Re: Orgasmus trotz ED?
Hallo L,
hatte vor zwei Jahren mit 58 Jahren Prostatakrebs mit der Folge einer radikalen OP, wodurch ich die Potenz verlor. Habe in der Reha die Orgasmusfähigkeit durch Selbstbefriedigung probiert und war erstaunt, dass diese nicht verloren gegangen ist. Herr Burger hatte recht in seinen Ausführungen.
Habe im September 2006 dann mit der SKat-Methode (Schwellkörperinjektionstherapie)mit Hilfe des Urologen Startversuche gemacht von der kleinsten Dosis, die gesteigert wurde, bis eine normale Erektion erreicht wurde . Die Erektion kam zustande, Dauererektion von rund 2 Stunden, bis sie abklang, hatte aber starke Schmerzen nach dem GV, bis ich im Februar 2007 den Versuch mit der Vakuumererektionspumpe probierte, die von der Kasse bezahlt wurde (500 €). Zunächst schien dieser Weg nicht zu klappen, dauerte fast 20 - 25 Minuten, bis eine volle Erektion erreicht wurde. Heute habe ich mit der Pumpe in 3 -4 Minuten eine volle Erektion, das vollkommen ausreicht für einen ehelichen Sexualverkehr. Allerdings sollte man die Spanngummi nicht länger als 30 Minuten aufgespannt lassen wegen der notwendigen Durchblutung für die Schwellkörper im Penis des Mannes. Es kostet am Anfang Überwindung, sich die Pumpe über den Penis zu stülpen und im Schlafzimmer neben dem Bett der Ehefrau die Erektion herbeizupumpen. Entschädigt wird man dennoch, wenn ein GV wie früher dennoch möglich ist und man einen Orgasmus bekommt und auch die Frau ihn erleben kann. Der Unterschied von zuzvor besteht allerdings darin, dass die Vorhaut über die Eichel bzw. Penisspitze durch die aufgespannten Staugummis sich nicht mehr so in diesem Maß hin- und herbewegen läßt wie zuvor. Bei der Skat-Methode, Spritzmittel in den Schwellkörper spritzen, bitte nicht in die Eichel, das könnte schmerzhaft werden, ist die Vorhautbewegung so vorhanden wie im gesunden Zustand des Mannes. Bei beiden Rehas in der Folgezeit hörte ich immer wieder von Männer in gleicher Lage, dass sie sich keine Spritze in den Penis verpassen und ihre Männlichkeit nun sowieso verloren sei. Es ist wohl Angst da, aber auch Hemmunge vor diesem Schritt. Ja, es verlangt Mut, sich auf die neuen Wege einzulassen.
Ich wende heute die Pumpe und die Skatmethode mit der Spritze an im Wechsel an, mehrheitlich aber die Pumpe.
Grund: Bei Anwendung der Pumpe fließt nur venöses Blut in den Penis bzw. wird in die Schwellkörper wird hereingesaugt, während bei Skat artielles Blut vom Herzen her, das wohl auch mit Nährstoffen angereichert ist, in die Schwellkörper einströmt wie im gesunden Zustand des Mannes.
Vorteil der Pumpe:
Erektion des Penis bei mir heute fast schneller als mit der Spritze, Kosten fast null, außer gelegentlicher Bestellung einer Geltube (Kosten 12 € - hält ca. 4 Monate bei wöchentlich 1 - 2 GV und nach Abstreifen der Staugummi nach dem GV habe ich keine Beschwerden. Alles ist vormal wie früher, wenn die Erektion natürlich abklang.
Nachteil:
Man muß einfach ja sagen zu diesem noch möglichen Weg, neben der Frau oder Partnerin im Schlafzimmer, man kann es ja auch im Bad ggfs. machen, mit der Pumpe die Erektion herbeizuführen. Einen Orgasmus habe ich so schnell wie früher, allerdings ist das Gefühl in der Penisspitze nicht mehr ganz so stark wie im gesunden Zustand, was gleichermaßen auch bei der Skat-Methode ist der Fall ist.
Beim Versuch der Selbstbefriedigung ohne Pumpe ist das Gefühl des Orgasmus bis auf den fehlenden Samenerguss bei mir gleich stark wie früher.
Vorteil der Skat-Methode:
Mann spritzt sich das Mittel in die Schwellkörper, sollte abwechseln auf der rechten und linken Seite vom Penis erfolgen, ein. Nach Erlangung der Erektion ca. 5- 15 Minuten bei der Dosiermenge von 7,5 ml hat man eine relativ lange Erektion, die 2 Stunden andauern und man nutzen kann für Vorspiel, GV usw., falls man meint, dies auskosten zu müssen. Bei der Skat-Methode fließt artielles Blut in den Penis wie im gesunden Zustand des Mannes.
