• Dr. Frauke HölleringOb Orgasmus, Stellungen beim Sex oder Selbstbefriedigung: Haben Sie Fragen zur Sexualität? In unserem expertenbetreuten Forum Sexualität können Sie sich ganz anonym über die schönste Nebensache der Welt austauschen. Unsere Expertin Dr. med. Frauke Gehring steht Ihnen – für eine begrenzte Anzahl von Fragen – gerne zur Seite. Die Allgemeinärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Arnsberg mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin und ist zudem als Referentin und Moderatorin für zahlreiche medizinische Themen im Print-, TV- und Internetbereich tätig.

Sexuelle Lust und Beziehungen

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brassicaceae

New member
Hallo zusammen,

ich bin jetzt 39 und fühle mich nach verschiedenen Beziehungen von 2 bis 10 Jahren Dauer sexuell in ein Dilemma verstrickt, aus dem ich seit Längerem keinen Ausweg finde. Vielleicht jemand Tipps oder ich bekomme hier neue Denkanstöße?

Ich kam als Spätzünderin erst mit 20 in den Genuss von Sex, da dies weder in meiner Familie noch bei Freundinnen bis dahin ein Thema war. Nur dank heimlichen Fernsehens zu später Stunde erahnte ich gegen Ende der Pubertät, dass es da etwas gibt... (Internet gab es ja noch nicht.)

Ich fand den Sex mit meinen ersten beiden Freunden (ja ca. 2-3 J. Beziehung) sehr schön und oft auch recht experimentierfreudig, auch wenn ich selbst (aus heutiger Sicht) etwas passiv war und nie selbst die Initiative ergriff. Ich war damals sexuell total unerfahren und genoss einfach, was geschah. So weit, so gut, aber beide gingen mir irgendwann fremd... Ich dachte, sie wären Idioten und war glücklich, als ich danach einen "Vernünftigeren" fand. Wir liebten uns sehr, waren glücklich, heirateten, bauten ein Haus und wollten Kinder. Den Sex fand ich von Anfang an nicht besonders toll, da ich viel aufgeschlossener und leidenschaftlicher war als mein sehr konservativer Mann und er nur plumpen Blümchensex wollte und konnte. Ich akzeptierte das, weil mir Liebe, Geborgenheit und eine gemeinsame Zukunft viel wichtiger waren als heißblütige, untreue Typen wie meine vorherigen Partner. Leider verflog dadurch aber komplett meine Lust, obwohl ich ihn so sehr liebte wie nie jemanden vor oder nach ihm - ich liebte seine Intelligenz, seinen Charakter, seine liebevolle Art, seine Eloquenz und unterstützte ihn in seinen Vorhaben. Wir redeten, unternahmen und planten viel miteinander und unterstützten uns gegenseitig. Auch wenn nicht alles perfekt war, war ich sehr zufrieden, trotz schwindender Erotik. Er sprach unseren seltenen Sex öfter an und ich sagte ihm, dass wir da sehr unterschiedlich ticken - ich machte Vorschläge für ein spannenderes Sexleben und versuchte immer wieder über Lust und Phantasien zu reden, aber er blockte alles empört ab und meinte "Also wenn wir das nötig haben...!" Ich fand solche Gespräche schließlich aussichtslos (er auch) und ich verdrängte dann das Thema, da ich unser Leben dennoch sehr schön fand - mein Fehler wie ich heute weiß. Von einem Tag auf den anderen kam er nicht mehr nach Hause, er hatte eine andere – vermutlich bereits seit Monaten. Er holte wochenlang nur noch nachts heimlich frische Hemden und Anzüge aus dem Kleiderschrank und war plötzlich mir gegenüber ein eiskalter Mensch geworden, der sofort die Scheidung wollte sowie meinen Auszug aus dem gemeinsamen neu gebauten Haus, damit seine Neue sofort einziehen konnte.

