Frage anders!
Frage anders!
Liebe Evelyne,
unser naturwissenschaftliches Denkenlässt uns immer nach dem Zweck fragen, und das bringt dann - jedenfalls wohl oft - Erklärungen, die schön rational sind. Ob das aber die angemessene Fragestellung für Naturerscheinungen ist, bezweifle ich. Der olle Goethe, der sich selbst weit wichtiger als Naturwissenschaftler denn als Dichter sah, der fragte immer danach: wie ist das geworden, wie es heute ist? Und das kann oft viel tiefere Erklärungen geben. Beispiel: mehrfach habe ich erlebt, dass kleine Mädchen im Alter von etwa elf Jahren die Frage stellten, ob man vom Küssen Kinder bekommen kann. Ich hielt das für eine typische Kinderfrage, auf Unwissenheit beruhend. Aber dann hatte ich an einem Sommerabend ein Erlebnis: ich sah in einem Gebüsch an einem festen Schleimfaden hängend zwei Schnecken, die Hochzeit feierten, habe später nachgelesen, wie das bei Schnecken ist; sie stülpen aus der Mundöffnung ihre inneren Organe heraus und vereinigen die dann ausserhalb ihrer Körper, stundenlang, eine Art intensiver Zungenkuß. Dabei geschieht dann Befruchtung. Also Kinderkriegen vom Küssen. Stecken nicht alle Entwicklungsstufen der Tierwelt als Urerinnerung in uns Menschen drin? Und bei den elfjährigen Mädchen - taucht da nicht einfach etwas von dieser Urerinnerung auf? Ich glaube das!
Solche ähnlichen Erklärungsmuster, denke ich, stecken hinter den meisten einzelnen Gesten innerhalb unseres Verhaltens und hinter den Formen unserer Organe. Wobei ich zugeben muß, dass ich noch nicht gegrübelt habe über die entsprechenden Hintergrüne von Klitoris, Penis, Anus, Hoden, und so weiter, aber es würde sicher lohnen...
Padro