• Dr. Frauke HölleringOb Orgasmus, Stellungen beim Sex oder Selbstbefriedigung: Haben Sie Fragen zur Sexualität? In unserem expertenbetreuten Forum Sexualität können Sie sich ganz anonym über die schönste Nebensache der Welt austauschen. Unsere Expertin Dr. med. Frauke Gehring steht Ihnen – für eine begrenzte Anzahl von Fragen – gerne zur Seite. Die Allgemeinärztin arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Arnsberg mit Schwerpunkt Psychosomatik und Sexualmedizin und ist zudem als Referentin und Moderatorin für zahlreiche medizinische Themen im Print-, TV- und Internetbereich tätig.

Mein Mann will Sex auch wenn ich krank bin

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Sylvie 1977

New member
Mein Mann und ich sind seit 13 Jahren ein Paar und seit zwei Jahren verheiratet. Wir hatten wie ich finde normal oft Sex (ca. einmal wöchentlich) für ein Paar das so lange zusammen ist. Irgendwann kam mein Mann an und meinte ihm würde die Zärtlichkeit in der Beziehung fehlen und wir sollten doch öfter mal kuscheln.

Faktisch endete dieses "kuscheln" aber jedes mal wieder im Geschlechtsverkehr. Wir waren damit dann bei Sex zwei mal pro Woche. Ich durfte mir damals in der Diskussion zu diesem Thema auch schon mal den Spruch "dann mache ich es mir halt selbst" anhören, als ich nicht so "spuren" wollte wie er es gerne gehabt hätte. Die Folge des Ganzen ist mittlerweile, dass ich unseren Sex nur noch als Pflichtprogramm ansehe. Ich tue es nur noch ihm zum Gefallen und habe selber eigentlich gar keine Lust mehr. Gesteigert wird das noch dadurch, dass er auch Sex mit mir haben will wenn es mir nicht gut geht (bin gerade jetzt mit einer Grippe) krank geschrieben und gestern hatten wir das Thema schon wieder. Ich bekomme langsam Sorge was ist wenn ich mal ernsthaft krank bin und vielleicht mal einige Wochen nicht "zur Verfügung stehe". Außerdem verstehe ich nicht wie jemand so empathielos sein kann. Ich würde nie von meinem Partner erwarten dass er mich befriedigt wenn er krank ist. Ich finde das hat etwas mit gegenseitigem Respekt zu tun.

Ich zweifle momentan insgesamt sehr an unserer Beziehung aber speziell dieses Thema kommt immer wieder in mir hoch und macht mich irgendwie traurig, weil ich mich langsam frage was ich meinem Mann eigentlich bedeute. Man muss dazu sagen dass mein Mann insgesamt eher immer sein Ding macht. Ich musste ihn über viele Jahre überzeugen, nicht jeden zweiten Abend beim Sport zu sein (er spielt u.a. Tennis und ist manchmal auch am Wochenende ganze Tage nicht da, wenn Turniere sind). Ich saß viele Jahre unserer Beziehung alleine zu Hause. Deshalb fehlt vielleicht insgesamt die Bindung bei uns. Er hat sich zwar in diesem Punkt geändert aber ich glaube in mir ist schon zu viel kaputt gegangen. Nachdem er dann nämlich öfter zu Hause war, kam plötzlich dieser Vorwurf mangelnder Zärtlichkeit meinerseits. Irgendwie weckt dass den Eindruck in mir, dass er außer Sex mit mir nichts anzufangen weiß. Bestätigt wird das eigentlich dadurch, dass sämtliche Freizeitaktivitäten von mir veranlasst werden. Er selber hat außer seinem Sport eigenlich keinen großen anderen Interessen.

Ich würde gerne mal wissen was Außenstehende davon halten und mir vielleicht einen Rat geben können. Ich selber denke mir mittlerweile oft, dass ich ohne meinen Mann vielleicht glücklicher wäre....
 
