Re: Polyneurophatie in den Füßen und Beine
"Blutzuckerwerte regelhaft < 140 mg/dl"(Gast66) sind allerdings mit jedem Insulin eine Herausforderung, die sich im Rahmen der normalen ärztlichen Einstellung nicht bewältigen lässt. Denn das bedeutet ja, dass der BZ nicht nur vor der nächsten Mahlzeit unter 140 sein, sondern auch direkt nach dem Essen nach Möglichkeit gar nicht erst über 140 ansteigen soll, zu keiner Zeit! Im Grunde so flach & niedrig wie ich immer rate, 1-2-3 Stunden nach jedem Essen maximal 140-120-100 mg/dl.
WICHTIG: Jetzt nicht gleich loslegen und mehr spritzen! Mir läuft seit Jahren der Vorwurf durch alle Foren nach, ich hätte mal jemanden in ne schwere Hypo getrieben, weil ich nicht ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass dafür nicht mehr gespritzt werden darf, sondern eher nach einigen Tagen bis Wochen Eingewöhnung deutlich weniger gespritzt werden kann. Denn mit insgesamt niedrigerem BZ braucht eine BE zum Verstoffwechseln ganz automatisch weniger IE!
Schritt 1: Aktuell optimal passende Insulinmenge bestimmen:
Messen-Sprizen-Essen wie gewohnt und nach dem Essen in Halbstundenschritten messen. Der BZ steigt erst an, erreicht wahrscheinlich zwischen 30 und 90 Minuten nach dem Essen seinen Gipfel und sinkt dann wieder ab. Wenn dieses Absinken schließlich in der Höhe der Messung vor dem Essen aufhört, hat die Insulinmenge zu Futterart und Futtermenge gepasst. Wenn der Wert nach dem Absinken höher bleibt, muss vor dem Essen entsprechend mehr Insulin gespritzt werden, wenn er niedriger sinkt, entsprechend weniger.
WICHTIG: Weil die Wirkungen von der selben Menge Insulin und der selben Menge Futter morgens, mittags und abends erstaunlich weit von einander abweichen können, nach Möglichkeit immer nur jeweils eine Mahlzeit an so vielen Tagen hintereinander bearbeiten, bis das Ziel erreicht ist. Erst dann eine andere vornehmen!
UND von vornherein die Zielvorstellung realistisch halten! Wenn Du Hausnummer als Spitze nach dem Essen meistens 300 misst, wäre das Absenken in einem Schritt viel zu radikal. Dafür würde sich dann zuerst einmal das Etappenziel auf der Hälfte des Wegs von 300 nach 140 anbieten, also bei um 220.
Schritt 2: Den Spritzzeitpunkt optimieren:
Wenn die Insulinmenge passt, aber der Spitzenwert nach dem Essen mehr als 60-70mg/dl über dem Ausgangswert vor dem Essen liegt, kann gut sein, dass das Essen schneller wirkt, als das Insulin. Dann ist empfehlenswert, dem Insulin den passenden Vorsprung zu geben. Den findet man, indem man den Spritzzeitpunkt in 5-Minuten-Schritten vorsichtig so lange vorzieht, bis der BZ schon vor dem Essen unter 90 absinkt oder/und die Spitze nach dem Essen nicht weiter absinkt. Das führt erstaunblich oft sogar mit schnellem Analoginsulin zum Ziel, auch wenn noch immer häufig propagiert wird, dass man damit erst nach dem Essen zu spritzen braucht.
Schritt 3: Futterportionen optimieren:
Wenn die Insulinmenge und der Spritz-Ess-Abstand passen und die Spitze nach dem Essen trotzdem noch höher als beabsichtigt eintritt, kann die Aufteilung der Futtermenge in 2 Portionen mit wenigstens einer halben Stunde Pause dazwischen dem Ziel entscheidend näher bringen
Alle diese Punkte sind individuell so verschieden, dass sie wirklich nur jeder für sich so persönlich ausprobieren kann!
Daumendrück, Jürgen