RE: Reizdarm
Beim Reizdarmsyndrom (RDS) können die Durchfälle (mehrere breiige und/oder wässrige Stühle, manchmal mehrmals täglich) kontinuierlich oder intermittierend auftreten. Meistens kommt der Stuhldrang morgens, v.a. nach dem Essen. Nächtlicher Stuhldrang ist hingegen untypisch für das Reizdarmsyndrom, kommt aber in seltenen Fällen ebenfalls vor.
Durchfall ist in der Tat ein Symptom bei vielen Darmerkrankungen. Beim RDS liegt jedoch im Unterschied zu anderen Darmerkrankungen keine biochemisch nachweisbare Ursache bzw. morphologische Veränderung der Darmschleimhaut vor. Zum Ausschluss anderer Erkrankungen gehören neben der Anamnese ein Blutbild und eine Bestimmung der Blutsenkungsgeschwindigkeit oder des CRP (Indikatoren für entzündliche Darmerkrankungen). Eine Ultraschalluntersuchung und eine Endoskopie sind zum Ausschluss einer organischen Erkrankung des Magen-Darm-Trakts sind notwendig, und weitere Untersuchungen nur bei Änderung der Symptome angezeigt.
Bei starken Durchfällen ist in Einzelfällen darüber hinaus eine Bestimmung der Elektrolyte, der Leber- und Pankreasenzyme, und von Markern der Schilddrüsenfunktion (TSH) in Erwägung zu ziehen. Bei chronischem Durchfall können evtl. Stuhluntersuchungen auf bakterielle und parasitäre Erreger, sowie die Bestimmung von Gewicht, Fettgehalt und evtl. auch sog. Malabsorptionstests angebracht sein. Werden bestimmte Nährstoffe durch einen Mangel an Verdauungsenzymen oder durch eine gestörte Resorption nicht gespalten oder vom Körper aufgenommen (=Malabsorption), kann es ebenfalls zu starken Durchfällen kommen. Die häufigste Erkrankung dieser Art ist die Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz), die in Europa bei 5-15% aller Erwachsenen auftritt und mit einem Laktose-H2-Atemtest diagnostiziert werden kann. Alternativ zum Laktose-H2-Atemtest kann auch eine Laktosefreie Diät über 2 Wochen diagnostische Hinweise geben. Fettstühle, die z.B. bei Mangel an Gallensäuren, Mangel an Lipase, einem Enzym der Bauchspeicheldrüse oder beim Gallensäurenverlustsyndrom auftreten, gehen auch mit Durchfällen einher. In Ihrem Fall sind o.g. Untersuchungen vermutlich sinnvoll, um die Ursache für den Durchfall herauszufinden. Auf eigene Fast Enzyme wie Lactase zu schlucken, in der Hoffnung, dass damit die Probleme gelöst werden, ist nicht zu empfehlen.
Es gibt Hinweise, dass Stress, aber auch Angsterkrankungen und depressive Störungen Symptome des RDS auslösen oder verschlimmern können, v.a. beim schmerzdominanten Typ. Auch wenn die Entstehung bzw. Ursachen des Reizdarmsyndroms vielfältig und bis heute nicht eindeutig geklärt sind, ist Stress als primäre Ursache des RDS unwahrscheinlich. Daher sollten Sie sich nicht auf der Basis falscher Annahmen, dass v.a. Menschen mit psychischen Problemen ein Reizdarmsyndrom haben, davor scheuen, die Diagnose