Dr. Keuthage
Experte
Am 28. Januar 2018 findet der T1day in Berlin statt. Für alle Technik-Interessierten Diabetiker die interessanteste Veranstaltung der Jahres.
Wäre ein alljährlicher T2day nicht wenigstens ebenso wichtig?
Mich stört die sachlich unzutreffende Gewichtung, die mit Veranstaltungen wie dem T1day in der Veröffentlichkeit generiert wird. Denn
+ T1 zu T2 sind hier in D etwa 1 zu 10 vertreten und
+ unter den so viel mehr T2 sind etwa so viele Insuliner wie T1 gesamt und
+ die selben diabetischen Folgekrankheiten sind mit den sehr viel mehr T2 eben entsprechend sehr viel häufiger.
Sachlich sehe ich mithin keinen nachvollziehbaren Grund für die Vorzugsbehandlung des T1 mit so einem besonderen Event. Allerdings eine medizinhistorisch gewachsene:
In der steht der T1 vornan, weil Mensch mit T1 unbehandelt zeitnah und T1-charkteristisch stirbt.
Mit T2 auch, aber erst nach 5 oder 10 oder noch mehr Jahren und mit Schlaganfall oder Herzinfarkt oder…. : Kein EINDEUTIG Diabetes-spezifisches Ableben. Also eben nicht wg Diabetes, und deswegen ist ganz klar: der T2 ist Jahre lange nicht so gefährlich wie der T1. Doch klar wie Kloßbrühe, oder?
In der läuft ein T1 mit höherem BZ unmittelbar die Gefahr einer Ketoazidose. Für den ist der höhere BZ also direkt lebensgefährlich, während der T2 mit noch viel höherem allenfalls schlapp wird und halt häufiger trinken und zur Toilette muss, aber das ist ja keine Lebensbedrohung. Also ist hoher BZ für den T2 lange nicht so gefährlich wie für T1, und man kann ihn viel einfacher als den T1 zur Sicherheit vor Hypos etwas höher einstellen.
Dass die T2 Fehlsteuerung mit höherem BZ für noch mehr Glukoseausgabe und für die beständige receptor-down-regulation sorgt, also für die therapeutische Verstärkung der Insulinresistenz, und damit für eine beständig sehr hohe Belastung der Insulinausgabe, ist zwar seit Jahrzehnten bekannt, wird aber in der Behandlung bis heute in keiner Weise berücksichtigt. Diese Berücksichtigung würde allerdings die Diabetologie auf den Kopf stellen, denn sie würde für die normale T2-Behandlung so enge BZ-Grenzen wie heute nur für den Schwangerschafts-Diabetes üblich setzen.
Für alle, die lästerhaft mitdenken: Medi- und Apparate-mäßig würde dafür bei rechtzeitiger Diagnose und Anleitung Hans Laubers Messen+Essen+Bewegen mit dem ausdrücklichen Hinweis völlig reichen, dass der Regeldefekt zu seinem gesunden Ausgleich die bewusste Auswahl und Portionierung vom Essen und überdurchschnittlich viel und situativ gezielte Bewegung braucht. Aber dafür meistens weder Pillen noch Insulin und ok, eigentlich auch kein Jahrestag![]()
Gesunde Blutwerte - nicht nur BZ! - lassen sich mit dem geringsten Aufwand und häufig völlig ohne Medis erreichen und erhalten, wenn Mensch mit Prae-Diabetes oder neu dagnostiziertem T2 seinen BZ mit der gezielten Auswahl und Portionierung seines Essens und mit dem gezielten Einsatz von Bewegung jeweils immer direkt nach dem Essen steuert.
Dafür gibt es längst eine überzeugende Menge an lebendigen Beispielen, aber keine fachoffizielle Anleitung. Stattdessen im Rahmen von solchen T1 und ähnlichen Tagen jede Menge fachoffizielle Unterstützung für Werbung für immer mehr Medis und Geräte![]()
Da sind wir doch gegen den ersten missverständlich möglichen Anschein einer Meinung: Jede ernsthafte Therapie muss die individuellen Bedingungen jedes einzelnen T2 so weit es irgend geht berücksichtigen.
Und dazu gehört aus meiner Sicht an erster Stelle die Berücksichtigung der längst bekannten der grundlegenden T2-Defekte,
+ also der über jeden Bedarf hinaus immer höher ansteigenden Glukose-Ausgabe, die sich häufig mit der Neuaufnahme von Glukose noch verstärkt, und
+ der immer größeren und trotzdem für die jeweilige Glukose-Last zum gesunden BZ-Ausgleich praktisch systematisch zu geringen Insulin-Ausgabe.
Beide Defekte sorgen schon bei einem für T1 wahrscheinlich völlig gesunden Nüchtern-BZ von 100mg/dl bei jedem T2 für die 24/7 receptor-down-regulation und fördern damit die als T2-Ursache beklagte Insulinresistenz. Zum möglichst weitgehenden Abstellen dieser Förderung scheint der Nüchtern-BZ möglichst viele von 24 Stunden im Bereich von 70-90mg/dl empfehlenswert - selbstverständlich unter Berücksichtigung der individuellen Bedingungen jedes einzelnen T2.
Bitte nicht missverstehen wollen: Ich plädiere hier nicht für die pauschale Abzwingung des BZ wie bei ACCORD bei Menschen, die schon seit Jahren HBA1c 8 und mehr gewöhnt sind, sondern für die gezielte individuelle Anleitung zum persönlichen BZ im völlig gesunden Rahmen bei Prädiabetes und neu diagnostiziertem T2.