Ich war ziemlich durch den Wind, aber da es mir zu der Zeit ansonsten super gut ging (u. a. wegen viel Sport), sah ich das Ganze als Chance. Ich verliebte mich schnell in einen anderen, lebte meine Leidenschaften mit mit ihm voll aus und wir probierten viel Neues aus. Es war wie eine wundervolle sexuelle Befreiung. Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich nicht frigide war, und genoss es in vollen Zügen. Aber nach 1 bis 2 Jahren wurde der Sex langsam zur Pflicht. Der Mann hatte mich so lustvoll kennengelernt und dachte nun ein Recht darauf zu haben bei jeder Begegnung (Wochenendbeziehung). Sex auf Knopfdruck war mir aber nicht möglich und nur bei seiner leisesten Wunschäußerung kam die Panik in mir auf, dass ich ich wieder alles verlieren würde und es mir den Boden unter den Füßen wegziehen würde, wenn ich meinen Partner nicht genügend befriedigen würde.

Diese panische Angst führte dazu, dass ich mich seitdem nicht mehr wirklich auf Beziehungen einlassen kann. Ich habe scheinbar „gelernt“, Männer immer vollends befriedigen zu müssen, um eine glückliche Partnerschaft zu haben. Durch viel Sport war ich mich immer lustvoller und sexueller geworden, allerdings finde ich den Preis dafür durch den immensen Energieaufwand auch recht hoch und fast schon unentspannt. Ich habe mich dennoch sexuell weiter vorgewagt, um den Kontakt zu Männern nicht aus Enttäuschung zu verlieren, und vieles Neues (auch Extremes) kennengelernt. Ich habe dies auch meist sehr genossen und interessant gefunden und die Männer waren fasziniert von meiner Lust, aber ich habe auch (fast traumatisiert) erfahren müssen, wie unendlich stark die männlichen Triebe und deren Phantasien sind, sodass ich den Eindruck habe, niemals all dem genügen zu können und auch nicht zu wollen. Obwohl ich inzwischen sexuell sehr aufgeschlossen und redselig bin, scheint es heutzutage kaum gestattet zu sein, einem Partner zu sagen, dass man dieses und jenes nicht möchte. Ich erwarte auch nicht von einem Partner, all meine (wilden) Phantasien, die ich durchaus habe und denen ich mit Selbstbefriedigung nachgehe, umzusetzen. Viele Männer sind auch ziemlich rigoros und emotionslos im Nein-Sagen, wenn sie selbst auf etwas keine Lust haben, gehen aber einfach fremd, wenn ihnen selbst etwas fehlt. Die ständige Pornoverfügbarkeit scheint Männer nicht mehr kompromissbereit zugunsten von Liebe zu machen, bzw. viele Männer fühlen keine Liebe, wenn nicht diverse Praktiken und diese möglichst oft vollzogen werden. Am traurigsten macht mich nun seit Jahren, dadurch auf ein harmonisches Familienleben verzichten zu müssen. Mir fehlt inzwischen auch das rechte Maß für Sexualität und oft denke ich auch, lieber asexuell leben zu wollen, da das wilde Sexleben für mich notwendig ist zum Glücklichsein. Viel wertvoller wäre für mich eine vertrauensvolle Beziehung, aber ich kann nicht mehr vertrauen. Wie kann ich dieses Vertrauen wieder bekommen?
 
... "... da das wilde Sexleben für mich _NICHT_ notwendig ist zum Glücklichsein. ..." (bearbeiten des Posts ist ja leider nicht möglich)
 
Hi,
kann es sein das du es immer nur mit einem bestimmten Typ Mann versucht hast.
Das ist oft eine Falle in die fast alle mal tappen, man sucht sich im Grunde dieselben Eigenschaften beim zukünftigen Partner, wie sie auch der vorherige hatte.
Oft sind es Eigenschaften die man aus dem Elternhaus kennt, die also vertraut sind, Sicherheit vermitteln, aber eben auch in vielem nicht passen.

