Genau das mit dem Ablenken, habe ich 10 Jahre lang getan, bis ich gemerkt habe es funktioniert nicht mehr. Ich habe immer öfter exzessiv getrunken, extreme Stimmungschwankungen in sehr kurzer Zeit gehabt und vor allem mich selbst dafür gehasst wie ich bin. Ich habe mich nicht nur mit Dingen abgelenkt, sondern vor allem mir etwas vorgemacht, dass es mit Ablenkung schon wird, dass ich es alleine schaffen kann, wenn ich nur genug mit Freunden mache, viel reise etc. Aber auf Dauer hat das nicht funktioniert. Mein Selbsthass ist eher immer größer geworden. Und ich halte mich auch nicht an alten Verletzungen oder negativen Ereignissen/Erfahrungen auf, sondern ich bin mit mir im gegenwärtigen Moment nicht klargekommen. Ohne Grund war ich was die Zukunft angeht total negativ eingestellt, wollte einfach nur meine "Ruhe auf Dauer" und das alles aufhört. Und da ging es nicht darum, dass das Außen aufhört, sondern das die Auseinandersetzungen und der Hass gegen mich aufhört.
Die Therapeutin hat auf meine Mail vorgestern geantwortet und meinte ich könne kurzfristig heute vorbeikommen. Ich war da und habe das erste wirklich offen mit ihr gesprochen. Nicht über meine tiefsten Gedanken aber darüber, dass ich bisher eigentlich nur Themen angesprochen habe, die mich gerade nicht wirklich belasten, weil ich das dann absplitten kann... für mich ist es dann so, dass wir dann einfach über ein bestimmtes Thema sprechen und halt nicht über mich. Dass ich die Probleme mit mir immer absplitte und sie nicht zu mir zugehörig empfinde. Dieses Gespräch hat mir wirklich sehr gut getan. Wir haben Ziele für die weiteren Treffen festgelegt, welche ich jetzt auch wirklich angehen will. Bisher sind wir halt "meine Linie" gefahren. Ich habe Themen vorgegeben, die mich überhaupt nicht beschäftigt haben. Aber gerade heute habe ich gemerkt, wie gut es tut, wenn man wirklich - erstmal natürlich im kleinen Rahmen - das sagt, was einem gerade durch den Kopf geht... und ich weiß auch nicht, aber die Textwechsel mit dir Tired haben mich dazu heute wirklich ermutigt, klar zu sagen, dass ich "falsche" Themen anspreche, nur um mich nicht mit mir auseinandersetzen zu müssen. Und wie sie reagiert hat und was danach noch besprochen wurde.. ja da habe ich das erste Mal gemerkt, dass es wirklich was bringt ehrlich zu sein, sich und dem Gegenüber bestimmte Dinge einzugestehen. Ich habe das Gefühl, jetzt geht die therapeutische Beratung erst los, da sie jetzt Bescheid weiß und ich dadurch, dass sie Bescheid weiß auch wirklich versuche ehrlicher zu sein. Und heute hatte ich auch nicht diesen Blackout als ich vor ihr saß. Irgendwas ist anders.. positiv anders.