• Dr. Frauke HölleringOb Orgasmus, Stellungen beim Sex oder Selbstbefriedigung: Haben Sie Fragen zur Sexualität? In unserem expertenbetreuten Forum Sexualität können Sie sich ganz anonym über die schönste Nebensache der Welt austauschen. Unsere Expertin Dr. med. Frauke Gehring steht Ihnen – für eine begrenzte Anzahl von Fragen – gerne zur Seite. Die Allgemeinärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Arnsberg mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin und ist zudem als Referentin und Moderatorin für zahlreiche medizinische Themen im Print-, TV- und Internetbereich tätig.

RE: Sicht der Sexualität + @ Oleg

  • Thread starter Thread starter Doppelmoppel
  • Start date Start date

TEST TEST TEST 123

D

Doppelmoppel

Guest
RE: Sicht der Sexualität + @ Oleg

Sicher verbindet Paare nach x Jahren Partnerschaft eine Menge mehr als Sexualität. Was mich allerdings immer wieder wundert ist: wie kann es sein, dass die sexuelle Entwicklung speziell aus der gemeinsamen Entwicklung ausgespart wird (von beiden Partnern)?

Ich sehe in keinem Lebensbereich eine solch stringente Trennung von Dein und Mein wie in der Sexualität. Woran liegt das? Oleg, du erzählst, dass die Prioritäten sich für Deine Frau in Sachen Sexualität nicht geändert haben. Ich kann das sehr gut nachempfinden, wie es dazu kommt, aus weiblicher wie aus männlicher Sicht. Aber das ist es gerade, was ich persönlich in meiner Beziehung vermeiden möchte.

Leider beantwortet mir hier niemand die Frage, wie Eure Erfahrungen und Empfindungen diesbezüglich sind. Macht es Dich nicht traurig, Deine sexuellen Phantasien nicht mehr mit Deiner Frau teilen zu können? Oder gab es irgendwann einmal einen Zeitpunkt, zu dem es Dich störte oder an dem Du Anstrengungen gemacht hast, Gemeinsamkeiten zu erweitern? Dabei meine ich nicht, Sexualität zu jeder Zeit nur mit dem eigenen / in Gegenwart des eigenen Partner auszuleben. Mir geht es einfach um die Kenntnis und die Akzeptanz der jeweiligen Wünsche. Hierzu gehört auch sicher die Erkenntnis, das weibliche und männliche Sozialisierung zur sexuellen Prägung dazu gehören. Aber schließlich überwinden Paare unendlich viele Sozialisierungsprozesse - oder könnten es ;-). Warum gerade hier nicht?

Ist es so, dass je größer das Gemeinsame, die Partnerschaft ist, wirklich der Partner nur noch Freund ist? Wie halte ich die erotische Flamme über Jahre am Lodern? Sollte es gar keine Chance geben, sie aufrecht zu erhalten?

in freudiger Erwartung, vielleicht doch einmal ein Statement von quasi "lebenslänglich Gebundenen" ;-) zu bekommen

Gruß
Doppelmoppel
 
RE: Sicht der Sexualität + @ Oleg

RE: Sicht der Sexualität + @ Oleg

Hallo Doppelmoppel,

Ich bin nicht sicher, dass ich deine Fragen richtig aufnehme. Wenn nicht, hake bitte nach.

Du wendest dich aeusserst komplexen Vorgaengen zu. Ich glaube es ist wichtig vorweg zu sagen, dass die gesamte Persoenlichkeitsentwicklung der Partner staendig weitergeht. Diese Dynamik wird, so glaube ich, oft unterschaetzt.

Dass eine solche Entwicklung zwar gemeinsam erlebt wird aber nicht notwendig in die gleiche Richtung geht, kann zu Problemen fuehren. In vielen Themenkreisen haben sich meine und meiner Frau Ansichten auseinanderbewegt. Das koennte interessant sein. Aber, wie es so geht, wir empfinden es als unbefriedigend. Es stoert unser Harmoniebeduerfnis, es legt die Annahme nahe, dass einer von uns irrt, was impliziert, dass der Irrende nicht sieht, es sei denn wir akzeptierten, dass es viele Logiken und viele Wahrheiten gibt.

Bedauerlicherweise koennen wir dieses Profane des Alltags nicht vom Sex trennen. M.a.W., es behindert das Sexleben, wenn wir uns ueber den Palaestina-Konflikt nicht einig werden und bei Euthanasie einen Spagat machen muessten, um Gemeinsamkeit zu erreichen.

