Re: Schmerzen im amputierten Bein
Liebe Frauke,
DANKE, dass auch Sie sich hier nochmals gemeldet haben. Ich bin überzeugt davon, dass Herrn Dr. Wachter hier ein Stein vom Herzen fällt!!!
Das Sie die Sepsis überstanden haben ist ein echtes Geschenk. Es ist jetzt bestimmt kein Zuckerschlecken mit der momentanen Situation zu leben, doch Sie müssen kämpfen .. Ganz ehrlich, ich wüsste auch nicht, für welche der 3 Möglichkeiten ich mich entscheiden würde. Es schüttelt mich, wenn ich daran denke, dass auch mir einmal so was passieren könnte .. Allerdings ist die Tatsache, dass Sie schon 2 Mal eine Sepsis hatten, eine Tatsache, die bei der Entscheidung ganz sicher tragend sein wird.
Das Sie mehr zu der Amputation des restl. Teils plädieren, zeigt doch aber zumindest > Sie wollen LEBEN!!!!! Und das ist schon mal ein SEHR GUTER Grund ….. (8))
„Mein Vertrauen zu Ärzten habe ich beinahe gänzlich (es gibt glücklicherweise noch Ausnahmen) verloren. Meinen li. Unterschenkel und fast mein Leben habe ich durch einen Ärztefehler vor 7 Jahren verloren und diesmal war es auch grob fahrlässig (das sagt zumindest mein Hausarzt)… „
Frauke, da kann ich Ihnen sehr gut nachfühlen – auch wenn Ihnen das selbst nicht weiterhelfen wird. Bei mir sind im Laufe der letzten 22 Jahren 4 Behandlungsfehler gemacht worden. Die Folgen sind (bis jetzt) nicht so weitreichend wie bei Ihnen und natürlich hoffe ich das es auch nicht so weit kommen wird.
Mein li. Knie wird bald zum 11ten Mal operiert. Hier fanden nachweislich 3 Behandlungsfehler vor. Ein Arzt hat mir durch einen Vergleich vor 15 Jahren 5.000,00 DM gegeben … Wenn ich gewusst hätte, was dann noch folgt, hätte ich mich niemals auf diesen Vergleich eingelassen. Dann wurden bei einer Bandscheiben-OP die Nerven kaputt gemacht. Die Folge – seit ca. 6 ½ Jahren Harn- und Stuhlinkontinenz. Was das alles mit sich bringt, brauche ich denke ich nicht zu schreiben … Eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist nicht mehr möglich; die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist nicht mehr möglich; die Freunde am Sex ist gänzlich verschwunden ….. und und und … Dass es während der Operation zu Komplikationen gekommen ist, habe ich nur durch die Klage erfahren. Denn dort wurde ein OP-Bericht vorgelegt, der nicht deckungsgleich mit dem war, den ich damals erhalten hatte. Bei mir stand nämlich nicht, dass es während der OP zu Komplikationen gekommen ist!!! Der Herr Dr. hat in DE ein Verfahren angewandt, was ich DE gar nicht zulässig war!! Auch das habe ich nicht gewusst … Man braucht viel Kraft um einen Behandlungsfehler nachzuweisen! Dennoch, ich kämpfe hier um DAS RECHT!! Meine Gesundheit erlange ich dadurch nicht mehr zurück aber ich brauche das für meine Psyche.
Wie sieht es bei Ihnen aus? Sind Sie damals gegen den Behandlungsfehler vorgegangen? Wenn nein, müssten Sie überlegen ob Sie das noch tun. Allerdings tritt eine Verjährung ein, so dass es leider schon zu spät sein könnte .. Wenn Sie eine Rechtschutzversicherung haben, dann lohnt es sich zu kämpfen.
„Psychisch ist es mir die letzten Tage leider auch nicht so gut gegangen, da kommen schon mal Fragen nach dem Sinn des Lebens auf und auch ob das alles hier überhaupt noch Sinn macht. Mittlerweile geht es mir aber schon wieder besser und bis jetzt hatte ich immer noch die Kraft zu kämpfen und ich hoffe wirklich, dass ich sie nicht verliere…. „
DAS hoffe ich auch!!! Es lohnt sich immer zu kämpfen!!! Das Ihre Situation fürchterlich sein muss, ist klar. Doch es gibt immer etwas im Leben, was einem auch hält am Leben zu sein! (

) Klammern Sie sich an die Dinge, die Ihnen Freude bereiten und legen Sie Ihr Augenmerk dann auch genau dahin. Haben Sie auch einmal an eine psychol. Betreuung gedacht? Wenn nein > Ich kann es nur empfehlen. Ich mache das auch und man muss sich dafür auch nicht schämen! Warum sollen wir uns für etwas schämen, was uns andere Menschen angetan haben????????? Nein, die sollten sich schämen aber nicht wir!
„Sorry, jetzt hab ich mich wieder „gehen lassen“, hab auch schon wieder ganz verheulte Augen….“
Das bedarf keiner Entschuldigung! Es ist gut, wenn Sie Ihre Emotionen rauslassen – man sollte das so oft tun wie man es nur kann. Weinen bedeutet nicht, dass man ein Schlappschwanz ist!! NEIN, weinen bedeutet das man KÄMPFT!!! Und deshalb wünsche ich mir, dass Sie öfters weinen …..
„Sollte ich tatsächlich darauf eingehen, noch mein restliches li. Bein zu amputieren? Ist das auch wirklich eine Garantie dafür, dass keine weiteren Knochenentzündungen, Abszesse, Nekrosen etc. und keine weitere Sepsis hinzukommt? „
Frauke, ich glaube Sie kennen hier die Antwort selber. Ich glaube man bekommt für NICHTS eine Garantie mehr. Es wird Ihnen auch kein Arzt der Welt hier eine Garantie geben … Ich denke man kann hier nur mit einer präzisen Abwegung der Folgeleiden eine Entscheidung treffen. Also was wäre bei 1) , 2) und 3) hinterher alles möglich … Oh man, eine wirklich sehr schwere Entscheidung.
Ich hoffe, dass Herr Dr. Wachter Ihnen hier vielleicht noch Gedanken aufschreiben kann, die Ihnen helfen ….. eine solch unschöne Entscheidung zu treffen.
Ich wünsche Ihnen ALLES ALLES GUTE und würde mich sehr freuen, wenn Sie Ihren Kampfgeist nicht verlieren. Wenn wir trotz des Behandlungsfehlers aufgeben, dann hat er gewonnen – ich möchte aber nicht, dass der Fehler des anderen gewinnt!!! Also ist kämpfen angesagt …. Vielleicht können Sie das auch für sich mitnehmen.
Ich muss in einer Woche auch wieder in die Klinik, um nun die 11 OP an dem einen Knie durchzumachen … Solange ich im Wachzustand bin, werde ich an SIE denken!!!! Kopf hoch und bitte bitte – weinen Sie wann immer Ihnen danach ist! Wir müssen uns dafür nicht entschuldigen und wir sind deswegen auch nicht schwach!! Wir sind STARK!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ganz liebe Grüße
Katzenauge