AngelofDarkness
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Ich bin vor kurzem 28 Jahre alt geworden und bin mehr oder weniger durch Selbstdiagnose zu dem Schluss gekommen, dass ich an einer sozialen Phobie leide. Schon als Kind war ich schüchtern, bin auf Empfehlung eines Schulpsychologen erst mit 7 Jahren eingeschult worden aufgrund meiner Schüchternheit. Dennoch hatte ich bis zur Pubertät immer relativ viele soziale Kontakte mit Gleichaltrigen, solange immer jemand den ersten Schritt gemacht hatte. Irgendwann als Teenager, ich weiß nicht, wo genau der Wechsel passiert ist, hat sich meine Schüchternheit in eine soziale Phobie entwickelt, was mir aber selbst bis vor kurzem nie klar war. Ich dachte einfach immer, ich sei nur extrem schüchtern und introvertiert. Von Lehrern gab es ständig die Rückmeldung, dass ich viel zu still im Unterricht sei, was schade wegen meiner guten schriftlichen Noten war. Immer dann, wenn es darum ging, etwas vor der ganzen Klasse vorzutragen, hatte ich körperliche Angstsymptome, die andere nicht hatten, auch wenn sie nervös waren. Ich habe mich immer mental/physisch gehemmt gefühlt, einfach meine Gedanken frei zu äußern, die Angst vor der "Beurteilung" anderer war immer zu groß. Vor allem im Gesicht verspüre ich teilweise einen Kontrollverlust über meine Bewegungen, wenn ich soziale Angst empfinde. Ich glaube, dass ich immer sehr unzufrieden war mit meinem Gesicht und mich damit unwohl gefühlt habe, ich habe ziemlich abstehende Ohren, mit denen ich mich schon als Kind immer "anders" gefühlt habe, als die anderen, obwohl ich deshalb glücklicherweise nie wirklich gehänselt wurde. In der 10. Klasse hatte mich mein Klassenlehrer mal zu einer Beratungslehrerin geschickt, die mir aber auch nicht wirklich weiterhelfen konnte. Rückblickend finde ich es schon sehr verwunderlich, dass nie einer meiner Lehrer, die ja beruflich nichts anderes machen, als ständig mit jungen Leuten zu tun zu haben, mal auf die Idee gekommen ist, dass ich nicht schüchtern bin sondern eine soziale Phobie habe, die sich wohl am häufigsten im Jugendalter entwickelt. Ich hatte es trotzdem irgendwie geschafft, vor allem in der Oberstufe, Vorträge zu halten (meistens nur durch Hilfe von Ablesen) und auch meine mündliche Abiturprüfung abzulegen. Meine Eltern hatten mich mit 17 zu einem Psychologen geschickt, da ich mich sozial immer mehr isoliert hatte, und der ist auch nie auf die Idee gekommen, dass meine Schüchternheit eine krankhafte Angst vor der Beurteilung anderer Menschen ist. Ich habe mit 20 angefangen in einem Coffee Shop zu arbeiten, da ich meine Schüchternheit endlich überwinden wollte. Und tatsächlich war ich nach zunächst sehr unsicherem Umgang mit Kunden nach ein paar Monaten nicht mehr schüchtern. Die soziale Phobie aber blieb, da es zwei voneinander unabhängige Dinge sind. Ich fühlte mich immer noch körperlich unwohl mit Fremden Menschen zu interagieren, auch wenn meine real erlebten positiven Erfahrungen mir die (rationale) Angst vor einer ungewissen, potentiell negativen Situation genommen hatten, die (irrationale) Angst vor sozialem Kontakt hat ein Teil meines Gehirns einfach als Bedrohung verinnerlicht. Ich habe drei Studien abgebrochen, warum genau, kann ich nicht sagen, aber neben Zweifel an den Inhalten selbst, hatte ich auch Selbstzweifel, wie ich das Studium ohne möglichst sozialen Kontakt bewältigen sollte. Ich kann praktisch nicht in der Öffentlichkeit essen, und wenn ich mich doch ein paar Male überwunden habe, dann bin ich extrem verkrampft und bewege mich unnatürlich. Komischerweise habe ich das Problem nicht, wenn ich mit meiner Familie oder anderen Menschen, denen ich vertraue, in der Öffentlichkeit esse. Wenn ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, dann setze ich mich nie hin, da ich es unangenehm finde, vor oder neben einer Fremden Person zu sitzen. Meistens schaue ich auch auf mein Handy, um mich von dem (irrationalen) Gedanken abzulenken, dass mich andere Leute beobachten/beurteilen, auch wenn ich ganz genau weiß, dass es nicht so ist. Mich mit neuen Menschen anzufreunden schaffe ich auch schon lange nicht mehr (es sei denn, über das Internet), ich wirke einfach immer sehr distanziert und verschlossen, trotzdem immer freundlich und hilfsbereit. Da ich aber von Natur aus sehr introvertiert bin (was wiederum nicht gleichzusetzen ist mit Schüchternheit/sozialer Phobie)) und durchaus gerne Zeit alleine verbringe, ist das weniger ein Problem für mich, vor allem, da mein Freund gleichzeitig mein bester Freund ist und ich mich auch mit "Internet-Freunden" ab und zu austauschen kann.
Meine Frage ist, wie soll ich jetzt am besten vorgehen? Bestimmt ist es etwas anderes, eine soziale Phobie mit 28 zu behandeln, als mit 18. Zu was für eine Art von Arzt sollte ich gehen, um erst mal eine offizielle Diagnose stellen zu lassen?
Meine Frage ist, wie soll ich jetzt am besten vorgehen? Bestimmt ist es etwas anderes, eine soziale Phobie mit 28 zu behandeln, als mit 18. Zu was für eine Art von Arzt sollte ich gehen, um erst mal eine offizielle Diagnose stellen zu lassen?