RE: sexuelle Minderwertigkeitsgefühle
Wenn jemand tatsächlich die Qualität von Liebe und Erotik mit der Anzahl der Akte pro Nacht in Verbindung bringt, dann würde es mich nicht wundern, wenn für diesen armen Menschen gute Musik mit der Lautstärke zusammenhängt.
Manchmal kannst Du mehr Gefühl bei einer flüchtigen Berührung oder einem kurzen Blick bemerken, als bei so manchem Dauergerammel. - Versteh mich nicht falsch; ich habe nichts gegen eine genußvolle Sexualität; aber die bekommst Du nur wenn Du das Wort "Leistung" und die Forderung "ich muß doch aber - die anderen haben doch auch ..." aus dem Schlafzimmer verbannst. - Außerdem hängt die Tiefe der sexuellen Erfahrung Deiner Partnerin bestimmt nicht nur von Deinem "Stehvermogen" ab, sondern vielmehr von dem was in ihrem Kopf vorgeht. Wenn sie wirklich so aufgeklärt und ungehemmt ihre Sexualität ausleben kann, dann wird sie auch selbst Verantwortung für ihren Genuß übernehmen - Aber das ist ein Nebenschauplatz; ich glaube bei Dir geht es eher darum, daß Du Angst hattest, vielleicht aufgrund Deines Alters, gegenüber den jungen Männern nicht sexuell leistungsfähig genug zu sein. Wie schon oben erwähnt, ist das ein Widerspruch in sich. Wer Sex als Leistung sieht, wird es höchstens zu einer guten Gymnastik bringen. Wichtig ist, wie ihr euch am Morgen danach fühlt, wenn ihr zusammen aufwacht . Wäre es anders, würde ein XXL-Dildo jeden auch noch so guten Lover um Längen schlagen, da er erstens größer und zweitens (fast - Batterien!) unermüdlich ist.
Noch ein Wort zu Deiner Eifersucht. Die Angst jemanden zu verlieren, basiert auf der Vorstellung, daß man sich selbst als Partner einen zu geringen Wert zumißt (nach dem Motto: "die könnte ja merken was für eine arme Wurst ich in Wirklichkeit bin"). Sie wird um so stärker je mehr Du Dich eifersüchtig verhältst. Durch Dein Verhalten bestätigst Du unbewußt die vermeintlich drohende Gefahr; die Folge ist noch mehr Kontrolle und weniger Vertrauen. - Du hast Deine Freundin also nicht wegen eines potenteren Mannes, sondern wegen Deines sich selbst verzehrenden Egos verloren.
Es ist schwierig daran selbst zu arbeiten. Ich würde Dir empfehlen eine kognitive Verhaltenstherapie zu machen. Meiner Erfahrung nach machen Betroffene hier die größten und dauerhaftesten Fortschritte. Falls Du den Mut dazu hast, wünsche ich Dir dafür alles Gute! - Es gibt nichts Lohnenderes als die Weiterentwicklung Deiner Persönlichkeit und dazu gehört auch die Konfrontation mit Deiner Angst und Deinen Minderwertigkeitsgefühlen. Wenn Du das als Herausforderung siehst, kannst Du sogar Spaß dabei haben. - Bis denn, Lars