Re: PFAPA
Joachim E. schrieb:
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Wer heilt hat recht.
> Joachim E.
aus:
http://www.novo-magazin.de/67/novo6734.htm
"Physikalisch und chemisch gesehen ist übrigens völlig klar, dass wirkstofffreie Lösungen keine spezifischen Wirkungen haben können. Eine Wechselwirkung zwischen einer Arznei und dem Organismus des Patienten ist immer körperlicher Art. Wenn das Arzneimolekül entfernt ist, fällt jegliche Wechselwirkung zwischen Arzneimolekül und dem Körper des Patienten aus. Lediglich seelische Wirkungen können noch übrig bleiben - man spricht in diesem Zusammenhang vom Placeboeffekt. Der ist nicht an die Anwesenheit des Arzneimittels gebunden. Homöopathen mögen es aber nicht, dass die ihren Arzneimitteln zugeschriebenen Wirkungen als Placebo bezeichnet werden.
Die Homöopathie hat stattdessen eine eigene Fachsprache geschaffen - mit Begriffen, die in der naturwissenschaftlichen Welt nicht vorkommen oder dort völlig anders verstanden werden. Fragen Sie beispielsweise einen Mathematiker, was er unter "Potenzieren" versteht. Die Krankheitslehre der Homöopathie entfernt sich mit jedem neuen Tag ein Stückchen weiter von der naturwissenschaftlich fundierten Medizin. Sie hantiert mit Begriffen wie "Psora", "Miasma" und "Lebenskraft", die niemand so genau erklären kann. Besonders populär ist der Begriff "Ganzheitlichkeit". Er gibt vor, den Patienten als "Ganzes" anzusehen, statt sich nur auf dieses oder jenes Organ zu konzentrieren. Die "ganzheitliche Sichtweise" ist jedoch problematisch. Wenn jeder Mensch anders ist und der Arzt jeden individuell behandeln möchte, dann gäbe es eigentlich keinerlei Erfahrungen, aus denen Ärzte schöpfen könnten. Aber so streng sehen das Homöopathen nicht. Vor allem geht es ihnen darum, dass, wenn ein Patient ganzheitlich gesehen wird, er nicht mehrere Krankheiten gleichzeitig haben kann. "Seine" Krankheit ist als Einheit zu sehen, die mehrere Symptome auf sich vereint. Deshalb gibt es in der (klassischen) Homöopathie auch keine Medikamentenkombination, sondern nur ein Medikament, das exakt ausgewählt sein muss.
Freilich kann ein Homöopath nicht alle Symptome berücksichtigen. Niemand kann alle Informationen aus dem Körper eines Patienten kennen. Deshalb wird in wichtige und unwichtige Symptome unterschieden. Vollkommen willkürlich erscheint hierbei, dass die wichtigen Symptome allesamt mit den fünf Sinnen erfasst werden können. Der Grund hierfür erscheint wieder einfach: Zu Zeiten Hahnemanns war das Standard. In dieser "Methode" ist jedoch eine "Erfolgsgarantie" eingebaut. Wird der Patient nämlich nach der Therapie gesund (das passiert hin und wieder, zum Beispiel aufgrund einer Placebowirkung), dann erklärt das der Homöopath damit, exakt alle wichtigen Informationen gesammelt zu haben. Wird der Patient jedoch nicht gesund, dann interpretiert er, ihm seien wichtige Informationen vorenthalten worden. Im Falle eines Misserfolgs ist die Homöopathie damit immer aus dem Schneider. Ein Misserfolg ist höchstens der alleinige Beweis dafür, dass die Homöopathie falsch angewendet wurde.
Das System der Zusatzeinschränkungen passt ebenfalls gut hierzu. Dem Patienten werden alle möglichen sinnvollen und unsinnigen Einschränkungen auferlegt - nach dem Motte: je mehr, desto besser. Gegen irgendeine wird der Patient aber sicher einmal verstoßen, besonders bei einer langen Heilungsdauer, die in der Homöopathie als normal gilt. Wird der Patient gesund, trotz des Verstoßes gegen eine Einschränkung, ist das gut für die Homöopathie. Wird er nicht gesund, dann ist der Patient selbst schuld.
