Hallo Melf,
vielleicht hilft es Dir ja ein bißchen zu wissen, daß Du mit solchen Ängsten nicht allein bist:
Mir geht es seit über einer Woche auch wieder relativ bescheiden, besonders morgens immer wieder Angst und mulmiges Gefühl im Bauch, angespannte Glieder, Unruhe im Blut...
Bei mir kommt es zwar nicht aus einer spezifischen Angst vor Krankheiten, wohl eher Versagens- und Verlustängste. Aber auch die teils so massiv, daß sie mir gerade mal wieder auch regelmäßig die Lebensfreude rauben.
Ich weiß jetzt nicht, wie lange Du schon mit Deinen Ängsten herummachst.
Aber den wichtigsten Tipp, den ich Dir aus eigener Erfahrung geben kann, ist der, nicht aufzugeben, ruhig zu bleiben und Geduld und Ausdauer im "Kampf" dagegen zu entwickeln. Dummerweise sind das Mittel, die man nur mit Übung und mit der Zeit erlernt. Aber es geht. Mir geht es zwar aktuell nicht ganz so prickelnd - aber ich möchte nicht wissen wo ich stünde, wenn ich nicht mittlerweile 1-2 Jahre Übung damit entwickelt hätte.
Ohne der Psychotherapie vorgreifen zu wollen:
Aber fange jetzt schon damit an und lerne, Deiner Angst die Rationalität Deines Verstandes entgegenzusetzen. Das heißt in Deinem Fall: Sage Dir ganz bewußt (und ich meine das wortwörtlich so: SAGE es Dir, am besten laut vor dem Spiegel):
"Ich BIN gesund! Die Werte der Blutuntersuchung sind in Ordnung. Wären sie auffällig, würde der Arzt mir das sagen. Er hat nichts gesagt, also muß alles ok sein. Ich BIN also wirklich kerngesund."
Sieh Dir dabei freundlich, verständnis- und liebevoll, aber fest in die Augen. Lächle ein bißchen - die menschliche Psyche mag es, in lächelnde Gesichter zu gucken

Allein das kann schon dazu beitragen, Dich zu entspannen.
Auf Dauer erreichst Du damit zwei Effekte:
1. Du überlaßt Deiner Angst nicht das ganze Feld Deiner Gedanken. Du behauptest Dich, setzt klar begründete Argumente dagegen und beruhigst Dich damit. Wichtig ist dabei allerdings auch die Wiederholung: Es ist - leider - nicht damit getan, sich bei massiven, irrationalen Ängsten so etwas nur einmal zu sagen... solche Argumentationen müssen mindestens genauso oft wiederholt werden, wie Deine Angst ihre unbegründeten negativen Gedanken in Deinem Kopf spuken läßt. Das Ziel ist es somit, die negativen Angstgedanken wieder soweit vom Feld zu drängen, daß Du klarer denken kannst und die Angst am Ende nachläßt.
2. Du erschaffst Dir über die Wochen und Monate steter Wiederholung damit eine sich irgendwann selbsterfüllende Prophezeiung.
Dazu muß man wissen, daß unser Unterbewußtsein eigentlich recht einfach gestrickt ist: Es glaubt unzensiert und unreflektiert alles, was wir denken und ihm gedanklich vorsetzen. Nicht immer sofort, aber mit der Zeit eben schon.
Ich habe mir zum Beispiel jahrelang immer wieder bewußt gesagt/gedacht, daß mein Leben, so wie es sich eine Zeitlang entwickelt hat, scheiße sei... Das ist anfangs noch nicht so dramatisch gewesen: Ich war "nur" frustriert und innerlich wütend, wußte nicht, wie das weitergehen soll, aber mehr nicht. Bis dies dann nach einigen Monaten und Jahren, in denen ich mir das immer mal wieder gesagt habe, sehr wahrscheinlich dazu beigetragen hat, daß ich meine Angststörung und Depressionen bekommen habe.
