Re: Neurexan
Liebe Rosa,
ich kann Ihre Ängste verstehen, die sie bei einem Neurologen haben. Man muss abwägen, wie man mit den Aggressionen klarkommt. Wenn sich diese soweit steigern, dass der pflegende Angehörige daran zugrunde geht, nutzt es auch keinem. Und die Aggressionsphasen sind auch meist für den Erkrankten eine starke Belastung. Zumindes meine erkrankte Mutter bekommt die Phase zeitweise mit und es tut ihr dann unendlich "leid" dass sie so ausgerastet ist. Sie sagt selber, dass sie sich dann überhaupt nicht mehr unter Kontrolle hat.
Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Neurologen einige Neuroleptika ausrobieren müssen. Ich möchte Ihnen gerne meine Erfahrungen schildern. Aber es ist immer zu erwähnen, dass jeder Mensch unterschiedlich auf die Neuroleptika reagiert.
Man unterscheidet bei den Neuroleptika zwischen zwei Gruppen:
Typische Neuroleptika wie z.B. Melperon, Dippiperon etc.
Bei Gabe dieser Medikamente (in niedriger Dosis) hatten wir als Nebenwirkung starke Müdigkeit, sehr gedämpftes Bewusstsein, Gangschwierigkeiten, Schwindel, vollkommene Inkontinenz, stärkere Gedächtnisstörungen.
Die zweite Gruppe Neuroleptika sind die atypischen Neuroleptika wie Risperidon, Olanzapin etc.
Bei beiden Neuroleptika hatten wir als Nebenwirkung Gewichtszunahme (ca. 3-5kg) und anfang verstärkte Müdigkeit. Ansonsten hat meine Mutter beide sehr gut vertragen. Neuroleptika werden auch nicht dauerhaft eingesetzt. Zuerst bekam meine Mutter Risperidon für ca. 6 Monate danach wurde es langsam ausgeschlichen und es ging anschließend eine Weile gut mit den Aggressionen. Zur Zeit haben wir wieder Probleme und der Neurologe hat ihr Olanzapin verordnet, was aber auch gut vertragen wird und positiv anschlägt. Sie ist seit Gabe des Mittels geistig wacher schon pfiffig geworden und ausgeglichener. Wir hoffen, dass es weiterhin so gut anschlägt.
Hier ein Link, wo Neuroleptika gut beschrieben sind:
http://medikamente.onmeda.de/Wirkstoffgruppe/Neuroleptika.html
Bitte den Suchbegriff Neuroleptika eingeben.
Man sollte auch immer an den pflegenden Angehörigen denken, der tagein, tagaus die Aggressionen ertragen muss. Wenn die Aggressionen in vermeidbaren Situationen auftreten bin ich auch nicht dafür Medikamente einzusetzen. Aber bei uns treten die Aggressionen ja bei täglichen Dingen (Medikamentengabe, Vorlagen morgens u. abends wechseln und Duschen) auf und halten für längere Zeit an, geht es leider manchmal nicht anders. Wir werden auch versuchen nach einiger Zeit in Absprache mit dem Neurologen, das Medikament wieder auszuschleichen um zu sehen ob es ohne geht.....
Ich als Angehörige habe mich beim Neurologen dafür eingesetzt, dass die Medis aufgrund der Nebenwirkungen wieder abgesetzt und ein anderes Medi probiert wurde. Leider sind so Nebenwirkungen wie Gangstörung, vollkommene Inkontinez, Müdigkeit, Gedämpftheit für die Neurologen als akzeptabel einzustufen während sie das Leben der erkrankten sowie der Pflegeperson erschweren. Und da war es mein Job dafür Sorge zu tragen, das es nicht akzeptabel ist und ich habe es erreicht, dass wir jetzt ein Medi haben was gut vertragen wird.
Man allerdings auch Glück mit dem Neurologen haben. Auf Wunsch redet der Neurologe immer vorher mit mir kurz alleine bevor er danach mit uns gemeinsam spricht. Ich sage Mutter immer, ich habe auch einen Termin wegen "Mausarm" und müsste vorher zur Behandlung. Das wird dann so aktzeptiert.
Ich hoffe, dass Ihnen Herr Spruth auch noch einige Tipps geben wird.
Lieben Gruß
Petra