Tiredaber ich höre immer noch von anderen, auch in psychiatrischen Kliniken tätigen, dass es immer noch so abläuft.
Ja, das gibt es auch noch, habe ich auch selber schon erlebt und der Wachwechsel von alter zu moderner Psychiatrie läuft in manchen Kliniken eher träge ab.
Leider muss da der Patient die Verantwortung übernehmen und gehen, sich jemand anderen suchen der nicht den alten, teilweise militanten, Sichtweisen anhängt.
Dummerweise kann das nicht jeder, auch weil die wenigsten Anfangs gut über ihre Erkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten informiert sind, oder einfach nicht dazu in der Lage sind.
Es wird aber definitiv besser und die alten Sichtweisen sterben zwangsläufig aus, da die jetzigen Studenten schon mit den neuen Erkenntnissen und Gesetzen lernen.
Aber es ist auch nicht mehr Gang und Gäbe, aber in manchen Kliniken wird auch auch an altem festgehalten weil einfach das Personal fehlt, die Zeit sich mit den Leuten auseinanderzusetzen und eben noch die alte Garde das Zepter führt.
Meist wird aber mit den Patienten zusammen nach Lösungen gesucht.
Psychiatrie bedeutet auch versuchen was hilft, experimentieren und das unterscheidet von physischen Erkrankungen.
Die reinen Psychiatrien sind nun mal auch jene Kliniken wo es vornehmlich um Medikamente geht, aber fast alle haben sich mittlerweile auch die Psychosomatik auf die Fahnen geschrieben.
Es ist aber wie überall, die Nachfrage bestimmt das Angebot und jeder der dazu in der Lage ist sollte nur in einer Klinik bleiben, wenn er auch mit bestimmten darf.
Das ist auch der Unterschied zwischen Physis und Psyche, bei dem einen gehst du in die Klinik, die Ärzte spulen ihr Programm ab und nach der Behandlung ist der Knochen wieder gerichtet.
Bei der anderen sind Arzt und Patient ein Team, oder sollten es zumindest sein, dass Absprachen trifft.
In der Psychiatrie sind auch Ärzte, die erst einmal lernen müssen dass es dort anders läuft, eben nur durch die Mitarbeit des Patienten und nicht über Verfügung, uralte Mechanismen die erst einmal um gedacht und verlernt werden wollen.
Es funktioniert aber ganz gut, in einigen Jahren wird es eine vollkommen neue Psychiatrie geben, die ja schon in vielen Kliniken Einzug erhält.
Ich meine aber auch vor allem die niedergelassenen Psychiater, mit denen kann man meist ganz gut auskommen und man hat freie Arztwahl, ist dem also nicht mehr so ausgeliefert wie früher und die meisten Ärzte haben sich der neuen Entwicklung längst angepasst.
Dennoch sind es Ärzte, die aus dem was sie wissen und gelernt haben schöpfen, da fühlt man sich als Patient ja nicht nur beim Psychiater übergangen, sondern auch bei vielen anderen Fachrichtungen.
Die Verantwortung des Patienten wird immer größer, um zu wissen was ihm gut tun kann, aber die Bereitschaft der Ärzte zur Zusammenarbeit und darauf einzugehen auch.
Wir, Ärzte sowie Patienten, begreifen und lernen gerade erst dass Psychiatrie etwas vollkommen anderes ist als alle anderen medizinischen Gebiete.
Man geht nicht hin, bekommt etwas und dann ist es wieder gut, aber davon wurde lange ausgegangen, dass es der einzige Weg ist.
Selbst heute noch glauben viele dass Antidepressiva glücklich machen und gut is, verachten Patienten sogar für diesen vermeintlich feigen Weg während sie selber sich durchbeißen müssen und die Depressiven trotz Glückspille immer noch jammern, oder einfach nur bekloppt sind.
Ein Heer der Ahnungslosen, welches an seiner Meinung über psychisch Kranke festhält, ohne sich jemals damit auseinander gesetzt zu haben.
Psychiatrie verändert sich eben auch nur wenn sich das Bild psychisch kranker in der Gesellschaft verändert, aber das ist immer noch genauso hinten dran wie einige Psychiatrien und deshalb brauchen die Dinge immer so lange bis sie sich verändern.
Die Lobby fehlt, aber die Lobby der Psychopharmakavertreter ist groß.
Ich glaube Natureboy ist auch einer der seinen Wohlfühlpegel unbedingt braucht, eine Sicherheit die erst einmal vor allem über das Medikament zu erreichen ist und was er selber auch so entschieden hat.
Uninformiert ist er sicher nicht, ich schätze das Medikament ist einfach das Ergebnis seiner persönlichen Abwägung von dem was er ab kann und dem was wie möglichst schnell zu erreichen ist.
Eben das Maß aller Dinge, individueller Leidensdruck, Nutzen, gegen NW und das positive ist ja gerade dass es ihm hilft und sich nicht auf die NW beschränkt.
Übrigens, ich habe irgendwo gelesen dass es eine Pille gegen die Gewichtszunahme gibt (wohl bezogen auf die Dinge die sich im Hirn abspielen, weniger auf den Darm), bzw. gerade entwickelt wird, aber (noch) nicht zugelassen.
Wobei ich da sagen muss, irgendwann ist auch gut, zumindest solange es nicht um Leben oder Tod geht und es noch Alternativen gibt, dann lieber ein andere Mittel/Therapien versuchen.