H
Hans2
Guest
Erfahrungsbericht
Erfahrungsbericht
Hallo Rania,
im Dezember wurden mir die "fliegenden Mücken" aus einem Auge herausoperiert. Deshalb möchte ich Dir meine Geschichte kurz erzählen. Ich hoffe, es hilft Dir, Deine Probleme richtig einzuschätzen und sachkundiger die Entscheidung für oder gegen eine Operation zu treffen.
Im letzten März habe ich (42) mit Erschrecken teilweise Bildausfälle festgestellt. Meine Augenärztin stellte massive Trübungen in beiden Augen, sowie starke Verklumpungen dieser in einem Auge fest. Medikamentive Behandlungen (Förderung der Durchblutung, Hornhautpflege) halfen nichts. Als sich mein Zustand in den nächsten 2 Monaten stark verschlechterte, beim Autofahren Autos vor meinem Auge verschwanden, nur noch die Bäume am Rand zu sehen waren, der Computermonitor noch zu sehen war, aber der Inhalt nur eine graue Brühe war, ich Menschen ohne Gesichtern gegenübersaß, im Sucher des Fotoapparates nichts mehr zu sehen war, da wurde ich in eine Augenklinik mit Spezialisierung Glaskörperchirurgie überwiesen. Leider war der Professor mehr auf Augenmigräne fixiert und meinte, die großen Flocken in meinem Auge müssten durchsichtig sein. Nach MRT, Untersuchung der Blutgefäße und Untersuchung beim Neurologen wurde nichts festgestellt, ich aber trotzdem an den Neurologen weiterverwiesen. Es wurde immer belastender! Meine Firma hatte ich schon informiert dass ich ggf. zu Hausarbeit übergehen muss oder ganz ausfalle. Druckgefühl in den Augen! Stereoskopische Probleme! Lichtempfindlichkeit!
Meine Augenärztin hat mich dann an eine andere Klinik verwiesen, wo ich mich gut behandelt fühlte. In meinem Fall sind eindeutig die verklumpten Trübungen im Glaskörper Schuld, Behandlung nur operativ möglich, mindestens 1 Jahr mit starken Beschwerden, bevor operiert wird. Da bei mir kurzfristige Arbeitsunfähigkeit infolge der häufigen Totalausfällen von Bildteilen drohte, haben wir uns nach einer Bedenk- und Beobachtungszeit zur OP entschlossen.
Im Dezember war ich 4 Tage in der Klinik. Unter Vollnarkose mit künstlicher Beatmung wurde ich ca. 1 h lang operiert. 3 Schnitte (je 0,9 mm) rund um die Iris, einer für den Absaugrüssel mit angebauter Schneidsichel, einer für das Mikroskop und Licht und der letzte für das Einfüllen der Lösung, die den Augeninnendruck wieder hoch hält und später durch Augenwasser ersetzt wird. Sehr erfolgreich! Das Auge mit den verklumpten Flocken wurde weitestgehend ausgeräumt und ich habe bis heute keine ernst zu nehmenden Trübungen entdeckt. Einige Tage nach der OP gingen aber Probleme mit beiden Hornhäuten los, die meine Sehfähigkeit auf dem operierten Auge zeitweise auf 5 % senkte (das größte E auf der Sehtafel kann man noch ganz verschleiert sehen!). Nach etwa 6 Wochen intensiver Behandlung (und Einsatz von Kortison) war ich soweit wiederhergestellt, dass ich mich wieder an Auto und Computer wagte. In der Zwischenzeit hatte ich das Lesen nur ca. 10 min schmerzfrei ausgehalten. Das andere Auge "sympatisierte" mit dem operierten! Lange zuhause, aber nichts richtig sehen und machen können! :-(
Die Risiken bei der OP reichen u.a. von Beschädigungen der Netzhaut, über Beschädigungen der Linse bis zum Totalverlust des Auges. Auch für die Kenntnis dieser Risiken unterschreibst Du!!! Da ich nur schwach kurzsichtig bin, ging es unterm Strich recht gut bei mir ab (außer meine massiven Hornhautirritationen). Ich bin froh, dass ich zu so einer fachkundige und verständnisvolle Augenärztin gekommen bin. Aber wegen der möglichen Risiken kann ich nicht bedingungslos zu dieser OP raten. Man muss sehr genau abwägen. Meine Alternative hieß Berufsunfähigkeit und das überlegt man sich als Alleinverdiener einer 5-köpfigen Familie! Die anderen Randbedingungen für meine OP wurden positiv eingeschätzt.