Nachteil:
Methode lehnen nicht wenige Männer ab, sich eine Spritze in den Penis zu verpassen, um eine Erektion zu bekommen. Kosten einer Spritze 13 € bei einer 10er-Packung von 132 €. Als Kleinpackung im 2er-Set ist die Spritze bedeutsam teuer und bezahlt wird die Spritze von keiner Kasse, sind also Eigenkosten. Ist so, wenn auch pervers, weil der Verlust der Potenz durch radikale OP ja immer eine Erkrankung durch Prostatakrebs vorausging. Man meint wohl bei den Kassen, dass die Spritze nicht lebensnotwendig ist, obwohl man weiß, dass ein funktionierendes Sexualleben für eine Ehe oder Partnerschaft für die Psyche nowendig und von Vorteil ist. Eine Partnerschaft ohne Sex wird in den wenigsten Fällen ohne Komplikationen verlaufen.
Weiterer Nachteil kann sein, dass die Schmerzen bei Skatanwendung bei vielen Männer so massiv sind, dass sie diesen Weg abbrechen, wie mir der Urologe bei der letzten Nachsorgeuntersuchung sagte. Ich hatte anfangs Schmerzen bis zu fast 3 Stunden bei Skat und Angst, dass sich ein Priapismus entwickeln könnte, der zur Folge hat, dass durch die Dauererektiion die Erektionsfähigkeit in einem solchen Fall irreparabel verloren ist. Man muss schauen, dass die Dosierung in keinem Fall zu hoch ist und sollte sie mit dem Urologen abstimmen. Als Hilfsmaßnahme bei einem drohenden Priapismus (Dauererektion erreicht 4 Stunden - bliebe nur der baldige Weg ins Krankenhaus bei Nacht, dass ein Gegenmittel zum Abklingen der Dauererektion gespritzt wird, das wohl für einen Mann von der Psyche auch nicht so angenehm ist, dass der Arzt in Anwesenheit der Nachtschwestern eine Gegenspritze in den Penis verabreicht mit allerlei Gedanken, was sich die anderen denken, wenn auch nichts ausgesprochen wird.
Habe mal im Internet gelesen, dass bei längerer und regelmäßier Anwendung von Skat die Schmerzen nicht mehr so intensiv sind wie in der Anfangsphase. Das kann ich bestätigen aus meiner eigenen Erfahrung.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass der Potenzverlust für einen Mann eine starke seelische Belastung ist, die man nicht so schnell, wenn überhaupt überwindet. Er fühlt sich, insbesondere am Anfang nicht mehr wie ein Mann, ja wie ein Versager, das seine ganze Persönlichkeit durchdringt und bewegt und die ganze natürliche Beziehung im Sexualleben zwischen Mann und Frau massiv stören und beeinträchtigen kann in der Anfangsphase nach einer Prostata-OP.
Es kostet sehr viel Nervenkraft und Mut, zu dem neuen Zustand, der nicht mehr zu ändern ist, Ja zu sagen. Sehr hilfreich ist es, wenn die Partnerin ihn unterstützt und ermutigt mit den Ersatzmitteln Pumpe und Skat, die Startversuche zu machen, was möglich ist für ihn und für beide und ihm keine Vorwürfe macht, dass er nun ein Versager sei, zumal er diese Krankheit wahrlich nicht bestellt hat wie eine Ware. Wenn die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind, hat man Grund, Gott zu danken, dass es dennoch einen GV und Orgasmus wie früher für beide Partner ermöglicht, wenn auch beim Mann ohne Sperma.
Denke, dass bei einer Frau, die Brustkrebs hat und ihre Brüste verliert, der seelische Schmerz nicht geringer ist, ja vielleicht noch stärker als beim Mann, wenn er die Potenz verliert, weil Frauen von ihrem Wesen her viel stärker von der Emotion her reagieren als Männer.
Habe versucht, sachlich aus meinen Erfahrungen zu berichten. Hoffe, dass meine Ausführungen eine kleine Hilfe und Ermutigung sind. Es würde mich freuen
Also liebe Männer, die ihr vom Potenzverlust durch eine Prostata-OP oder durch eine ED betroffen seid, habt Mut, es ist noch nicht alles verloren, auch wenn es am Anfang so scheinen mag.
Ein Soldat, der im Krieg sein Bein verliert durch eine Mine, muss auch lernen, weiter zu leben ohne sein Bein und mit einer Beinprothese sein Leben meistern.