RE: unerklärliche Knieschmerzen
Hallo Peggy,
ich habe Dich nicht vergessen .. Leider finde ich aber erst jetzt ein wenig Zeit. Sorry!
Also mit insgesamt 11 Knieoperationen und enormen anderweitigen Folgeschäden kann ich auch schon bald ein eigenes Buch schreiben, aber das will ich Dir natürlich nicht antun. In erster Linie möchte ich versuchen Dir zu helfen und mich einmal außen vor lassen.
Wobei ich die ärztliche Odyssee durchaus auch nachvollziehen kann. Man kommt sich irgendwann nicht mehr ernst genommen vor und beginnt bereits selber sich für verrückt zu erklären. Ist es so? Aber ein wenig ist es tatsächlich so, da der Körper und die Psyche sehr dicht aneinander hängen und man beides auch nicht trennen kann. Man kann also den Schmerz auch mit der eigenen Psyche bekämpfen, da beides eine Einheit bildet. Nicht das ich Dich jetzt für psychisch krank erklären möchte, nein, nein - aber der Schmerz kann unterschiedlich in seinen Empfindungen sein und man kann lernen mit Schmerzen zu kommunizieren und sie ein wenig mehr in Einklang mit der Wahrnehmung zu bringen.
Was hier sehr hilfreich ist, ist eine Schmerztherapie. Die würde ich Dir unbedingt empfehlen. Dort lernt man zum einen seine Schmerzen genau aufzuzeichnen (Protokollführung) und zum anderen werden Medikamente gefunden bzw. gesucht, die auf Dauer den Schmerz gemeinsam mit der Psyche bekämpfen. Ein gutes Mittel soll z.B. auch ein Mittel gegen Depressionen sein. Hört sich jetzt blöd an, ist aber so. Gewisse Mittel in den Depressionstabletten haben eine entzündungshemmende Wirkung und können somit auch helfen der Entzündung entgegen zu wirken.
Eine psychologische Betreuung kann auch sehr hilfreich sein, da man durch die ganze ärztliche Odyssee ja zwangsläufig schon zum Hirsch wird. Das hat nicht damit etwas zu tun, das man einen an der Klatsche hat, sondern auch die Situaton der ständigen Ärztegänge kann schon eine psychologische Betreuung hilfreich erscheinen lassen. Und man spricht über seine Schmerzen/Krankheiten, es wird einem zugehört und man fühlt sich hier verstanden. Schon alleine aus diesem Grunde kann es sehr sehr nützlich sein. Ich selbst habe mich auch in eine psychologische Therapie begeben, da ich auch ganz ganz tief unten war und alleine nicht mehr klar kam. Ich habe zwar gekämpft und kämpfe immer noch, aber es scheint ein Kampf auf Lebenszeit zu werden! Man kann da wirklich nur verzweifeln ...
Neben einer psychologischen Betreuung und einer
gezielten Schmerztherapie sollten weitere Dinge beachtet werden bzw. können diese ebenfalls sehr hilfreich sein.
Wichtig ist z.B. aktives Muskeltraining. Auch eine Elektrotherapie sowie Rotlicht können Wunder wirken. Was ein gute Sache ist, ist die Therapie mit dem Tens-Gerät. Auf Schuhe mit hohen Absätzen sollte man weitestgehend verzichten. Cortisonfreie Entzündungshemmer sind bei einer entzündlichen Komponente auch mal ganz gut.
Tja Peggy, das war es für das erste was mir so zu Dir einfällt. Ferndiagnosen kann ich auch keine Stellen, aber ich kann Dir nur raten gebe nicht auf. Suche weiter den Arzt Deines Vertrauens, von dem Du Dich auch verstanden fühlst und nicht wie ein Fließbandpatient behandelt wirst. Frage Deinen Orthopäden nach einer Möglichkeit sich bei einem Schmerztherapeuten/-in vorszustellen. Erst wenn wirklich all diese konservativen Therapien fehl schlagen, könnte man evtl. noch einmal eine Arthroskopie machen lassen um dann ggf. doch noch weitere Ursachen, die man dann findet, beheben zu lassen.
Ein Versuch der Besserung könnte man auch noch mit
knorpelaufbauende Spritzen wagen. Diese muß man aber selbst zahlen (wie so vieles). Doch wenn man so am verzweifeln ist, dann nimmt man dieses kleine Sück Hoffnung auch noch mit und denkt nicht mehr soooo viel an das Geld.
Und Krankengymnastik sowie eben gezielter Muskelaufbau ist ein a und o bei lang anhaltenden Knieschmerzen. Auch zu Hause sollte man täglich seinen inneren Schweinehund überwinden und etwas tun. Zwei
mal am Tag für 1/2 Stunde sind da schon super. Man kann sich einen einfachen Gymnastikball anschaffen, der auch für den Rücken gut und hilfreich ist (der wird meistens durch
eine Fehl-/Schonhaltung auch irgendwann sagen: "Hallo ich schmerze"), man kann sich ein Teraband besorgen u.v.a.m.. Einfach nur Kleinigkeiten, die nicht so teuer sind. Und Bücher für gezieltes und richtiges Muskelaufbautraining gibt es auch zu genüge. Es gilt hier ja nur, die Muskel, die nicht mehr so viel beansprucht werden (wegen der Schonhaltung und ggf. Humpeln etc.) nicht einschlafen zu lassen, sondern diese immer an das gesunde Bein anzupassen. Schließlich trägt das gesunde Bein eine erhebliche Mehrbelastung, so dass dort die Muskeln automatisch durch die Belastung zusätzlich aufgebaut weden. Das schmerzende Bein muss also quasi das doppelte aufholen und das wäre einfach zuviel und ist ungesund. Je schwächer die Muskeln, desto schwächer der Halteapparat im Knie. Und die Kniescheibe wird ja nun auch mal festgehalten. Wenn aber nichts da ist oder es schwächer wird, dann wird man auch zwangsläufig mehr Schmerzen bekommen. Dies ist also ganz ganz wichtig!!
Vielleicht konnte ich Dir ja ein wenig weiter helfen. Ich würde mich freuen wenn es so ist. Natürlich alles Gute und wenn Fragen sind, dann einfach Fragen. Wenn ich antworten kann, dann werde ich das gerne tun.
Viele Grüße und einen schönen Abend noch.
Anja
P.S. Schreib Dir auch einmal ganz genau auf, wann die Schmerzen immer besonders stark sind. Führe also ruhig auch mal ein Tagebuch. Evtl. findet man auch ein Muster. Manchmal ist es auch so, dass man genau in den Ruhephasen mehr Schmerz verspürt, weil man plötzlich wieder Zeit hat darüber nachzudenken. Vorher war man abgelenkt! Achte mal darauf und auf die Taten die Du ausgeübt hast ... Es kann ggf. auch sehr hilfreich sein, denn man könnte auch eine Überbeanspruchung durch eine Änderung des Tagesablaufes entlasten.