Vor allem solltest du wissen was du dir vom Sexualleben erwartest und was nicht, das auch von Anfang an kommunizieren und wenn der Partner nicht darauf eingehen mag, vor allem seine Befriedigung im Blick hat, dann passt es nicht.
Schließlich merkt man auch daran was man dem Partner wert ist, ob er Grenzen achtet und versucht auf Vorlieben einzugehen, natürlich beidseitig.
Es muss ein gemeinsamer Nenner gefunden werden, wenn es den nicht gibt und alles nur darum geht das Er zufriedengestellt ist, dann kann es nicht funktionieren.
Erstens weil du damit in eine Rolle fällst die niemand auf Dauer innehaben möchte und zweitens weil du ihm nicht genug wert bist um Gleichberechtigung im Bett walten zu lassen, ganz im Gegenteil das wird dir verweigert und hast du mal ein Problem ist er weg.

Es gibt auch genug andere Männer, denen ihre Frau auch im Bett wichtig ist, die auch mit Lustlosigkeit umgehen können, genauso wie mit der Annäherung beider Sexualitäten.
Du scheinst nur nicht den Blick dafür zu haben, oder besser gesagt, auf Attribute zu schauen die genau diese Situation heraufbeschwören.
Das nächste Mal solltest du von Anfang an offen damit umgehen, wenn er dann das Weite sucht ist er selber schuld und nicht du.

Man kann auch gut als Single leben, also nichts übers Knie brechen und Zeit lassen.
Du vergeudest mehr Zeit wenn du viele Frösche küsst und die sich in Verfechter der kirchlichen Sexualität entpuppen, oder als Nimmersatts die dafür ein entsprechendes Gegenüber brauchen,
als wenn du genauer prüfst und schon vorher besser einschätzen kannst wie er tickt.
 
iallo Tired, ich danke dir sehr für deinen Beitrag, der mir z. T. einen anderen Blickwinkel ermöglicht. Ich fragte mich auch schon mal, ob ich immer einen ähnlichen Männertyp bevorzuge. Aber sie unterscheiden sich alle doch sehr - aber bestimmt gibt es noch viele Typen, die ich noch nicht kenne, allerdings wollte ich auch nicht alle ausprobieren ;-)

Ich kommuniziere schon sehr deutlich, was ich mag und was nicht - nicht nur am Anfang. Ich lasse mich gern auf Neues ein, gebe und genieße gern, ich mache aber nichts, was ich verabscheue. Insofern war meine sexuelle Weiterentwicklung nach meiner Ehe schon ganz gut. Aber seit Längerem lebe ich enthaltsam, da ich weder nymphoman noch polyamorös bin. Mein Hauptproblem ist eher, nicht wieder vertrauen und mich einlassen zu können, selbst wenn jemand sehr einfühlsam und verständnisvoll ist.
 
Vielleicht vertraust du dir selber nicht genug?
Das Vertrauen in andere kommt ja aus unserem eigenen Vertrauen heraus, wenn man sich selber nicht vertraut das du die richtigen Entscheidungen triffst, dann kannst du auch keinem Partner wirklich vertrauen da nicht genug davon da ist.
Also müsstest du erst einmal in dich selber das Vertrauen gewinnen das es gut ist was du tust und entscheidest, erst dann kann auch ein Partner so gut für dich sein das du ihm vertrauen kannst.
 
Hallo Tired, genau das ist es ja. Wenn man über Jahre mit jemandem alles aufgebaut hat, einen komplizierten Hausbau hinter sich hat und dann fällt alles wie ein Kartenhaus zusammen (wegen Sex!), dann habe ich wohl irgendwo was falsch entschieden. Wer sagt mir, bei welchem Mann ich mich richtig entscheide, um mich wieder mit Haut und Haaren einzulassen? Dieses Vertrauen in meine Urteilskraft fehlt mir seitdem völlig. Manchmal habe ich den Eindruck, es gibt keine Sicherheit und man kann sich auf nichts mehr verlassen (gemeinsame Wohnung ist seitdem undenkbar für mich) - aber dann sehe ich andere Paare, die es schaffen, und ich frage mich, wie sie das machen. Meine Maxime war immer Zusammenhalten in guten und in schlechten Zeiten, aber das sehen offenbar nicht alle so, stattdessen sind Fremdgehen und Scheidungen allgegenwärtig.
 
