Mal das Beispiel meiner Erfahrungen, für das Ausmaß des allein gelassen werdens, von Angehörigen u.a.
Vor vielen Jahren hatte mein Bruder den ersten allumfassenden Schub, der das gesamte Umfeld mit einbezog.
Die Bewohner pilgerten auf die Nachbarbalkone um meinen irren Bruder zu begutachten und sich live "ein Bild" zu machen, wodurch er sich natürlich noch mehr bedroht fühlte.
Sie versammelten sich vor seiner Wohnung, um zu lauschen was dort vor sich ging, wahrscheinlich mit einem wohligen Schauer der ihnen dabei über den Rücken lief.
Nach vielen Monaten voll Bemühungen eine Betreuung oder/und Einweisung zustande zu bekommen und nach etlichen "Hausbesuchen "des psychiatrischen Dienstes und auch auch des sozialen Dienstes, hat es letztendlich auch geklappt.
Allerdings unter menschenunwürdigen Umständen, mit Sprungkissen vorm Balkon, Tür aufbrechender Feuerwehr und misshandelnder Polizei.
Das möchte natürlich niemand mehr.
Er kam dann für vier Wochen in die Psychiatrie, die erste Nacht mit gebrochenen und geprellten Knochen stark fixiert, Schmerzmedikamente ablehnend weil aus seiner Sicht Vergiftungsgefahr bestand.
Nach seiner Entlassung, war dann für das Umfeld Ruhe, er wagte nicht mehr aufzumucken weil dann ja wieder die Staatsdiener eindringen könnten, Medikamente nahm er keine auch nicht in der Klinik und als dann noch eine schwere und langwierige Depression dazu kam war es ein Segen für alle Außenstehende.
Natürlich nicht für ihn, oder jene die sich um ihn sorgten.
Es gab auch eine Betreuung, die sich aber kaum kümmerte da meine Eltern alles übernahmen, aber zumindest im Notfall wäre eine Einweisung einfacher und sicher auch humaner als das letzte mal gewesen, was aber nun logischerweise keiner mehr wollte und viel gebracht hatte es eh nicht.
Für meine Mutter war es aber sehr beruhigend einen Betreuer im Hintergrund zu haben, der im Notfall wissen würde was zu tun ist und auch die Möglichkeit hatte dieses schnell und unkompliziert umzusetzen.
Die Betreuung wurde um fünf Jahre verlängert, dann machte mein Vater den Fehler auf bitten und betteln meines Bruders, einen in Amtsdeutsch perfekten Einspruch zu verfassen.
Da der Richter davon ausging dass dieser vom Bruder selber verfasst wurde und nur von einem Menschen geschrieben werden kann der seine sieben Sinne beisammen hat, wurde dem stattgegeben.
Dann kam wieder ein massiver Schub, ist noch gar nicht mal so lange her und ich denke er ist vielleicht auch noch immer im Gange.
Nun hatte sich aber wohl an der Vorgehensweise der Ämter etwas geändert, es war nicht mehr möglich eine Betreuung zu bekommen.
Die Dienste waren häufiger da, haben auch mit ihm geredet, selbst der Richter machte seine Aufwartung, aber es wurde so beurteilt dass mein Bruder nur mit eigenem Einverständnis eine Betreuung bekommen würde, nichts gegen seinen Willen getan werden kann.
Verzweifelte Nachbarn haben sich sogar Geschichte ausgedacht, nach denen sie angegriffen wurden, oder mein Bruder einen Suizid ankündigte, nach erneuten Gesprächen wurde vom Amt aber keine Gefahr gesehen.
Er hat die gesamte Stadt und weit darüber hinaus terrorisiert, von der Polizei, über das BKA, bis hin über diverse Ärzte (auch den psychiatrischen Dienst), Bürgermeister, Stadtvorstände und sogar dem Kreisvorsteher, waren alle betroffen und teilweise hatte er auch die privaten Telefonnummern heraus gefunden.
Tausende von Terroranrufen, Stalking, Beschuldigungen und alles was dazu gehört.
Das war es wohl auch was den Richter, der auch von ihm terrorisiert wurde, aus seiner Hütte trieb und zu einem persönlichen Besuch veranlasste.
Doch trotz des Leidens der oberen zehn im Kreis, war einfach nichts zu machen, keine Betreuung gegen seinen Willen möglich.
Am Ende hat sogar meine Mutter den Kontakt weitgehend eingestellt, weil er so unsägliche Anschuldigungen erhob und durchaus auch durch seinen Körpereinsatz Angst machte.
Es zeigt dass unsere Gesetze gut funktionieren, dass Persönlichkeitsrechte über dem der Gesellschaft stehen, auch wenn es für das Umfeld kaum auszuhalten ist.
In diesem Fall war es eine Katastrophe für alle Beteiligen, aber grundsätzlich sicher eine gute Sache dieses Gesetz.
Naja, er hat sich ein wenig den Zeugen Jehovas angeschlossen, die wohl auch sehr sozial eingestellt sind und auch eine gewisse Unterstützung walten lassen, obwohl er nicht in deren Glaubensgemeinschaft eingetreten ist und keinen Leuchtturm (heißt doch so?) in der Hand irgendwo herum steht.
Auch wenn ich von denen ansonsten nichts halte, ist es eine gute und stabilisierende Sache für meinen Bruder.
Seit ein ganz besonderer Nachbar, aus der Not des wahnsinnigen Nachbarn heraus sich genötigt sah seine Wohnung zu verkaufen und auszuziehen, ist auch wieder mehr Ruhe eingekehrt und man hört keine Beschwerden mehr im Haus.
Da der Kontakt nun aber kaum noch stattfindet, kann niemand so genau sagen was er treibt und ob sein Leben überhaupt Menschengerecht ist, aber es gab und gibt keine andere Lösung als sich herauszuziehen und zu hoffen dass er sich nicht wieder per Terror gegen Familie oder Nachbarn richtet und es auch selber überlebt.
Im Grunde ist man in solch Notsituationen Machtlos, da auch die Ämter machtlos sind, weil die Gesetze eben auch für die ganz schweren Fälle gelten.
Was ich aber gar nicht mal kritisieren möchte, denn die Gesetze sind an sich gut, also im Gegensatz zu früher und es gibt immer einige wenige die dann die Rechnung bezahlen müssen.
Sind aber vor allem zum Schutz jener die diesen Schutz wirklich brauchen und ansonsten ungerecht behandelt würden, eben entmündigt werden würden ohne dass es Not tut.
So scheint es wirklich so, dass die Hilfe für Alltagsprobleme größtenteils nur von Vereinen und Organisationen geleistet werden kann, die sich um das kümmern was vom Gesetz her nicht angeordnet werden kann.
Die Möglichkeiten aufzeigen können, auch unterstützen, aber immer im gegenseitigen Einvernehmen und niemals über den Kopf von jemanden hinweg.
Es sei denn da steht wirklich jemand am Abgrund, oder rennt mit einem Messer durch die Gegend.
Ich glaube aber du erwartest gar nicht eine umfassende Unterstützung der Institutionen, sondern kleinere Hilfsangebote, nicht nur für deinen Sohn sondern auch für dich und eben individuell auf euch zugeschnitten.
Und da wäre es die Aufgabe der Sozialarbeiterin gewesen dir zumindest einen Kontakt zu nennen, der sich genau mit diesen Hilfsangeboten auseinandersetzt und die gibt es, fast überall.
Jetzt habe ich dich aber zu gequatscht und das meiste ist wahrscheinlich gar nicht so hilfreich für dich..........