ich versuch's mal
ich versuch's mal
Hallo Sam,
Vorsicht, lange Mail

)
Erst mal zu Thomas, dem ersten: der macht zwar ein paar Rechtschreibfehler, schreibt aber gerade heraus seine Meinung, der ich mich völlig anschließe.
Auch mir waren (und sind teilweise immer noch) gerade bei meiner Mutter viele Themen hochnotpeinlich. Ich diskutiere nächtelang völlig offen (und nicht nur anonym im Forum) alle Spielarten der Sexualität, stehe auch zu meinen ganz persönlichen Erfahrungen und Eigenheiten. Nur mit meiner Mutter würde ich bis heute nicht über Onanie, Oralverkehr etc. reden wollen.
Natürlich provoziert ein 12-Jähriger bis aufs Blut, der testet jeden Tag die Grenzen aus - alles andere wäre nicht normal.
Aber soll eine Mutter auf die Provokation eingehen, indem sie die Spermaspuren anspricht? Nein, nein und nochmals nein!
Was bedeutet denn die Grenzwertforschung? Dass er seine Ketten sprengen möchte, Stück für Stück mehr Freiheiten kriegt. Nur darum geht es doch in der ganzen Jugend.
Vielleicht nervt es ihn ja auch, wenn Mama ihn kontrolliert, seinen Schlafanzug untersucht. Und vielleicht hinterlässt er (unbewusst) genau deshalb Spuren, weil ihn das Eindringen in die Privatsphäre stört.
Warum lässt ein Mädchen sein Tagebuch völlig offen rumliegen? Weil sie - wenn sie auf den Inhalt angesprochen wird - wie eine Furie auf die Mutter losgehen kann, dass die keinerlei Respekt vor Intimsphäre hat. Lesen (oder Hose kontrollieren) ist die eine Sache, es auch noch ansprechen die andere.
Letzte Woche war ich bei meiner Mutter, saß im Bad auf der Toilette, sie kommt rein und beginnt, das Waschbecken zu putzen. Ich habe sie rausgeworfen. Bin ich verklemmt? Vielleicht, aber es gibt einfach Dinge, die ich alleine verrichten will.
Mütter haben oft ein Problem, ihren Kindern genügend Freiraum zu lassen, geht mir doch genauso. Also, warum provoziert der Junge? Was will er seiner Mutter damit sagen? Ich glaube nicht, dass er mir ihr einfach nur über Sex reden will.
In deinem Beitrag (dem "Ferkel") rätst du Kautzy zur Konfrontation. Thomas empfindet das als pädagogisch schwachsinnig (aus Sicht eines jungen Mannes, der sich in den Buben reindenkt) - drückt das halt ein bisschen weniger geschliffen aus. Im Endeffekt sagt er halt "ihr alten Spießer habt von der Psyche von uns Jungs keine Ahnung". Kein unbedingt reifes Statement, sicher.
Aber was machst du, der vermeintlich Erwachsene?
Du lässt dich provozieren, verlangst (wohl sarkastisch), dass Thomas seine Qualifikation zu seiner Meinung erläutern möge ("Kulturkreis"). Und du solltest eigentlich wissen, dass es das aller-roteste aller Tücher ist, darauf hinzuweisen, wie toll man selber seine Kinder erzogen hat. Bei solchen Sprüchen gehen Jugendliche immer auf die Palme - siehst du ja, Bin Laden als Vergleich spricht für sich.
Wohin führt das? Mein Vater hat früher zu mir immer von "deiner RAF" gesprochen, und ich von "deinem Faschistenstaat". Und warum? Ich habe in Wackersdorf demonstriert, mein Vater war bei der Polizei. Also war er ganz persönlich verantwortlich für das Tränengas, das ich abgekriegt habe...
Ich bin jetzt ziemlich abgeschweift, aber ich glaube du verstehst jetzt was ich meine. Sobald es der Jugend gelingt zu provozieren, hat sie den Generationskampf gewonnen. Ich provoziere immer noch gern...
Viele Grüße von
Josy