Nicorette Inhaler - kleiner Erfahrungsbericht
Nicorette Inhaler - kleiner Erfahrungsbericht
Da ja der ein oder andere hier anscheinend gerne wissen würde, wie sich der Inhaler in der Praxis macht, hier mal ein kleiner Erfahrungsbericht:
Ich habe vorher so im Schnitt 20 Zigaretten pro Tag geraucht, in Verbindung mit Stress, Alkohol oder in Gesellschaft auch gerne mal das doppelte und das über 10 Jahre lang. Andererseits war es mir in dieser Zeit aber durchaus möglich, für eine gewisse Zeit komplett auf Zigaretten zu verzichten, z.B. ein paar Tage Urlaub nur mit Nichtrauchern. Wenn die Zeit es zuließ und Zigaretten verfügbar waren, habe ich aber munter mehr oder weniger den ganzen Tag geraucht. Ich gehe auch davon aus, dass ich ziemlich Nikotinsüchtig bin, da ich nach einer gewissen Zeit dieser "erzwungenen" Abstinenzen ein enormes Verlangen nach Zigaretten verspürt habe. Es war mir eigentlich nur zu peinlich, vor anderen Menschen zuzgeben, dass ich so stark abhängig bin.
Ich habe auch schon mehrere Versuche gestartet, mit dem Rauchen aufzuhören. Das ging vom kalten Entzug über Nikotinpflaster, Nikotinkaugummis, Kräuterzigaretten, bis hin zu Akupunktur. Mir war aber bei allen Methoden insgeheim direkt klar, dass ich dass wohl nicht lange durchhalten würde.
Als ich von dem Inhaler hörte, habe ich zuerst mal etwas geschmunzelt und mir gedacht: "Nette Marketing-Strategie", bis mir ein Bekannter erzählt hat, dass er ihn benutzt und recht zufrieden damit ist. Ich habe mir dann also vor ein paar Tagen einen gekauft und kann auch bestätigen, dass die Beratung in der Apotheke nicht stattgefunden hat. Während man mir in der gleichen Apotheke bei Nikotinpflastern und -kaugummis noch ungefragt Dosierungsempfehlungen gegeben hat, wurde der Inhaler nur wortlos über die Theke geschoben. Ich denke mal, dass liegt daran, dass er noch recht neu auf dem Markt ist.
Obwohl ich eigentlich keine wirklich großen Erwartungen an das Gerät hatte (oder vielleicht gerade deswegen), bin ich doch angenehm überrascht.
Geschmacklich empfinde ich den Inhaler als recht nah an der Zigarette, zumindest viel näher als alles andere, was ich vorher ausprobiert habe. Im Prinzip schmeckt er wie Nikotinkaugummis, also recht "scharf" mit dem entscheidenden Unterschied, dass man mit ihm auch dem "Schlag auf die Lunge" recht Nahe kommt, der mir bei den anderen Entwöhnungsmethoden immer gefehlt hat. Als ganz wichtigen Pluspunkt empfinde ich auch, dass man sowohl Nikotinzufuhr, als auch Beschäftigung des Mundes und der Hände in einem erhält. Natürlich darf man hier keine Wunder erwarten, aber für mich fühlt es sich alles in allem so vertraut an, dass ich über weite Strecken des Tages vergesse, dass ich keine echte Zigarette rauche. Wer vorher noch nicht all diese anderen Hilfsmittel ausprobiert hat, mag vielleicht etwas entäuscht sein, da er eventuell einen absolut kompletten Zigarettenersatz erwartet, das ist der Inhaler natürlich nicht und soll es, aus naheliegenden Gründen, wahrscheinlich auch nicht sein. Wenn ich den Geschmack als zu wenig befriedigend empfinde, habe ich gute Erfahrungen mit einem kleinen Löffel extra scharfer Sauce gemacht. Wenn der Mund richtig brennt, hat man kein Verlangen mehr nach Teer und noch mehr Nikotin.
Sehr wichtig finde ich auch, dass ich es nicht als entmutigendes Versagen empfinde, wenn ich doch mal zu einer Zigarette greife, da ich ja, zumindest in meinem Kopf, sowieso den ganzen Tag "rauche". Besonders in Gesellschaft fällt es mir schwer nicht zu rauchen, besonders mit Menschen, mit denen ich sonst auch immer geraucht habe und das Rauchen Teil eines Rituals war, bzw. noch ist. Hier sehe ich auch einen gewissen Nachteil, da es schon etwas seltsam ist, mit dem Gerät vor anderen Leuten herumzufuchteln. Man kann sich jetzt zu Recht darüber streiten, ob es besonders schlau wäre, wenn der Inhaler auch optisch einer Zigarette näher nachempfunden wäre, aber wenn er nicht wie eine Mischung aus Asthmaspray und Crackpfeife aussehen würde, könnte ich mir auch vorstellen ihn am Wochenende mit in die Kneipe zu nehmen. So greife ich dann in solchen Situationen dann doch wieder zu Zigaretten, wenn auch in weit geringerem Ausmaß (2-4 pro Abend statt 1-2 Schachteln).
Preislich kann ich mich bis jetzt auch nicht beschweren, ich brauche ziemlich konstant 2 Kapseln pro Tag, was mich dann deutlich billiger kommt als die ollen Glimmstengel. Die Dosierungsempfehlungen halte ich auch für ziemlich unrealistisch und sind meiner Meinung nach rein praktisch nur zu erreichen, wenn man die Kapseln nicht wirklich leer "raucht". Ich gehe mal davon aus, dass die Dosierungsempfehlungen rein auf der Nikotinmenge beruhen, die ein Raucher normalerweise zu sich nimmt. Hier könnte wohl auch der Nachteil für den ein oder anderen liegen: er bekommt nicht genug Nikotin, weil es rein zeitlich nicht möglich ist, die komplette Menge aufzunehmen. Ich persönlich empfinde das als Vorteil, irgendwie muss ja auch der Wille da sein auf Nikotin zu verzichten und ich werde so rein praktisch gezwungen, nicht mehr so viel Nikotin zu mir zu nehmen.
Zu guter Letzt gibt es noch ein paar sehr einfache Gründe, die mich im Zweifelsfall lieber zum Inhaler, als zur Zigarette greifen lassen: ich "muss" eine Kapsel nicht komplett "aufrauchen", obwohl ich eigentlich gar nicht mehr daran ziehen möchte, meine Wohnung, meine Kleidung und ich selbst stinken nicht mehr so bestialisch, mein Aschenbecher quillt gen Abend nicht mehr über und unachtsames hantieren mit dem Inhaler hinterlässt weder Aschehäufchen noch Brandflecken. Last but not least: treppensteigen führt nicht mehr zu so eklatanter Atemnot.
Bis zur Endgültigen Entwöhnung ist es natürlich noch ein langer Weg, aber wie gesagt, sonst war mir immer schon vorher klar, dass ich es nicht schaffen werde und dieses Gerät ist mir zur Abwechslung mal wirklich eine echte Hilfe. Wahrscheinlich ist die beste Methode bei jedem eine andere, aber ich persönlich kann jedem nur empfehlen, es einfach mal auszuprobieren. Die rund 15 Euro habe ich schon doppelt und dreifach wieder raus und egal was passiert, meinem Körper etliche Zigaretten erspart.
Die ultimative Wunderwaffe ist der Inhaler natürlich auch nicht, ohne den Willen etwas gegen seine Sucht zu tun, wird man damit bestimmt auch nicht rauchfrei.