Hallo Chrissi,
ja, das kann alles von Streß kommen.
Viele moderne Studien gehen sogar zwischenzeitlich davon aus, daß Streß bei jeder Erkrankung immer eine Rolle spielt als mehr oder weniger starker Katalysator. Und in zahlreichen Fällen hätten wir bestimmte Erkrankungen ohne Streß beispielsweise gar nicht erst, zumindest lange nicht so häufig, bspw. Reizmagen und -darm, Migränen, Rückenschmerzen, schmerzhafte Muskelverspannungen, Tinnitus, usw.
Ganz allgemein ausgedrückt bedeutet Streß die Ausschüttung u.a. von Adrenalin, wodurch dem Körper aus biologisch-evolutionärer Sicht Energie für Kampf oder Flucht gegen Säbelzahntiger zur Verfügung gestellt wird. Heutzutage gibt es zwar keine Säbelzahntiger mehr, aber alles, was wir modernen Menschen als hektisch, gefährlich oder eben "stressig" empfinden, löst die gleichen physiologischen Prozesse aus wir vor zehntausenden und Millionen von Jahren. Ist leider so.
Der Haken heutzutage ist nur eben: Die Hektik, Gefahr und stressigen Gedanken entstehen nur noch in unseren Köpfen; von außen betrachtet ist da eigentlich "nichts", und vor allem eben nichts, wogegen man kämpfen oder wovor man weglaufen könnte. Die ganze Energie staut sich also im Körper auf, die ganzen auf Bewegung hin angespannten Muskeln bleiben dauerhaft angespannt. Da man sich i.d.R. nicht bewegt (kämpft oder flüchtet), entsteht innere Unruhe - rein nach unserer biologischen Programmierung ist kein Mensch dafür gemacht, eine "Gefahrensituation" (den Säbelzahntiger) einfach nur auszuhalten und nichts zu tun. Kann ja auch nicht sein, denn das wäre tödlich - der Säbelzahntiger hätte es sich seinerzeit garantiert nicht anders überlegt und wäre abmarschiert, nur weil sein Opfer nichts getan hat
Früher oder später dann treten jedoch Erschöpfungssymptome ein, denn kein Muskel kann auf ewig angespannt sein. Die Folge sind dann Symptome wie Zittern, Schlappheit, Muskelzucken u.ä. Gleichzeitig steht man gedanklich aber womöglich trotzdem noch unter Strom, die Adrenalin-Ausschüttung geht also durchaus weiter. Je länger dieser Dauerstreß nun anhält, umso mehr Symptome können sich im Laufe der Zeit hinzugesellen: Herzklopfen, Herzrasen, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Reizdarm, usw.
Wichtig ist - und das ist ein mehr oder weniger leichter oder schwieriger Lernprozeß:
Mit all diesen Symptomen will Dir Dein Körper "nur" signalisieren, daß Du kürzer treten sollst! Daß Du lernst, zu entspannen, loszulassen, nicht über alles die Kontrolle behalten zu wollen. Daß Du lernst umzudenken, um mit der Zeit nicht alles bzw. zuviel als stressig zu bewerten.
Wenn man es hinbekommt, die Symptome derart positiv zu deuten und zu sehen, ist man einen großen Schritt weiter, weil man wenigstens die Symptome selbst schonmal nicht mehr als Gefahr sieht - im besten Fall sogar als quasi inneren Freund, der einen auf ein Problem hinweisen möchte
Sollte sich also aufgrund der Untersuchungen herausstellen, daß es wirklich vom Streß kommt (Stichwort 'psychosomatisch'), kann ich Dir aus eigener leidvoller Erfahrung nur den Tipp geben, auf Deinen Körper und die Symptome zu hören!
Kleine Empfehlung schonmal:
Die streßbedingte Energiespitze bekommst Du zwangsläufig am besten mit Bewegung abgebaut (quasi Kampf oder Flucht). Ne Viertel- oder halbe Stunde Spaziergang können da schon ausreichen, es muß kein (Hochleistungs-)Sport sein.
Darüber hinaus sind Entspannungs- und Meditationsübungen sehr wichtig, weil sie Dir helfen werden, streßerzeugende Gedanken zu regulieren und runterzufahren
Stichwort 'Untersuchungen':
- Großes Blutbild - insb. auch hinsichtlich Vitamin D, Vitamin B12, Magnesium, Eisen (inkl. Transferrin und Ferritin, dem Langzeit-Speicherwert des Eisens) und Kalium, weil besonders diese Elemente einen großen Einfluß auf das Streßerleben und die Streßverarbeitung haben.
- EKG
- Schilddrüsenuntersuchung
- und der von Tired und Dr. Riecke genannte Neurologe.
Zu den von Tired erwähnten unruhigen Beinen:
Restless Legs habe ich übrigens auch. Ist unangenehm, aber nicht schlimm geschweige denn gefährlich. Sie treten üblicherweise nur in Ruhe auf, zumeist abends beim Zubettgehen und ggfs. nachts. Es gibt Medikamente dagegen, habe auch eines seit Jahren in der Nachttischschublade, aber praktisch noch nie genutzt. Bei mir reicht es in 95% der Fälle aus, dann einfach nochmal für 5 Minuten aufzustehen, mich zu bewegen, mir beispielsweise in der Küche ne warme Milch oder nen Tee zu kochen und mich dann wieder hinzulegen
LG und gute Besserung,
Alex