Naja, eine ziemlich standard Ehegeschichte. Nach über einem Jahrzehnt ist die Lust (also die Anziehung) raus, Sex findet kaum noch statt. Der eine Partner (meist der Mann mehr) will häufiger als der andere . So weit so schlecht.
Nun konkret zu deinem Fall. Du hast keine Lust auf Sex, machst es ab und an mit ihm zum Gefallen. Er hat hauptsächlich seinen Sport im Kopf, zwischendurch möchte er Sex out of the blue. Du zweifelst am Sinn der Beziehung und fragst dich, ob du vielleicht ohne ihn glücklicher wärst. Gerne hättest du einen Rat.
Den Rat ob du dich trennen sollst oder nicht, wird dir keiner geben können, dazu müsste man seeeehr viel mehr über euch beide wissen. Um überhaupt eine Richtung zu ahnen und etwas sagen zu können, müsstest du erst einmal ein wenig über dich mitteilen statt über deinen Mann.
Warum hast du ihn geheiratet? Warst du verliebt? Wolltest du am Anfang Sex? Was hast du gemacht, wenn er nicht zu Hause war? Hattest du vor ihm schon Beziehungen, wenn ja, wie waren die hinsichtlich Sex? Magst du darüber berichten?
 
Eins kannst du auf jeden Fall machen, keinen Sex wenn du krank bist, oder es dich Überwindung kostet und eigentlich müsste er dafür vollstes Verständnis haben.
Wenn nicht stellt sich die Frage was er überhaupt in dir sieht und da es tatsächlich respektlos ist den anderen zu etwas zu nötigen, was er nicht möchte, fehlt euch das wichtigste Fundament für eine gute Beziehung, eben der Respekt vor deinem Willen.

Lass ihn auflaufen wenn du keinen Sex haben magst und vielleicht kannst du ihn darauf stubsen das in eurer Beziehung einiges nicht stimmt, an dem ihr arbeiten solltet, bevor du wirklich zum Ergebnis kommst dass das Leben ohne ihn viel schöner wäre.
Er muss aber um deine Probleme wissen, du musst ihm das sagen was los ist, denn Gedanken lesen kann er nicht. Es wäre zwar wünschenswert wenn er dein Dilemma erpüren könnte, das können aber die allerwenigsten, auch wenn viele Menschen denken das es so sein muss wenn man liebt, so ist es doch etwas zu viel verlangt da es eben unterschiedliche Wahrnehmungen gib.
 
Erst mal vielen lieben Dank für Eure Antworten. Also gut, dann mal mehr über mich :-). Mein Mann hat mir damals einen Heiratsantrag gemacht in einer Zeit in der ich mich eigentlich von ihm trennen wollte. Das habe ich ihm seinerzeit auch unmissverständlich mitgeteilt. Es ging neben einigen anderen Kleinigkeiten in erster Linie um die Tatsache, dass er nie zu Hause war und um die Art wie er mich insgesamt behandelt hat. Ich kam mir schon immer in unserer Beziehung wie jemand vor der immer schön parat zu stehen hatte, wenn es meinem Mann gerade einfiel. Das betraf nicht nur den Sex, sondern auch andere Dinge. Seine Familie hatte schon immer Vorrang. Sie wohnt leider rund 120km von uns entfernt und wenn dort irgendwas war (was leider die letzten Jahre aus verschiedenen Gründen häufiger vorkam), hatte ich direkt alles stehen und liegen zu lassen und mit dorthin zu fahren.

DIese ganze famiiäre Geschichte ist ein Fall für sich und das hier auszubreiten, würde zu weit führen. Jedenfalls musste ich immer eher zurückstecken. Wenn es mal darum geht dass bei meiner Familie etwas ansteht (was echt selten vorkommt), ist meinem Mann das schon alles zu viel. Das merkt man ihm dann die ganze Zeit auch an.

