RE: @Oleg; bin gespannt
RE: @Oleg; bin gespannt
ich dachte, die antwort sei leicht zu geben. ich habe mich geirrt. wahrscheinlich fabriziere ich ich im folgenden lauter gemeinplaetze. aber auch das ist beschwerlich genug. vieles ist wohl auch schon gesagt worden. ich konnte aber aus zeitgruenden nicht alles lesen.
ich gehe davon aus, dass wir den traumpartner als denjenigen definieren, der uns erlaubt, immer wieder lebhafte, tief befriedigende emotionen zu erleben. dabei denken wir sicher zuerst an sexualitaet, aber wir suchen auch die befriedigung eines geradezu animalischen geborgenheitsbeduerfnisses.
ob zwei diese emotionen in der gleichheit oder in den verschiedenheiten suchen, koennen wir wohl als weniger wichtig beiseite lassen.
den anspruch auf ein fortwaehrendes emotionales hoch wird auf dauer niemand wirklich erfuellen koennen. wir schaffen das weder als 'sender' noch als 'empfaenger'. dabei spielt auch eine rolle, dass unsere empfindungsfaehigkeit im laufe der zeit abstumpft. Lichtenberg hat sich in diesem sinne zur wahrnehmung von krankheit und gesundheit geaeussert. ich nehme indessen an, dass frauen noch am ehesten 'empfaenger' eines dauerhochs sein koennten, wenn ihnen kuschelnde geborgenheit wichtiger ist, als sexuelle ekstase. ich, als das maennliche gegenstueck, kann aber diese situation aber nicht so ausdauernd produzieren. darin ist auch gesagt, dass mein beduerfnis ein anderes ist.
als ich ein kleiner junge war, ging ich jedem denkbaren 'abenteuer' nach und hinter jeder ecke vermutete ich neues, aufregendes. damit ich das ausleben konnte, musste aber daheim eine mutter sein. so viel anders ist das dann nie geworden.
meine frau braucht naehe und zwar staendig. sie koennte in naehe ertrinken und faende es wundervoll. ich brauche mal naehe, so nah wie's geht, mal distanz. dann macht mich naehe unruhig und reizbar. das geht soweit, dass mich die freundliche hand auf meiner schulter masslos irritiert.
der sicherheitsschluessel zu meiner haustuer ist 2,5 cm lang. er hat, auf einem bestimmten profil angeordnet, sechs zacken unterschiedlicher ausformung. das reicht aus, ihn fuer jedes andere schloss ungeeignet zu machen.
wenn wir unsere partner kennenlernen, haben wir seit langem unser profil und gewiss mehr als sechs zacken. und wir entwickeln uns weiter. und das nicht notwendigerweise parallel oder gar auf einander zu. anders als schluessel und schloesser sind wir allerdings formbar und auch verformungswillig. aber aehnlich wie werkstoffe mit "erinnerungsvermoegen" tendieren wir dazu, immer wieder in unsere ausgangsform zurueck zu gleiten.
sexualitaet ist ein hervorragendes schmiermittel, das das funktionieren vieler schluessel in vielen schloessern ermoeglicht. es ist aber auch ein tueckisches medium weil es uns suggeriert, die zacken unseres schluessels und die nadeln des schlosses seien perfekt fuer einander gemacht. das kann natuerlich nicht zutreffen, dafuer sind wir zu verschieden.
was folgert aus alledem?
wir haben eine ueberzogene erwartung an unsere partner, die aus der anfaenglichen ekstase die vorstellung ihrer dauerhaften machbarkeit ableitet. das ist wunschdenken. romantische romane und maerchen enden, wenn sie sich endlich gefunden haben. aus gutem grund. der rest verkauft sich nicht so gut.
ich meine, wir muessten die faehigkeit entwickeln, unsere partner als ganzes paket zu sehen. dieses paket ist unterm strich entweder liebenswert oder nicht. wenn wir uns fuer das erstere entschieden haben, macht es keinen sinn, auf die falten im gesicht, die dellen am po, seine deplazierten witze und ihre endlosgespraeche am telefon zu starren, als ob sie die hauptsache waeren.
wir sind mit einem fremden menschen zusammen gegangen. im laufe der zeit wird dieser mensch uns weniger fremd. aber anders bleibt er allemal. darin kann ja auch ein abenteuer bestehen.
wir sind in der lage, unseren kindern, ihren verruecktheiten und ihrem wachsen mit schmunzeln zuzusehen. Das sollten wir auch bei unseren partnern koennen.
schoene gruesse
oleg