Seitdem ich das erkannt habe und mir die Zusammenhänge richtig bewußt geworden sind, bin ich dabei, diesen Weg zurückzugehen: Ich SAGE mir selbst ganz bewußt, daß ich ein schönes Leben habe, daß ich gerne lebe, daß ich eine tolle Familie habe, eine liebevoll Frau, einen tollen Sohn, eine Menge Freunde, die zu mir halten, viele interessante Hobbies, die mir Spaß machen; etc. Das wiederhole ich mir bei jeder Gelegenheit - mit dem Aufwachen, sobald die Anspannung und die Angst kommt; vor dem Spiegel, bevor ich aus dem Haus gehe; im Auto auf dem Weg ins Büro; wann immer die Angst wiederkommt oder mich depressive Unlust packt; abends vor dem Schlafengehen... Immer und immer wieder, solange, bis es sitzt.
Und ich hoffe und vertraue darauf, daß der Schalter der selbsterfüllenden Prophezeiung früher oder später dann wieder in die andere Richtung kippt und mein Unterbewußtsein diese Wahrheit annimmt.
Doch selbst, wenn der ganz große durchschlagende Erfolg bisher noch ausgeblieben ist, so hilft mir diese Methode sehr wohl sehr gut dabei, mich zu beruhigen, die Ängste abzuschwächen, meinem Tagwerk nachzugehen und das Leben halbwegs zu genießen. Besser, als mich in meine negativen Angstgedanken hineinzusteigern und zu fühlen, wie die körperlichen Symptome Überhand nehmen, ist es auf allemal
Ich bin mir daher sicher, daß es sich bei Dir ähnlich verhalten wird:
Gib den Ängsten nach und "glaube" ihnen, Du seist krank - und Du wirst es früher oder später womöglich wirklich werden (keine Sorge: Nicht morgen, nicht in einem Jahr - aber eben vielleicht in fünf, zehn oder zwanzig Jahren). Allein schon deshalb auch, weil die permanente Angst mit ihren körperlichen Symptomen eben auch auf körperlicher und Stoffwechselseite ihren Tribut fordert über die Jahre und Jahrzehnte hinweg.
Argumentiere rational gegen Deine Ängste, lies Dir selbst vor und begründe die Ergebnisse Deiner Untersuchungen wie beschrieben, und sie werden schwächer werden und irgendwann verschwinden. Weil Dein Unterbewußtsein Dir irgendwann glaubt und sich sagt: Wenn sie das so oft wiederholt, wird es wohl stimmen. Also bin ich wohl wirklich gesund und brauche mir keine Sorgen mehr zu machen
Wie gesagt: Erwarte keine kurzfristigen Wunder! Aber Du wirst schon innerhalb der ersten Tage mit solchen Übungen Erleichterung verspüren, das kann ich Dir 100% versprechen. Die Ängste werden noch da sein, aber sie werden besser aushaltbar. Nach ein paar Wochen werden sie wahrscheinlich mal ganz verschwinden - dann gilt es, trotzdem weiter am Ball zu bleiben! Ängste im Unterbewußtsein sind wie kleine Kinder beim verbotenen Süßigkeiten-Naschen: Sobald Du Deine rationalen Argumente zu sehr einschlafen läßt, bevor sie sich nicht richtig eingeschliffen haben, kommen die Ängste womöglich wieder zum Vorschein. Muß nicht, kann aber. Hängt eben stark davon ab, wie lange Du schon damit zu kämpfen hast.
Ich will's erstmal dabei belassen; Du hast ja auch in Deinem neuen Buch noch ne Menge Input. Sehr gut übrigens, daß Du da tätig geworden bist

Mir hat die sogenannte "Bibliotherapie" gerade in der Anfangszeit auch sehr sehr geholfen, Zuversicht zu entwickeln und zu erkennen, daß es immer einen positiven Ausweg gibt
Also: Gib die Hoffnung nicht auf, DU hast alle Karten in der Hand! Bleib ruhig. Das geht vorüber
LG,
Alex