Ich glaube mein Mann hat mir damals nur einen Antrag gemacht weil er gemerkt hat, dass es mehr als fünf vor zwölf bei mir war. Er hatte wohl auch Angst dass ich "nein" sagen könnte, denn er hat seinen Antrag seinerzeit angekündigt: Es stand ein Urlaub an und er hat mir schon mal prophylaktisch mitgeteilt, dass er mich in diesem Urlaub fragen würde. Ich solle mir das dann mal überlegen. Der Antrag fand dann am Ufer eines Flusses statt. Einen Verlobungsring suchte ich vergebens. Für diesen konnten wir dann hinterher noch durch die Stadt rennen, nachdem ich angemerkt habe, dass so ein Ring schon irgendwie dazugehört. Vielleicht bin ich da ja konservativ aber ich war darüber schon schwer enttäuscht. Ich wollte ja keinen 5.000 Euro Brilli aber wenigstens irgendeinen Ring....

Heute weiß ich nicht mehr warum ich überhaupt ja gesagt habe. Vielleicht dachte ich dass er sich ändert. Bis zu einem gewissen Grad hat er das ja auch getan. Für mich kam dann vor der Hochzeit der nächste Kracher, weil er wollte dass wir einen Ehevertrag machen, der gegenseitige Ansprüche ausschließt. Auch darauf habe ich mich eingelassen. Wir haben das alles schön bei einem Notar geregelt. Aber das war wieder so ein Punkt bei dem ich mich gefragt habe als was er mich eigentlich sieht. Wir haben gemeinsam ein Haus gekauft und manchmal kommt es mir so vor als ob er mich nur als Finanzierungshilfe sieht.

Am Anfang war der Sex wie in jeder frischen Beziehung. Man bekommt halt nicht genug voneinänder und verbringt die meiste Zeit im Bett. Mein Interesse ist allerdings wirklich durch die Tatsache geschwunden, dass mein Mann immer weniger zu Hause war. Ich kam mir beim Sex ausgenutzt vor und habe ihm das auch mal gesagt, dass es mir sor vorkommt dass ich immer schön zur Verfügung zu stehen habe wenn ihm das einfällt.

Wenn ich alleine zu Hause war, habe ich meistens gar nichts gemacht. Also zumindest nichts besonderes. Leider habe ich meinen damaligen Freundeskreits im Prinzip komplett verloren, nachdem ich mit meinem Mann zusammen war. Das lag aber an mir, da ich diese Freundschaften nicht mehr gepflegt habe. Heute bereue ich das. Ich habe mich halt immer irgendwie beschäftigt durch lesen oder fernsehen.

Ich hatte vor meinem Mann nur einige sehr kurze Beziehungen. Da war im Prinzip nichts ernsthaftes dabei. Klar ist man in der Zeit auch ins Bett gegangen und ich hatte auch immer Spaß daran.

Tja, ich hoffe das reicht für eine erste Einschätzung.
 
Ich glaube mein Mann hat mir damals nur einen Antrag gemacht weil er gemerkt hat, dass es mehr als fünf vor zwölf bei mir war.

Genauso hört es sich auch an, er hat etwas getan um sich deiner wieder sicher zu sein, dich bei der Stange zu halten und das hat auch funktioniert.
Du bist nur für ihn da, hast keine Freunde, bist immer zuhause, eben jederzeit abrufbar.
Einerseits ist es natürlich sehr verlockend das auszunutzen und Mann (auch manche Frau) gewöhnt sich auch schnell an den Zustand, du selber hast ja auch nicht viel dagegen gesetzt.

Das Dumme ist, das du dadurch auch an Ausstrahlung verlierst.
Es ist für ihn nicht mehr ein Abenteuer mit dir zusammen zu sein, du bist nicht interessant für ihn, sondern einfach die Partnerin mit der es immer gleich abläuft und die mit Ansprüchen, vielleicht auch Gemäkel die Luft verpestet. Auch an Forderungen und Kritik kann man sich gewöhnen, sofern die Konsequenz dies durchzusetzen fehlt.
Ändern tut er nichts, weil auch das vorbei geht und dann geht es weiter in der ewig gleichen Schiene.