Das ist ja schon ein Hinweis das du die Trennung bei weitem noch nicht verarbeitet hast, also dort ansetzen musst.

Das Einzige was daran falsch ist, ist deine Einstellung.
Du hast keinen Fehler gemacht, es ist normal das sich eine Beziehung verändert und es irgendwann auch mal nicht mehr passt.
Deine Entscheidungen waren richtig, seine auch, nur hast du nie die Gelegenheit bekommen das auch nachvollziehen zu können.
Seine Liebe wird weniger geworden sein, mit den Jahren und da war es kein großer Schritt mehr sich wegen dem Sex zu trennen.
Es wird aber nicht am Sex gelegen haben, das war nur der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte, es hat wohl schon länger nicht mehr gepasst.
Wenn dann ausgehalten wird was nicht mehr passt, dann entsteht auch ein Feindbild, das auf den Partner, die Partnerin übertragen wird und am Ende kommt der große Knall, der nur Verunsicherung zurück lässt.

Das Problem ist das du es nicht wirklich verstehst was da gelaufen ist, weil er es nie kommuniziert hat und du auch nicht.
Du solltest also schauen was man besser machen kann und nicht argwöhnen das du irgendwo falsch abgebogen bist und deshalb alles schief lief.
Das ist nicht so, denn dazu gehören immer zwei und außerdem ist alles ein Lernprozess den es nicht gäbe wenn wir alle alles richtig machen würden. Es ist normal zu scheitern, es ist nicht schlimm, es macht uns zu reiferen Menschen.
Dir fehlt anscheinend die Aussöhnung mit der gescheiterten Beziehung, die Erkenntnis das Fehler dazu gehören, auch nicht unbedingt vermeidbar sind und dein Mann sich nicht überwinden wollte Probleme zu klären und du alleine es nicht konntest.
Es ist ein Ende gewesen an dem wahrscheinlich keiner eine Schuld hatte, weil die Fähigkeit es zu verändern fehlte, söhne dich damit aus, vergib ihm, vergib dir und nimm es als eine Weiterentwicklung und nicht als einen Fehler vor dem du von nun an auf der Hut sein musst.
Die Beziehung war doch sicher auch über lange Strecken gut, die solltest du festhalten und nicht das unrühmliche Ende, welches nur ein kleiner Teil eures gemeinsamen Lebens war und das war doch sicher auch kein Fehler.
Eine Beziehung war kein Fehler nur weil das Ende mies war, das was vorher zwischen euch war das ist deshalb nicht weniger wert.
Du hast also für die längste Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen, nur am Ende war das nicht mehr möglich, auch weil dein Mann andere Wege gehen wollte.
Vertrau dir das es gut war, wie es war.
 
brassicaceae
Im Prinzip ein Problem, mit dem fast alle Menschen früher oder später zu kämpfen haben. Nur steckt es jeder Einzelne vielleicht anders weg.

Es liegt nun einmal in der Natur der Sache, daß sich sexuelle Bedürfnisse, Wünsche und Vorlieben mit der Zeit verändern, sowohl bei einem selbst als auch beim Partner und leider fast nie synchron.

Darüber muß man sich im Klaren sein, wenn man eine dauerhafte Beziehung eingeht. Hat mit sich erst einmal mit Kindern, Haus etc. auf eine gemeinsamen Lebensweg festgelegt, muß man sich entscheiden, ob einem die Sexualität wirklich so wichtig ist, alles andere dafür aufzugeben.

In eurem Fall wäre es vielleicht das Beste gewesen, sich auf eine Offene Beziehung zu einigen oder Swinger zu werden.

Was waren es denn für Wünsche, die Dir nicht erfüllt werden konnten? Waren die wirklich so abwegig? Ich frage mich, wie man sich in sexueller Hinsicht derart in etwas verrennen kann, daß es zu solchen Folgen kommt!

g.
 
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