Wenn man mit kompetenten Fachleuten solche Probleme bespricht, fällt es einem leichter, die eigenen Probleme und Einschränkungen distanzierter zu betrachten und sich nicht psychisch davon dominieren zu lassen. Anfangs hieß meine Devise beim Autofahren: Verschwinden die Autos vor mir, dann das eine Auge zukneifen und nur mit dem anderen sehen. Nach 10 bis 60 Sekunden war das wieder vorbei. Solange diese Behinderung nicht zu einem sehr ernsten Sicherheitsrisiko für mich wurde, konnte ich durch meine Einbindung in Familie und Beruf das Problem weitestgehend ignorieren, bis es sich mit Macht wieder zeigte. Danach wieder ignorieren. Ich wusste ja eine Fachfrau in meiner Reichweite, die mir helfen würde. Ich habe mit entschieden!
Zur Nachuntersuchung muss ich regelmäßig zu meiner Augenärztin und in die Klinik. In einigen Monaten bin ich wieder am OP-Ort und werde über das zweite Auge sprechen. Operieren werden wir vorerst nicht, da ich diese Beeinträchtigungen noch gut verkraften kann.
Früher habe ich hier im Forum auch Infos zum Thema gesucht, was nicht zufriedenstellend gelang. Ich hoffe, dass Dir der Kurzbericht hilft. Über geeignete Augenkliniken in Deiner Nähe kann vielleicht bei Bedarf Frau Dr. Liekfeld etwas sagen.
Meine Zusammenfassung:
Trübungen, die psychisch belasten, aber keine extremen Auswirkungen auf das Leben haben, sollte man ignorieren und damit umgehen lernen (meist ist nur ein Auge massiv betroffen, dann mal zukneifen, Trübungen stehen nur zeitweise im Sichtfeld). Fachgerechte Betreuung in einer Augenklinik, wo man auch über eine OP reden kann, hilft auch psychisch ungemein. Der schlimmste Fall bei einer OP ist der Totalverlust des Auges oder "etwas kleinere Katastrophen". Das muss man wissen, dafür unterschreibt man! Optimal ist, wenn Arzt und Patient ein Vertrauensverhältnis haben und gemeinsam die Entscheidung treffen.
Alles Gute für Dich!
Hans
Erfahrungsbericht
Hallo Rania,
im Dezember wurden mir die "fliegenden Mücken" aus einem Auge herausoperiert. Deshalb möchte ich Dir meine Geschichte kurz erzählen. Ich hoffe, es hilft Dir, Deine Probleme richtig einzuschätzen und sachkundiger die Entscheidung für oder gegen eine Operation zu treffen.
Im letzten März habe ich (42) mit Erschrecken teilweise Bildausfälle festgestellt. Meine Augenärztin stellte massive Trübungen in beiden Augen, sowie starke Verklumpungen dieser in einem Auge fest. Medikamentive Behandlungen (Förderung der Durchblutung, Hornhautpflege) halfen nichts. Als sich mein Zustand in den nächsten 2 Monaten stark verschlechterte, beim Autofahren Autos vor meinem Auge verschwanden, nur noch die Bäume am Rand zu sehen waren, der Computermonitor noch zu sehen war, aber der Inhalt nur eine graue Brühe war, ich Menschen ohne Gesichtern gegenübersaß, im Sucher des Fotoapparates nichts mehr zu sehen war, da wurde ich in eine Augenklinik mit Spezialisierung Glaskörperchirurgie überwiesen. Leider war der Professor mehr auf Augenmigräne fixiert und meinte, die großen Flocken in meinem Auge müssten durchsichtig sein. Nach MRT, Untersuchung der Blutgefäße und Untersuchung beim Neurologen wurde nichts festgestellt, ich aber trotzdem an den Neurologen weiterverwiesen. Es wurde immer belastender! Meine Firma hatte ich schon informiert dass ich ggf. zu Hausarbeit übergehen muss oder ganz ausfalle. Druckgefühl in den Augen! Stereoskopische Probleme! Lichtempfindlichkeit!
Meine Augenärztin hat mich dann an eine andere Klinik verwiesen, wo ich mich gut behandelt fühlte. In meinem Fall sind eindeutig die verklumpten Trübungen im Glaskörper Schuld, Behandlung nur operativ möglich, mindestens 1 Jahr mit starken Beschwerden, bevor operiert wird. Da bei mir kurzfristige Arbeitsunfähigkeit infolge der häufigen Totalausfällen von Bildteilen drohte, haben wir uns nach einer Bedenk- und Beobachtungszeit zur OP entschlossen.