Ich würde dir raten dein Leben neu zu ordnen, nimm Kontakt zu alten Freunden auf, oder geh in Kurse, Vereine, Cafés...........
Mach alles was dir Freude macht, sei unterwegs und genieße es, hole dir deine Autonomie zurück, mit der du auch ohne ihn Spaß haben kannst.
Wenn er bemerkt das du dich abends rausputzt und mit Freunden ausgehst, Zufriedenheit und Lebensfreude ausstrahlst, dann wird er sicher sein Interesse für dich wieder entdecken und wenn du es dann auch noch schaffst ihn nicht mehr ran zu lassen, solange er sich nicht explizit mühe gibt auf dich einzugehen und dich ein bisschen zu umwerben, dann wirst du sicher eines damit erreichen:
Das er sich Gedanken macht, offener für deine Belange ist und bemerkt das es auch andere Menschen gibt die dich glücklich machen können, auch wenn es sich dabei "nur" um Freunde handelt.
Er wäre vielleicht offener für das was du ihm sagst, würde überlegen wie er dich halten kann und wo er sich ändern muss.

Solange du weiter auf dem Sofa hockst und dich nicht spürbar veränderst, solange wird er nicht bemerken das es ein Problem gibt um das er sich kümmern muss, denn es läuft ja immer so weiter, wie immer eben.

Drohe ihm nicht mit Trennung, vorerst, sondern finde deine Lebensfreude wieder, das dürfte für ihn bedrohlich genug sein.
Führe dein eigenes Leben, so wie du es gerne möchtest und er hat dann die Wahl mit einzusteigen und mit dir sein Leben zu teilen wie es sein sollte, oder eben nicht.
Bei Zweiterem musst du dir dann Gedanken machen ob das noch Sinn macht, aber erst dann, ich finde dazu ist es noch zu früh, gib ihm erst mal die Chance um dich kämpfen zu können.
 
Das sehe ich genau so Hier scheint ein Egoist am Werk zu sein, der sich Sie sichern wollte. An Liebe erinnert mich nichts, denn die bedeutet ja in erster Linie, dass man möchte, dass es der Geliebten besonders gut geht! Er respektiert Sie nicht, das ist klar. Dass er Sie liebt, bezweifel ich. Mir scheint seine brutale Art, Sex durchzusetzen (man kann auch mit Worten brutal sein), ein Zeichen dafür, dass Ihre Ehe wirklich Schieflage hat. NIE sollten Sie Sex haben, wenn Sie krank sind! Und mal überlegen, ob das alles noch Sinn macht.. Vielleicht in einer Ehetherapie.

LG, Dr. Höllering
 
Ich danke allen für die Antworten, die mich in der Tat sehr zum weiteren Nachdenken anregen. Ich finde Tired hat das sehr gut auf den Punkt gebracht und ich werde versuchen mich zukünftig rarer zu machen. Vielen lieben Dank noch mal und schöne Ostertage.
 
Den letzten Beitrag von Tired (nach deinen ausführlichen Erläuterungen) kann ich nur voll unterstützen. Das gleiche hätte ich auch empfohlen. Das aus meiner Sicht entscheidende Wort ist Autonomie. Darauf hast du mehrfach verzichtet, Sylvie, aus Gründen, die du dir sicher selber klar machen kannst. Aber es ist nie zu spät, das zu ändern.
 
vielleicht noch ein ergänzender Rat zu Tireds Beitrag: Schließ Dich einer Frauengruppe an. Die Gemeinschaft kann Dir Halt und Stütze geben, wenn's zu Hause mal eng wird.
 
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