Und was passiert mit dem Patienten, wenn er ein homöopathisches Arzneimittel genommen hat? Es kann ihm besser gehen, dann wird die homöopathische Therapie als Erfolg gewertet. Die Erkrankung kann aber auch erst einmal eine Weile unverändert bleiben. Das wird immer noch als Erfolg der Homöopathie interpretiert, weil homöopathische Heilungen eigentlich sehr langsam ablaufen sollen, damit sie "nachhaltig" sind. Verzögerte Heilungen sind in der Homöopathie durchaus erwünscht und ein vermeintliches Zeichen ihrer Wirksamkeit. Die Krankheit kann sich aber auch verschlimmern. Dann ist in aller Regel von einer "Erstverschlimmerung" die Rede - freilich ebenfalls ein "sicheres" Zeichen, dass die Homöopathie wirkt und das richtige Arzneimittel ausgesucht wurde. Schließlich sollen das "Arzneimittelbild" und das Krankheitsbild ähnlich sein. Wenn beide sich überlagern, kann es also auch einmal schlimmer werden. Es ist also ziemlich egal, ob eine Krankheit nach einer homöopathischen Therapie besser wird, so bleibt oder sich verschlechtert. Der homöopathische Erfolg ist garantiert.
Es gibt aber auch verantwortungsbewusste Homöopathen. Sie überweisen ihre Patienten bei ernsten Krankheitsbildern an wissenschaftlich agierende Mediziner (die so genannte "Schulmedizin" - ich bestehe inzwischen auf "Hochschulmedizin", denn so viel Zeit zur Ausbildung sollte sein). Das ist äußerst lobenswert. Aber wo erscheinen die überwiesenen Patienten in den Erfolgsstatistiken der Homöopathen? Nirgends. Sie verschwinden aus der Statistik. Begründet wird das mit dem Hinwies, es habe sich herausgestellt, dass die Homöopathie für sie nicht "zuständig" war. Auf diese Weise werden die ohnehin zweifelhaften Statistiken von Homöopathen beschönigt, man könnte dieses Vorgehen auch verfälschen nennen.
Der Standard bei statistischen Untersuchungen innerhalb der Hochschulmedizin ist die "Intention-to-treat-Analyse". Würde die auch bei der Homöopathie angewendet, müssten auch die überwiesenen Patienten in der Statistik bleiben und als Misserfolg gewertet werden.5
Doch davon will die Homöopathie nichts wissen. Sie hat sich die Garanten für ihren vermeintlichen Erfolg sorgfältig geschmiedet. Vernachlässigt man die Selbstheilung und geht man bei einem Viertel aller Fälle von einer Heilung durch den Placeboeffekt aus, streicht man anschließend noch die Misserfolge wegen "Falschanwendung der Homöopathie" oder nachträglich bemerkter "Nicht-Zuständigkeit" der Homöopathie aus der Statistik, kommt man locker auf eine Erfolgsrate von 100 Prozent.5
Leider würde diese Erfolgsrate weit verfehlt, wenn man nach naturwissenschaftlichen Qualitätskriterien "prospektive, randomisierte Doppelblind-Intention-to-treat-Studien" durchführen würde. Es wundert deshalb nicht, dass Homöopathen davon die Finger lassen. Sie sagen, sie würden dem "Wesen der Homöopathie" nicht gerecht und pochen darauf, ihre Erfolgskriterien selbst festzulegen und nachzuweisen. Die Erfolge der Homöopathie seien nicht nur unbestreitbar, sondern auch unbeweisbar, behaupten sie allen Ernstes."
zum Thema Homöopathie, ich empfehle, den ganzen Artikel, geschrieben von einem guten HNO-Arzt, zu lesen.