Im Dezember war ich 4 Tage in der Klinik. Unter Vollnarkose mit künstlicher Beatmung wurde ich ca. 1 h lang operiert. 3 Schnitte (je 0,9 mm) rund um die Iris, einer für den Absaugrüssel mit angebauter Schneidsichel, einer für das Mikroskop und Licht und der letzte für das Einfüllen der Lösung, die den Augeninnendruck wieder hoch hält und später durch Augenwasser ersetzt wird. Sehr erfolgreich! Das Auge mit den verklumpten Flocken wurde weitestgehend ausgeräumt und ich habe bis heute keine ernst zu nehmenden Trübungen entdeckt. Einige Tage nach der OP gingen aber Probleme mit beiden Hornhäuten los, die meine Sehfähigkeit auf dem operierten Auge zeitweise auf 5 % senkte (das größte E auf der Sehtafel kann man noch ganz verschleiert sehen!). Nach etwa 6 Wochen intensiver Behandlung (und Einsatz von Kortison) war ich soweit wiederhergestellt, dass ich mich wieder an Auto und Computer wagte. In der Zwischenzeit hatte ich das Lesen nur ca. 10 min schmerzfrei ausgehalten. Das andere Auge "sympatisierte" mit dem operierten! Lange zuhause, aber nichts richtig sehen und machen können! :-(
Die Risiken bei der OP reichen u.a. von Beschädigungen der Netzhaut, über Beschädigungen der Linse bis zum Totalverlust des Auges. Auch für die Kenntnis dieser Risiken unterschreibst Du!!! Da ich nur schwach kurzsichtig bin, ging es unterm Strich recht gut bei mir ab (außer meine massiven Hornhautirritationen). Ich bin froh, dass ich zu so einer fachkundige und verständnisvolle Augenärztin gekommen bin. Aber wegen der möglichen Risiken kann ich nicht bedingungslos zu dieser OP raten. Man muss sehr genau abwägen. Meine Alternative hieß Berufsunfähigkeit und das überlegt man sich als Alleinverdiener einer 5-köpfigen Familie! Die anderen Randbedingungen für meine OP wurden positiv eingeschätzt.
Wenn man mit kompetenten Fachleuten solche Probleme bespricht, fällt es einem leichter, die eigenen Probleme und Einschränkungen distanzierter zu betrachten und sich nicht psychisch davon dominieren zu lassen. Anfangs hieß meine Devise beim Autofahren: Verschwinden die Autos vor mir, dann das eine Auge zukneifen und nur mit dem anderen sehen. Nach 10 bis 60 Sekunden war das wieder vorbei. Solange diese Behinderung nicht zu einem sehr ernsten Sicherheitsrisiko für mich wurde, konnte ich durch meine Einbindung in Familie und Beruf das Problem weitestgehend ignorieren, bis es sich mit Macht wieder zeigte. Danach wieder ignorieren. Ich wusste ja eine Fachfrau in meiner Reichweite, die mir helfen würde. Ich habe mit entschieden!
Zur Nachuntersuchung muss ich regelmäßig zu meiner Augenärztin und in die Klinik. In einigen Monaten bin ich wieder am OP-Ort und werde über das zweite Auge sprechen. Operieren werden wir vorerst nicht, da ich diese Beeinträchtigungen noch gut verkraften kann.
Früher habe ich hier im Forum auch Infos zum Thema gesucht, was nicht zufriedenstellend gelang. Ich hoffe, dass Dir der Kurzbericht hilft. Über geeignete Augenkliniken in Deiner Nähe kann vielleicht bei Bedarf Frau Dr. Liekfeld etwas sagen.
Meine Zusammenfassung:
Trübungen, die psychisch belasten, aber keine extremen Auswirkungen auf das Leben haben, sollte man ignorieren und damit umgehen lernen (meist ist nur ein Auge massiv betroffen, dann mal zukneifen, Trübungen stehen nur zeitweise im Sichtfeld). Fachgerechte Betreuung in einer Augenklinik, wo man auch über eine OP reden kann, hilft auch psychisch ungemein. Der schlimmste Fall bei einer OP ist der Totalverlust des Auges oder "etwas kleinere Katastrophen". Das muss man wissen, dafür unterschreibt man! Optimal ist, wenn Arzt und Patient ein Vertrauensverhältnis haben und gemeinsam die Entscheidung treffen.
Alles Gute für Dich!
Hans