Tampon oder Binde

[Elvira]

Guten Morgen an die Frauen

ich bin 59 Jahre alt, und mein Mann und ich sitzen heute nacht vorm Computer und entdecken dieses Forum. Beim blättern fällt uns auf, daß es viele Fragen zu der richtigen Monatshygine gibt. Nun habe ich mir gesagt: "Elvira, du haßt das 40 Jahre mitgemacht, gib mal deine Erfahrungen weiter" Ich erzähle, mein Mann schreibt.

Also meine Tage bekam ich das erste mal im Mai 1952. Da gab es dafür noch extra Höschen etc. aber wir konnten uns das nicht leisten. Ich bekam Vaters Taschentücher. Irgendwann bekam ich wie Mutter diese dicken Binden. Ich habe immer einen Rock angezogen weil man die sonst so sah. Ich habe drei Schwestern. Ich bin die jüngste. Irgendwann war das Abflußrohr verstopft.

Wie die meisten meiner Klassenkameradinnen habe ich dann nicht am Schulsport teilgenommen. Mir kam das auch entgegen, weil ich sehr unsportlich war.

Dann gab es groß Werbung für Tampons. Du kannst damit Reiten, Laufen, Schwimmen und soweiter. Wie es denn so ist man kauft sich sowas. Leider konnte ich damit nicht laufen, reiten und schwimmen schon garnich, der Bademeister mußte mich retten.

In den achzigern kamen die super saugfähigen Slipeinlagen auf den Markt. Natürlich auch probiert, war aber auch nix, ich hatte immer einen trockenen Mund.

Meine Tochter nimmt nun diese Binden mit den Flügeln, aber die fliegen ihr immer weg.

Leute, glaubt mir ich bin froh, daß ich das hinter mir habe.

 

[Vetter aus Dingsda]

RE: Tampon oder Binde

Hallo Elvira,
da kommt ja richtig Wehmut auf! Die prüden 50er Jahre kenne ich auch noch.
Mein Onkel war damals Drogist und ich war als kleiner "Stöpsel" bei Ihm oft zu Besuch. Den Zirkus mit den "Camelia" kenne ich noch. Im Hinterzimmer seiner Drogerie habe ich ihm beim Umpacken u. Neuverpacken der Binden geholfen. Umverpackt wurden aus einem Original Karton dann nur 2 Stück entnommen und eingetütet (man hatte damals wenig Geld) Die Originalkarton wurden sorgsam in Zeitungspapier eingewickelt, den Markennamen durfte man auf keinen Fall lesen. Die Menstruation wurde damals wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Meine Tante hat im Geschäft meistens die Camelia verkauft, den Damen war es damals äußerst peinlich die Dinger zu verlangen - bei einem Mann unmöglich!!. Außer den "Monatshöschen gab es noch die abenteuerlichsten Befestigungen für Binden und Bindenersatz. Ich kann mich noch erinnern meine Mutter benutzte nach der ersten Tagen selbstgestrickte längliche Beutel. Bei der nächsten großen Wäsche wurden die dann mit gekocht. Außerdem trugen fast alle Frauen damals schwere Korsetts mindestens Hüfthalter hinten geschnürt vorne zum haken. Die waren schon notwendig um die Strümpfe zu befestigen. Die leichten "Tanzgürtel" kamen erst in den 60er Jahren auf dem Markt. Meine Mutter war eine schlanke, stattliche Frau aber das sie so schwere Mieder trug habe ich nie verstanden.
Als Kind erklärte ich mir das so, der weibliche Körper ist so schwach, das eine Stütze von außen notwendig ist.