RE: Was man heute im Deutschunterricht lernt
Ich kann mich auch nicht an sowas erinnern.
Klar, Gedichte, die haben wir gelesen, auseinandergepflückt, interpretiert und verglichen. Da sind wir aber dann nicht von einer Literaturform in die andere gesprungen, von einer Epoche in die nächste - vor und zurück quasi in 45 Minuten. Ich habe nix gegen Gedichte, auch nicht welche mit solchem angestaubten Inhalt. Ich mag manches in dieser Richtung sogar ausgesprochen gern. Aber ich empfinde es als ziemlich schwierig, gleichzeitig eine Analyse des Gedichtes und dann eine Übertragung auf das Medium Zeitung hinzulegen.
Als es in meinem Deutschunterricht damals um das Medium Zeitung ging, da haben wir solche Gedichte mitnichten zur Vorlage gehabt, um irgendwelche tollen aktuellen Berichte draus zu machen. Ich erinnere mich blass, dass ich mir einen Kommentar Marke Bildzeitung zu einer Zeitungsmeldung überlegt hatte, denn wir hatten uns die diversen Artikel, Berichte, Reportagen etc. in unterschiedlichen Medien angesehen, und zwar über mehrere Stunden hinweg. Meine Lehrerin war da schwer beeindruckt, wie ich die Masche der Reporter durchschaut hatte und ganz bewusst einen Hetzkommentar hingelegt habe, der sicher 1:1 den Wortlaut der Boulevard-Presse getroffen hätte. Ich fand das Zeitungswesen von da an unheimlich spannend.
Und auf der anderen Seite soll das Kind jetzt wie zu Grundschulzeiten Bilder zur Lektüre malen (hab ich irgendwo erwähnt: ein Buch "Damals war es Friedrich" über eine Jungenfreundschaft um die Zeit vom 2. Weltkrieg herum). Thema des Bildes soll sein: Freundschaft in schweren Zeiten. Nett. Ich dachte, die Kinder sollten Deutsch lernen, jetzt wird künstlerisches Gestalten geprobt. Auch klasse! Ich werde das Gefühl nicht los, dass der gute Refrendar mit seinen Vorstellungen total konträr zur Stimmungslage in der Klasse liegt. Und ich soll meiner Tochter mit ähnlichem Widerstand im Bauch dann diese Zeichnerei schmackhaft machen. Toll! Ich liebe sowas.
<grummel>
Anke