Innerhalb der Persoenlichkeitsentwicklung stellt der sexuelle Bereich ein Sonderkapitel dar. Fuer meine Frau handelt es sich in aller Regel um einen seelenvollen Liebesakt. Fuer mich ist es wundervolle Freizeitbeschaeftigung. Meine Frau kann nur, wenn alles drum herum stimmt und wenn ich beim Geschirrspuelen geholfen habe. Ich wuerde sie gern ohne Unterwaesche auf einer Leiter sehen und auf's Essen verzichten, wenn wir dafuer Sex haetten, wobei es mir um die Erregung, nicht so sehr die Befriedigung geht. Ich kann meine Frau morgens im Bett nicht streicheln, ohne eine Erektion und Lust zu kriegen. Ihr ist das aber ziemlich laestig. Sie sagt, sie habe durchaus sexuelle Beduerfnisse, kann sie aber nicht aeussern. Es bleibt mir ueberlassen, eine Initiative zu versuchen. Vielleicht werde ich abgewiesen "Doch nicht jetzt." Ich liebe SB, die ich auch gern mit ihr zusammen betriebe. Das ist aber nicht ihre Seite. Sie versucht zu verstehen, aber gelegentlich uebernehmen aeltere Gehirnteile. Das fuehrt zu weiteren Verunsicherungen, denn wenn sie gewaehrt, weiss ich nicht, ob ich im Unterbewussten nicht wieder der Barbar bin.

Die Mechanik von Initiative (ich) und Gewaehren oder auch nicht (sie) fuehrt, in Verbindung damit, dass ich im Laufe der Jahre dutzendweise die Variation probiert habe oder probieren wollte, die ebenfalls durch die Zensurstelle Ehefrau liefen, dazu, dass sie jetzt meine Dienststelle fuer Moral und Schicklichkeit geworden ist. Sie ist der Kulturminister, ich bin der, der zu kultivieren waere.

Zu bestimmten Zeiten waren Gespraeche ueber sexuelle Wuensche erregende Entdeckungsreisen. Wir oeffneten Tueren zu fantasievollen Landschaften. Es hat sich aber herausgestellt, dass meine Frau in diesen Landschaften zunehmend die Abgruende entdeckte, das Ungebaendigte, nicht Dressierbare, auch krass Egoistische. Wir koennen heute ueber diese Dinge nicht mehr reden.

Dennoch liebe ich meine Frau und umgekehrt, sie mich. Sie setzt sich ein und ist ein grossartiger Mitstreiter. Wir versuchen, unsere Disharmonien zu uebersehen. Wir vermeiden kontroverse Themen. Das Animalische wird ausgeblendet.

Du bist viel juenger als ich. Vielleicht dient dir diese Beschreibung. Vielleicht kannst du dich innerlich ganz anders auf die Verschiedenheiten zwischen dir und deinem Partner einstellen. Vielleicht hast du auch in dem Sinne Glueck, dass deine Aufbringung in eine liberalere Zeit fiel. Meine Frau ist in einem aeusserst konservativen Umfeld grossgeworden. Und als Frau ist sie Bewahrerin des Bekannten und Bewaehrten, nicht so sehr Co-Navigator in unbekannten Gewaessern.

Gruesse
Oleg
 
RE: Sicht der Sexualität + @ Oleg

RE: Sicht der Sexualität + @ Oleg

Ich dank Dir ganz herzlich für diese offenen Worte!

Ich suche ich in anderen Beziehungen parallele Entwicklungen, um Prozesse in meiner Beziehung besser zu verstehen. Und manchmal ist es ganz hilfreich zu wissen, wohin die Reise gehen könnte, welche Abzweigung denn die vielversprechenste ist.

Was mir an Deinen Beiträgen gefällt, ist die Tatsache, dass Du viele männliche Vorlieben offen und ehrlich beschreibst. Daher auch die etwas konfusen Fragen speziell an Dich. Und was mich beruhigt, ist, dass Du die Thesen und Statements meines Freundes einfach bestätigst ... zum Teil wortwörtlich *lach*. Mir fiel es anfangs schwer, seine direkte Art, Bedürfnisse zu äußern, anzunehmen. Seine Vorlieben gar als Durchschnitts-Phantasien der Männerwelt zu akzeptieren. So manches Mal wäre es mir auch lieber gewesen, einfach die Richtlinien der "politisch korrekten Beziehung" in die Hand zu nehmen und zu mauern. Und zugegeben: es fällt mir immer noch relativ schwer, eigene Bedürfnisse zu erkennen oder gar zu äußern. Da hilft es mir einfach, Erfahrungen von anderen in meiner Entwicklung zu berücksichtigen. Und mit Sicherheit hilft mir auch die "Gnade der späten Geburt", sprich die Thematisierung von Sexualität in den Medien (auf welchem Niveau auch immer - einen kurzen Dank an Matthias Frings ;-) !!! ) und im Alltag.

Zur Vervollständigung meiner persönlichen Reiseplanung hätte ich jetzt noch ganz gerne den Reisebericht einer erfahrenen Frau, die sich den Stürmen der unbekannten Gewässer ausgesetzt hat. ;-)

liebe grüße und noch einmal ein ganz herzliches "Danke!"
Doppelmoppel
 
Back
Top