschäftigungen der pädagogische Aspekt etwas vernachlässigt wird....Der Zweck heiligt aber bekanntlich die Mittel. Alles Gute weiterhin!