RE: SOS!! Vitamin-Mineralstoff-MANGEL
Hallo bluemoon,
richtig ist sicherlich, dass es viele Menschen gibt, die zu wenig Obst und Gemüse essen - und zu dick sind. Doch ist hier doch ein Umdenken im Gange, nicht zuletzt auch dank Aufklärung. Dass es sinnvoll ist, Säuglinge mit Vitamin D und K zu versorgen ist heute schon fast Standard, ab dem 4. Monat braucht man bei ausgewogener Beikost auch keine weiteren Vitamine zusetzen. Auch die Jodzufuhr sollte bei allen sichergestellt werden. Natürlich kann es immer wieder mal Situationen geben (z.B. Erkrankungen), in denen man auch mal Vitamine u. andere Stoffe zufügen kann/sollte/muss, wenn man die Stellungnahme der DGE aber genau liest, dann sieht man, dass in vielen Fällen das bei einer gesunden Ernährung und Lebensweise nicht notwendig ist (z.B. brauchen Kinder und Jugendliche bei ausgewogener Ernährung nicht generell Nahrungsergänzungsmittel, bitte im unten genannten Link nachlesen). Das Fazit ist der DGE:
"Auf Grund der vorliegenden Ergebnisse verschiedener, ernährungsepidemiologischer Untersuchungen ist daher ganz klar zu sagen: Deutschland ist kein Vitaminmangelland. Früher gefürchtete Vitaminmangelkrankheiten werden in unserem Land bei im übrigen gesunden Menschen heute nicht mehr beobachtet.
Die Vitaminversorgung großer Teile der Bevölkerung hat inzwischen ganzjährig ein hohes Niveau erreicht. Hierzu tragen das weitgehend saisonal unabhängige Angebot nährstoffreicher Obst- und Gemüsesorten sowie nährstoffreicher und gleichzeitig preiswerter Milchprodukte und Fleisch bei. Auch die Nährstoffanreicherung von Lebensmitteln, der starke globale Handel und Austausch von Lebensmitteln und der Einsatz nährstoffschonender Herstellungs- und Zubereitungstechniken haben zu dieser erfreulichen Situation geführt. Die von der DGE seit Jahren empfohlene abwechslungsreiche Mischkost mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse schützt einerseits vor einer unzureichenden Versorgung mit essentiellen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und reduziert andererseits das Risiko einer überhöhten Aufnahme unerwünschter Nahrungsbegleitstoffe (z.B. Cholesterin, Purine, Rückstände, etc.).
Die Vitaminzufuhr unserer Bevölkerung weist aber eine große Streuung auf. Es gibt daher in verschiedenen Altersgruppen besondere Risikogruppen mit vergleichsweise ungünstiger Nahrungsmittelauswahl bzw. Vitaminzufuhr. Hierzu zählen z. B. Personen mit freiwillig oder unfreiwillig geringer Nahrungsaufnahme, mit sehr einseitigen Ernährungsgewohnheiten, mit hohem Genussmittelkonsum oder mit Digestionsstörungen."
Die Stellungnahme im Original finden Sie hier unter Vitaminversorgung in Deutschland, DGE-Info 05/2003
http://www.dge.de/Pages/navigation/fach_infos/wissenschaft.html
Es bleibt also jedem überlassen, ob er z.B. den Ratschlag 5 am Tag beherzigen möchte oder nicht. Aber ich denke, dass es seit der Kampagne immer mehr tun, auch viele Kantinen haben sich darauf eingestellt.
In diesem Thread geht es ja um eine ganz konkrete Person, eine, die erkannt hat, dass sie sich nicht adäquat ernährt, eine, die willens ist, daran etwas zu ändern, eine, die fragt, was soll ich tun? Sie hat das Problem erkannt und möchte etwas verändern. Ich denke, dass hier an erster Stelle die Veränderung der Ernährung stehen sollte - und nicht der Rat, Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen. Und es ist ja nicht schwer, das hinzukriegen, wenn man will.
Die DGE hat Stellung bezogen, allerdings schon vor 2 Jahren:
DGE-Stellungnahme zu "Gemüse- und Obstprodukten" als Nahrungsergänzungsmittel, DGE-Info 06/2002 (gleicher Link wie oben)
Sehr interessant.
Darin heißt es z.B. zur Bioverfügbarkeit:
"Ein weiterer kritischer Aspekt ergibt sich aus der Frage, in welchem Umfang die in den Produkten vorhandenen sekundären Pflanzenstoffe vom Körper aufgenommen werden. Solche Kenntnisse sind unbedingt notwendig, um die ernährungsphysiologische Qualität dieser Produkte bewerten zu können. Bisher liegen lediglich zu einem Produkt Informationen zur Bioverfügbarkeit von Carotinoiden vor, die allerdings nicht aus kontrollierten Studien stammen und die teilweise konträre Ergebnisse berichten. So wird in einer Publikation hierzu geschrieben, dass die Lutein/Zeaxanthinkonzentration im Plasma nach vierwöchiger Aufnahme des entsprechenden Produkts unverändert war (Wagner et al. 1996). Eine zweite Studie konnte nach 80 Tagen ebenfalls keinen Effekt auf den Plasmaluteingehalt feststellen (Smith et al. 1999). Hingegen konnte in einer weiteren Studie eine Erhöhung des Plasmaluteingehaltes nach Supplementierung mit dem Produkt beobachtet werden (Wise et al. 1996), wobei die Studienteilnehmer zu Beginn dieser Studie extrem geringe Plasmacarotinoidkonzentrationen aufwiesen, wofür die Autoren der Studie keine Begründung geben. Auf Grund von Erfahrungen auf dem Gebiet der Carotinoidanalytik im Humanblut weiß man, dass es äußerst schwierig ist, Versuchspersonen mit solch extrem niedrigen Carotinoidplasmakonzentrationen überhaupt zu finden (Müller et al. 1999, Watzl et al. 2000, National Institute of Medicine 2000).
Fazit: Für die ernährungsphysiologisch wirksamen Inhaltsstoffe solcher Nahrungsergänzungsmittel fehlt in aller Regel der Nachweis der Bioverfügbarkeit."
Kennen Sie eine kontrollierte (!) Studie, die eine Erhöhung des Plasmaluteingehaltes nach Supplementierung mit solch einem Produkt belegt? Das fände ich in der Tat mal interessant.
Die Schlussfolgerung der DGE ist klar:
"Bei Nahrungsergänzungsmitteln auf der Basis von Gemüse- und Obstextrakten fehlt gegenwärtig in der Regel der wissenschaftliche Nachweis der behaupteten gesundheitlichen Wirkungen. Die Übertragung wissenschaftlicher Befunde aus Studien, die direkt die Wirkung von Obst- und/oder Gemüse untersucht haben, auf Nahrungsergänzungspräparate ist wissenschaftlich nicht zulässig. Der Nachweis einer gesundheitlich relevanten Wirkung muss jeweils für das einzelne Nahrungsergänzungspräparat erbracht werden, weil ansonsten der Verbraucher irregeführt und getäuscht wird."
Ich habe für mich entschieden, dass ich so etwas nicht brauche, andere mögen anders entscheiden. Eine ausgewogene Ernährung ohne Nahrungsergänzungsmittel ist nicht schwer und machbar, wenn man will. Und sicherlich wesentlich billiger.
Degi