Re: Shedding
Liebe Sabine,
ich habe seit 3 Jahren mit HA zu tun. Anfangs haben die vom Hautarzt verordneten Haarwässerchen geholfen, mittlerweile ist das aber nicht mehr der Fall. Die Diagnosen, sofern es dazu überhaupt eine klare Aussage gab, waren sehr unterschiedlich, auch bei Besuch derselben Praxis (die Praxis, in der ich mittlerweile häufiger war, ist ein relativ großer Laden, in dem etliche Ärzte arbeiten). Festgestellt (durch meine Gyn.) wurde auch ein niedriger Ferritinwert und Folsäuremangel. Eisentabletten nehme ich seit fast einem halben Jahr, Folsäure seit knapp 3 Monaten. Ob die Werte mittlerweile gestiegen sind, erfahre ich in den nächsten Tagen. Der Haarausfall ist allerdings nicht weniger geworden, sondern im Juli erst einmal angestiegen und seit 14 Tagen noch schlimmer geworden. Und meine Haare sind mittlerweile sehr viel dünner als vor einem Jahr.
Von Minoxidil wollte ich bislang nichts wissen, auch wenn der Hautarzt mir vor einigen Wochen mit dem Kommentar "und das wäre vielleicht auch nicht schlecht" ein Haarwasser mit Östrogen und Minox mitgeben wollte und die Daueranwendung von Minox mit dem Tragen einer Brille verglich (was ich dann doch etwas gewagt finde).
Mittlerweile hab ich mich doch zu Regaine durchgerungen, weil ich immer noch nicht weiß, warum mir die Haare ausfallen, und weil nicht noch ein halbes Jahr Haare lassen möchte, um dann endgültig zu wissen, dass div. Mangelzustände (oder was auch immer) nicht die Ursache waren.
Ob das schlau ist, weiß ich nicht. Ich habe ein wenig die Sorge, dass die Verwendung von Minox dazu beiträgt, dass das Thema Haarausfall für mich weiterhin einen zu hohen Stellenwert hat. Aber noch bin ich nicht so weit, meinen Haaren einfach beim Ausfallen zusehen zu können, ohne zu versuchen, etwas dagegen zu tun.
Wie schon geschrieben, geht es mir im Moment aber trotz hoher Ausfallzahlen psychisch ganz gut und viel besser als vor einigen Monaten, als ich weniger Haare verloren habe und die Haare noch dichter waren. Ich trage die Haare mittlerweile sehr kurz und sage mir, dass ich diese Frisur (eine Art Pixie-Schnitt) früher nicht hätte tragen können, weil es wg. zu vieler Haare ausgesehen hätte wie eine Mütze. Und an die Stelle der Verzweiflung ist im Moment eher Zorn getreten, weil mich dieses Thema so gefangen nimmt und diese Sch...haare es schaffen, mir die Lebensfreude zu rauben.
Ich kenne das von dir an anderer Stelle erwähnte Gefühl, nicht mehr unter Leute gehen zu wollen, sehr gut, aber ich will so nicht mehr leben. Mir ist mittlerweile immerhin klar, dass ich den Zustand meiner Haare ganz anders beurteile als meine Umwelt, und obwohl ich vermutlich noch weit von einer Perücke entfernt bin, habe ich mich mit dem Gedanken daran vertraut gemacht, und es erschreckt mich derzeit nicht mehr so. Vielleicht ist es sogar nicht nur nicht schlimm, sondern macht Spaß, den Kopf nach Stimmung zu verändern.
Wenn ich ehrlich bin, würde ich natürlich trotzdem gern meine eigenen Haare behalten und selbst entscheiden, ob ich die Haare kurz rasiere und eine Perücke aufsetze, aber ich hoffe, dass ich es dauerhaft schaffe, mich nicht mehr so von meinen Haaren abhängig zu machen.
Im Moment mache ich auf jeden Fall wieder das, was ich auch vor dem HA gemacht habe. Ich habe wieder mit Yoga angefangen, weil es mir gut tut, ich treffe Freunde und kümmere mich um die anderen Baustellen in meinem Leben, auf die ich - anders als bei den Haaren - wirklich Einfluss nehmen kann. Wie lange diese Phase anhält, weiß ich nicht, vielleicht habe ich auch dauerhaft die Kurve gekriegt. Das wird man sehen.
Ich drücke die Daumen, dass dir das Haarwasser hilft, aber vor allem wünsche dir, dass es dir gelingt, deine Lebensfreude wiederzufinden.
Viele Grüße
Chris