• Dr. Frank VölkertWelche modernen Verfahren zur Anästhesie gibt es heutzutage? Verspüre ich bei einer örtlichen Betäubung Schmerzen? Was muss vor einer Vollnarkose beachtet werden? In unserem Forum Narkose & örtliche Betäubung können Sie Ihre Fragen stellen und sich dabei auch an unseren Experten, Dr. med. Frank Völkert, wenden. Er ist Facharzt für Anästhesiologie.

Paradoxe Reaktion auf Sedierung

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Xelaxela

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Ich war heute im Krankenhaus zu einer Koloskopie. Vorher wurde mir 8 mg Dormicum und 80 mg Propofol 1% verabreicht (lt. Befund). Angeblich wäre ich während der Untersuchung "total ausgeflippt". Ich kann mich nur an eine kurze Sequenz erinnern, sonst habe ich ein volles Blackout. Da ich mich so arg bewegte, konnte die Untersuchung nicht richtig durchgeführt werden. Als Kommentar steht im Befund: Abbruch der Untersuchung im Colon transversum wegen Unruhe der Patientin bei paradoxer Reaktion auf Sedierung.

Meine Frage: ist das eine Art allergische Reaktion auf das Mittel? Bzw. wird das beim nächsten Mal genauso wieder geschehen, oder wovon hängt so eine Reaktion ab?
Ich wurde schon öfters operiert und habe vor der eigentlichen Narkose immer diese "Sch...egal-Spritze" bekommen und die auch immer total gut vertragen, d.h. ich bin immer sofort weggeschlummert.

Evt. sollte die Untersuchung nun noch einmal durchgeführt werden, die Diagnose am Befund lautet: Proktitis. Ob ich sie ohne Betäubung durchführen lassen soll?
 
Re: Paradoxe Reaktion auf Sedierung

Hallo,

eine allergische Reaktion auf die verwendeten Substanzen würde ich nach Ihrer Schilderung ausschließen wollen.
Paradoxe Reaktionen auf Midazolam ("Dormicum") sind, wie bei anderen Präparaten dieser Substanzklasse, zwar selten, aber gesichert in der Literatur beschrieben.
Für das Propofol sind paradoxe Reaktionen in dieser Form nicht beschrieben. Vielmehr können Abwehrreaktionen des Patienten insbesondere dann auftreten, wenn die verabreichte Dosis nicht ausreichend hoch war, insbesondere dann, wenn durch Midazolam bereits eine paradoxe Reaktion induziert wurde. Das Problem besteht jedoch leider darin, daß bei höheren Dosierungen nicht nur eine gewünschte Bewußtseinstrübung eintritt, sondern auch die Atmung des Patienten bishin zum Atemstillstand beeinflußt wird. Bei einer Narkoseeinleitung für eine "richtige Operation" ist dieses natürlich erwünscht und für eine sichere Narkose erforderlich. Dann erfolgt jedoch auch zwangsläufig eine Atemunterstützung oder Beatmung des Patienten am Narkosegerät. Für eine Sedierung im Rahmen einer endoskopischen Untersuchung ist eine tiefe "richtige" Narkose aber weder erwünscht noch erforderlich. Wenngleich am Endoskopiearbeitsplatz eine Überwachung der Körperfunktionen möglich ist und auch regelhaft durchgeführt wird, sind diese Arbeitsplätze nicht zwangsläufig mit einem Narkosegerät ausgestattet, weshalb sich höhere Propofoldosierungen im Rahmen endoskopischer Untersuchungen verbieten.
Für folgende Untersuchungen wäre es sinnvoll, das Midozolam wegzulassen und in Kombination mit Propofol durch ein Opiat (z. B. Morphin oder Sufentanil) zu ersetzen.

Gruß F.V.
 
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