RE: neurogene Blase
Hallo Rizzi,
die Steuerung der Blasenfunktion ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Ich versuche möglichst einfach darzustellen. Die Blasenentleerung wird gesteuert über Nervenbahnen, die vom Gehirn durch das Rückenmark im Wirbelkanal bis in Höhe der Lendenwirbelsäule verlaufen. Dort verlassen die Nerven den Wirbelkanal und verlaufen über weitere Schaltstationen bis zur Harnblase und auch Blasenverschluß. Denn bei der Blasenentleerung muß sich einerseits die Blasenmuskulatur zusammenziehen, andererseits muß sich der Blasenverschluß entspannen - sonst läuft der Urin nicht oder nur im schwachen Strahl. Eine Schädigung der genannten Nervenbahnen kann nun unterschiedlichste Folgen für die Blasenfunktion haben, und zwar abhängig von der Höhe der Schädigung. Ein tiefe Schädigung (im LWS-Bereich) kann zu einer neurogenen Blase führen. Die neurogen Blase ist im eigentlichen Sinn eine atone Harnblase, d.h. eine Harnblase, deren Muskulatur die Spannkraft oder besser den Spannungszustand zum Teil oder ganz verloren hat. Mit anderen Worten - die Harnblase kann sich nicht mehr kräftig genug zusammenziehen um eine ausreichende Blasenentleerung zu ermöglichen. Eine höher liegende Schädigung kann bewirken, dass die Harnblase sich kräftig zusammenzieht - mitunter auch unkontrolliert - ohne das sich der Blasenverschluß ausreichend entspannt. Dies würde bedeuten, dass der Patient Blasenkrämpfe haben kann, dass sich die Harnblase entleeren lässt, jedoch mit Restharnbildung. Ursache für derartige Schädigungen der Nervenbahnen können sein z.B. Traumata, Kompression von außen, Nervenerkrankungen wie MS. In jedem Fall ist eine sehr genaue Diagnostik wichtig um das Krankheitsbild genau zu erfassen, um u.a. Folgeschäden, z.B. der Nieren zu vermeiden. Unabdingbar ist eine genaue Blasendruckmessung an einem mittleren bis großen Messplatz. Sie sollten sich an einen Urologen wenden, der eine solchen Messplatz hat, oder Sie an eine Fachabteilung überwiesen wird.
Ich hoffe ich habe Sie nicht zu sehr verwirrt.
Viele Grüße
Dr. H. Hollberg