RE: MRSA
Resistente Keime im Trachealsekret bzw. in den ableitenden Harnwegen sind nur in Verbindung mit einer Antibiose zu sanieren. Ein Sanierungszyklus bei uns dauert 20 Tage. In dieser Zeit wird der Patient täglich mit einer desinfizierenden Waschlotion geduscht. Ohren-, Nase- und Mundpflege werden mit desinfizierenden Gels (Polihexidin) dreimal täglich durchgeführt. Bettwäschewechsel täglich komplett. Genauso lange läuft die Behandlung mit Vancomycin oder auch einem Antibiotikum nach Antibiogramm. Entgegen der landläufigen Meinung funktioniert das sehr oft. Meiner Meinung nach sollte man das zumindest versuchen, bevor man Vancomycin einsetzt.
Während der Sanierung finden Abstriche alle zwanzig Tage statt. Wir sanieren weiter, bis unter Sanierung ein Abstrich negativ ist. Danach werden die Sanierungsmaßnahmen aufgehoben und nach weiteren drei Tagen werden die drei Abstriche genommen, immer in einem Abstand von einem Tag. Erst nach diesen drei negativen Befunden werden die Isolation und die Schutzmaßnahmen aufgehoben.
Sollte man irgendwann aufgeben und nicht mehr weiter sanieren, würde ich Abstriche zweimal im Jahr nehmen, aber natürlich müssen dann alle Schutzmaßnahmen beibehalten werden. Ohne Sanierung und Antibiose wird bei einem Beatmungspatienten der ORSA (oder jeder andere resistente Keim) wohl eher nicht weggehen.
Ich arbeite auf einer Fachabteilung für Menschen im Wachkoma, Beatmungspflege und Palliativpflege. Wir hatten 20 Keimpatienten (MRSA, Pseudomanaden, ESBL, VRE, Clostridium difficile usw) innerhalb eines Jahres hatten wir alle saniert. Am längsten dauerte es natürlich bei den Beatmungspatienten. Aber der finanzielle und zeitliche Aufwand lohnt sich letztendlich, da es für den Patienten mehr Lebensqualität bringt, wenn der Keim (ich nenne es aus dem Grunde gerne Keim, weil die Vielfalt immer größer wird) weg ist und es ist natürlich auch für das Pflegepersonal eine enorme Erleichterung, wenn die ganzen Vermummungsaktionen wegfallen.
Ich weiß nicht, in welchem Bundesland Du arbeitest, aber bei uns in Bayern ist die Keimsanierung Patientensache. Das heißt, außer der Antibiose zahlt die Krankenkasse nichts von der Sanierung, der Patient muß es aus eigener Tasche zahlen. Eine Keimsanierung kostet pro Patient und Monat ungefähr 150 ¤. Das sind natürlich nur die desinfizierenden Pflegemittel. Das Personal leistet die Mehrarbeit nebenbei. Wir verlangen natürlich für eine Sanierung keinen höheren Pflegesatz. Aber eine vollständige Keimsanierung dauert täglich pro Patient etwa eine Stunde. Eigentlich ganz schön hart, wenn man überlegt, dass die wenigstens Patienten Schuld an ihrer nosokomialen Infektion tragen. In unserer Einrichtung nehmen wir seit einiger Zeit gezielt Leute auf, die MRSA besiedelt sind um sie zu sanieren und dann wieder in Rehamaßnahmen gehen zu lassen. Ohne Sanierung würde die Reha abgebrochen werden. Die Rehakliniken in unserer Umgebung sanieren nicht.
Nun alles in allem würde ich versuchen weiter zu sanieren bis sich der Erfolg einstellt. Dann sind Abstriche alle 20 Tage angesagt. Theoretisch braucht man ohne Sanierung keine Abstriche zu machen, muß aber natürlich die Schutzmaßnahmen aufrecht erhalten.
Liebe Grüße
Beate