RE: Trennung wegen Sex?
Hallo, ich schreibe hier mal meine Gedanken zu dem Thema auf. Da ich auch gerade dabei bin, eine Trennung zu verarbeiten und durchzuziehen, habe ich viel überlegt und mir alles von der Seele geschrieben. Vielleicht hilft es dir etwas.
Erkenntnisse
Warum gibt es so viele Scheidungen? Ich denke, es ist bei anderen ähnlich wie bei mir:
Viele halten Verliebtheit für die große Liebe und hoffen, dass durch das Zusammensein die große Liebe noch entsteht. Sie Wollen ihren Partner ändern und wissen nicht, dass in einer Liebe jeder das Recht hat so zu sein, wie er eben ist: ein eigenständiger Mensch. Man kann nicht wollen jemanden zu lieben. Es ist so gelaufen:
Man lernt sich kennen, man versteht sich gut, man führt gute Gespräche, man ist glücklich nicht mehr alleine zu sein, das Selbstwertgefühl wird aufgewertet. Man hat Sex miteinander, gut die erotische Anziehungskraft, wie man sie vom Erzählen kennt, die ist zwar nicht da, aber – kann ja noch alles kommen, denkt es sei Liebe, man heiratet schließlich.
Der Alltag kehrt ein – muss besprochen und geregelt werden und zwingt Probleme auf. Man ist oft müde, möchte seine Ruhe. Man wünscht sich nicht mehr so oft Sex zu haben. Die Frau traut sich nicht den Partner aus dem Alltagstrott zu reißen, ist vielleicht auch beleidigt. Und die erotische Anziehungskraft ist doch nicht mehr entstanden und fehlt jetzt. So geht das immer weiter...Wenn die Beziehungen ansonsten gut läuft, denkt man, das ist ja nur eine vorrübergehende Phase, das wird schon wieder. Man geht auch nicht näher darauf ein, will den Partner nicht verletzen. Man sagt, man ist zufrieden, ist es aber nicht wirklich. Man bleibt zusammen wegen der Verlässlichkeit und der Geborgenheit, wegen der Bequemlichkeit und aus Gewohnheit. Man sucht sich andere Möglichkeiten um zu genießen: z.B. Gutes Essen und ein gutes Tröpfchen, man kocht viel und gut, weil essen den Körper glücklich macht, wenn da schon sonst nicht mehr viel läuft. Man sagt sich. Du kannst ja nicht alles haben. Es entsteht eine Scheinzufriedenheit.
Man hat auch Erwartungen und Wünsche an den Partner, nach einiger Zeit fängt man an ihn diese zu nennen. Gibt gute Ratschläge sich so oder so zu kleiden, sich so oder so zu verhalten, zu reden, denken, glauben, hoffen .... der andere wehrt sich. Man streitet häufiger. Der andere vergisst, dass jeder eine eigene Persönlichkeit ist. Man möchte den Partner umformen, ihn ändern, kann ihn nicht mehr so annehmen. Die Liebe kühlt immer mehr ab. Man sucht sich was, woran der andere nicht mitmachen kann oder will. Mein Mann ist zum Workaholic geworden, hat sich auf Geschäftsreisen gestürzt und ich habe mich in die Hausarbeit geflüchtet. Es gibt da um uns herum noch viele Beispiele. Will man dann trotzdem noch in der Ehe bleiben, dann führt man eine Bruder-Schwester –Ehe, eine Ehe ohne die seelische Liebe- und ohne erotische Anziehungskraft und mit Sex nur noch als körperliche Befriedigung. Es gibt Ehen, da sind die Partner damit zufrieden. Sie haben evt. noch andere Verpflichtungen zusammen, auch wirtschaftlicher Art oder .... Kinder. Ich habe mich für eine Trennung entschieden, weil ich einmal in meinem Leben die seelische Liebe, samt erotischer Anziehungskraft kennen gelernt habe –und nicht mehr bleiben konnte, weil ich meine wiedergefundene Persönlichkeit nicht mehr verlieren will. Und niemals mehr werde ich eine Partnerschaft eingehen ohne die seelische Liebe, auch wenn ich alleine bleiben muss.
Aber nach Jahren – wenn man sich von diesen Verpflichtung gelöst hat, wenn die Kinder aus dem Haus sind – steht man sich – vielleicht nach einem besonderen Ereignis – alleine gegenüber und merkt plötzlich- der Partner ist mir fremd geworden, ich bin mir auch selbst fremd geworden. Man ist zu zweit einsam und sucht nach etwas, es fehlt irgendwas, man wird unglücklich. Die Streitereien nehmen immer mehr zu, kleine Windhauche werden zu furchtbaren Stürmen. Einer macht den anderen herunter, die Lebensplanung ist zu unterschiedlich geworden, Gemeinsamkeiten verschwunden, Gleichgültigkeit entstanden. Dann muss eine Entscheidung gefällt werden: Bleiben oder gehen? Sonst entstehen dramatische Ereignisse wie Eifersucht( mein Mann war eifersüchtig auf alles woran ich Freude hatte und alleine genießen konnte),Seitensprung, Hass, Gewalt.
Ich habe viel zu früh und direkt aus dem Elternhaus geheiratet. Um wirklich lieben zu können, muss man lernen alleine leben zu können, sich selbst gefunden zu haben. Erst dann ist es möglich die richtige seelische Liebe zu finden. Dazu gehört auf jeden Fall auch die erotische Anziehungskraft. Wenn die vor der Ehe nicht da war dann kann die Liebe nicht mehr zurück geholt werden. Auch bei Paaren, bei denen sich vor der Ehe ihre zwei Seelen trafen, wird der Alltag zur Routine, aber sie haben die richtige Liebe, die Liebe gleichzeitig Körper, Geist und Seele berührt, kennen gelernt und große Chancen sie auch wieder zurück zu gewinnen.
Bei uns fehlte von Anfang an, die seelische Liebe. Es kann sogar sein, dass mein Mann ein liebesunfähiger Mensch ist, denn er stellt immer seinen Verstand an erster Stelle. Er hat Sexualität immer geplant. Der Verstand hat von der richtigen Liebe aber keinen blassen Schimmer, da sie aus dem Herzen kommt. Alles was aus dem Herzen kommt, gab es für meinen Mann aber nicht. Kein Denken kann verlorene Liebe zurückholen. Und auch kein Geld und materielle Sachen, sie sind ihm sehr wichtig, aber mir sind andere Werte im Leben wichtiger. Es fehlten uns auch die Gemeinsamkeiten im Naturell, wir haben uns nicht verstanden, weil jeder anders denkt. Die Ehe ist zur Belastung geworden, nicht zu einer Bereicherung.