Hallo Christin,
durchatmen, ruhig bleiben
Ich bin heute Früh auch wieder mit Angst wachgeworden, wollte erst gar nicht aus dem Bett, erschien mir wie der sicherste Ort auf Erden. Nach der halben Stunde bin ich dann aber hoch, und es geht... halbwegs... mal mehr, mal weniger...
Ich vertraue meinem Körper wieder nicht mehr.
Kann ich sehr gut nachvollziehen.
Wobei ich das mittlerweile wieder einigermaßen tue, denn ich habe verstanden, daß meine ganzen körperlichen Symptome nur ein Spiegel meiner Psyche, meines Unterbewußtseins und meiner Seele sind. Rein körperlich fehlt mir absolut nichts!
Und das wird bei Dir genauso sein - da bin ich fest von überzeugt
Die eigentliche Arbeit wirst Du an Deiner Psyche und Deinem Unterbewußtsein durchführen. In der Tat doof, daß es so lange Wartezeiten sind. Aber die Therapie wird Dir helfen, Dinge zu erkennen.
Mein letzter Termin gestern hat mir zum Beispiel nochmal sehr deutlich gezeigt, in welchen kindlichen Mustern aus Angst und Unsicherheit ich immer noch gefangen bin:
- Ängstliche, überbehütende Mutter
- Jähzorniger Vater
- Besonders "schön" die Kombination, wenn Mutter damit droht, alle Untaten der Kinder des Tages abends dem Vater zu erzählen, der dann schon häufiger auch mal die Hand locker sitzen hatte... :/
- Etliche Umzüge, was zum Bruch von Freundschaften führte - "super", um einem Kind stabile soziale Bindungen zu ermöglichen *Ironie*
- Überangepaßt als Jugendlicher, praktisch null pubertierendes Verhalten oder Rebellion gegen die Eltern.
Und wenn ich mir meine unterdrückten Emotionen heute so ansehe, entdecke ich die Parallelen:
- Ich bin schnell verunsichert, ängstlich
- Ich tue mich vergleichsweise schwer damit, soziale Kontakte aufzubauen. Habe Angst, daß Freundschaften kaputtgehen oder ich nicht anerkannt werde.
- Generell bin ich sehr vorsichtig damit geworden, umzuziehen - und nen neuen Job suche ich primär in der Nähe, um eben nicht umziehen zu müssen. Ich möchte endlich mal irgendwo Zuhause sein.
- Inneres Rebellieren und Frust gegen alle möglichen Einflüsse von außen, die etwas von mir verlangen, was ich nicht machen möchte. Man könnte quasi behaupten, ich hole mit 39 gerade meine Pubertät nach - was sich aufgrund des familiären und beruflichen Umfeldes aber auch nicht gerade einfach gestaltet.
Warum ich Dir das alles erzähle?
=> Weil ich mittlerweile auch davon überzeugt bin, daß unsere Ängste, Depressionen und Leid im Erwachsenenalter aus Erfahrungen aus Kindheit und Jugend herrühren.
Meine Frau gab mir vor zwei Wochen eine schöne Metapher:
Unsere Seele ist wie ein Brunnen: Bei der Geburt mit kristallklarem Wasser gefühlt, rein, sauber, frisch. Mit den Jahren jedoch lagern wir unseren psychischen, unbearbeiteten, verdrängten, zugeschütteten Müll darin ab wie in hölzernen Giftfässern. Die halten auch erstmal - zehn, zwanzig, dreißig Jahre, je nachdem. Früher oder später jedoch ist das Holz verrottet, und der alte Psycho-Müll vergiftet das Wasser. Je mehr Gift, desto schlechter geht es uns - bis das Brunnenwasser irgendwann umkippt. Spätestens jetzt hat man keine andere Wahl mehr, als sich die Brühe anzusehen und den Müll rauszufiltern.
Das ist Arbeit...
Deswegen - wenn Du im Hier und Jetzt keine direkte Ursache für Deine Beschwerden findest, wird es Zeit, daß Du ganz langsam und behutsam mal zurückschaust. Gerade, was Dein Würgen und Spucken angeht: Hast Du in der Kindheit / Jugend eventuell mal größere Probleme mit dem Magen gehabt? Nen hartnäckigen Magen-Darm? Ne Lebensmittelvergiftung? Und ganz entscheidend: Wie sind Deine Eltern dann damals damit und mit Dir umgegangen?
Nur ein blöder Gedanke von mir, vielleicht bin ich auch auf dem Holzweg.
Aber unser Gehirn vergißt nichts.
Und noch etwas: Gefühle sind zeitlos! Sie unterscheiden nicht zwischen gestern und heute - sie fühlen sich heute noch genauso beschissen an wie vor zwanzig oder dreißig Jahren. Oder sogar noch beschissener, weil sie in der Zwischenzeit gewachsen sind.
Wie gesagt: Nur ein paar Anregungen, um Dir zu verdeutlichen, daß Deine Beschwerden wahrscheinlich nicht ganz grundlos sind, aber es auch Anlaß zur Zuversicht gibt, das alles einzusortieren und aufzuräumen

Aber mach langsam und vorsichtig damit - es gibt nicht ohne Grund professionelle Therapeuten, die einem bei so etwas helfen.
Du machst das gut so, nur Mut
