RE: Voyeurismus
Was mich in allen Beitraegen ueberrascht, ist dass nahezu ausschliesslich auf den Pornokonsum an sich eingegangen, akirams Verletztheit wegen des Angelogenwerdens dagegen gar nicht behandelt wird. Dabei schien mir das in ihrer ersten Zuschrift das Hauptproblem zu sein.
Bevor ich darauf eingehe, moechte ich aber ein paar andere Punkte beruehren, die mir wichtig zu sein scheinen:
Was die Faszination von Darstellungen ausmacht, die vereinfachend Pornografie genannt werden, weiss ich nicht. Maenner sind empfaenglich fuer visuelle Reize. Das wird jeder Psychologe und jeder Verhaltensforscher bestaetigen (auch jede Stripperin und jeder Pornohersteller, sonst wuerde sich die Arbeit ja nicht lohnen). Insofern ist akirams Mann vermutlich voellig intakt.
Ob es noch andere Faktoren gibt, weiss ich nicht. Ganz sicher gibt es Suchtverhalten auch auf dem Gebiet der Sexualitaet. Wie bedenklich das waere, mag im Einzelfall und je nach moralischem Standpunkt des Beurteilenden sehr verschieden angesehen werden
Ob eine Ehe schon deswegen zu einem Nebeneiander "verkommt" wie es in der einen oder anderen Zuschrift anklingt, weil ER sich animierende Darstellungen ansieht, an denen SIE keinen Gefallen findet, lasse ich aussen vor. Ich kann das nicht beurteilen, meine aber, dass eine Ehe aus erheblich mehr besteht, als diesem Segment. Schon gar nicht wuerde ich mich zu der Empfehlung hinreissen lassen, dass man eine 21-jaehrige Ehe deswegen aufgeben sollte. Im uebrigen ist in einer Ehe vieles trivial "Nebeneinander" und keineswegs immer romantisch "Miteinander."
Jetzt aber zu meinem speziellen Punkt, seinem Leugnen und Beschoenigen.
Akirams Mann ist sicher kein Unhold, kein unmoralisches Ferkel. Wenn ich fuer jeden, der so oder so Pornografie konsumiert, sobald er ihrer habhaft werden kann einen Euro kriegte, waere ich mehrhundertfacher Millionaer. Kuerzliche Schzetzungen sagen, dass 60 % der abgerufenen Internetinhalte sexuelle oder pronografische Themen sind. Sicher nicht von ungefaehr und sicher nicht nur von / fuer pubertierende Jugendliche.
Kein Mensch verhaelt sich so, wie akirams Mann, wenn er seine Freude an etwas mit einer anderen, noch dazu nahestehenden Person teilen koennte. Offenbar hapert es hier. Das muss nicht akirams Schuld sein. Aber sie mag, ohne es zu wollen dazu beigetragen haben. Vorstellbar ist, dass akirams Mann bereits in jungen Jahren wegen einer diesbezueglichen Neigung, die er uebrigens mit nahezu allen anderen Jungen geteilt haben wuerde, kritisiert wurde, um das einmal milde auszudruecken. Vielleicht ist er als Jugendlicher von Erziehungsberechtigten dabei erwischt worden, solche Darstellungen als Masturbationsvorlagen zu benutzen, und es ist ihm gruendlich ausgetrieben worden. Beides, die Masturbation und die Pornografie. So gruendlich, dass er das Thema voll verinnerlicht hat. In der Folge musste er jede sich bietende Gelegenheit wahllos nutzen, statt seinem Wunsch nur dann nachzugehen, wenn wirklich Bedarf dafuer vorlag. Wenn eine solche Praegung vorlaege, genuegte ihm spaeter eine hochgezogene Augenbraue von akiram, um sich wieder in der Schmutzecke zu fuehlen.
Das hat dann eine verhaengnisvolle Doppel- und Dreifachwirkung: Er wird akiram nicht mehr zeigen wollen, was ihn fasziniert. Die Heimlichkeit seines Tuns wird zu einem zusaetzlichen Stimulans. Er wird jede Gelegenheit nutzen. Dabei nimmt er in Kauf, dass ihn akiram gelegentlich ertappt. Das steigert den Reiz des Verbotenen.
Das soll keine Ferndiagnose sein. Aber vielleicht bietet es Ansaetze zu einer anderen Art der Behandlung des Themas. Dildo und alleine weggehen halte ich fuer ziemlich ungeeignete Reaktionen. Gespraech ist wohl das einzige, das hilft. Natuerlich waere es das beste, wenn akiram sich fuer das Hobby ihres Mannes interessieren koennte. Das wird ihr aber sicher zu schwer fallen. Sie haette es sonst schon laengst getan. Vielleicht gelingt es ihr aber im Gespraech mit ihrem Mann, das Verbotene herauszubringen und damit die Heimlichkeit. Dann ist sicher schon viel gewonnen.
So wie sie schreibt, kann sie nachdenken und formulieren. Das sind ganz wichtige Voraussetzungen fuer die Behandlung einer so schwierigen Angelegenheit.
Alles Gute dir und deinem Mann.!