RE: Magenspiegelung mit Betäubung
Hallo newfish und Ellissa!
Ihr habt nach den Risiken einer Sedierung für eine Magenspiegelung gefragt. Falls ihr dieses Forum noch besucht:
Prinzipiell ist es für viele Internisten Routine, bei Wunsch des Patienten vor dem Eingriff eine niedrige Dosis des Beruhigungsmittels Midazolam (Handelsname "Dormicum") in eine Vene zu spritzen. Je nach Patient und Dosis wirkt das Mittel angstlösend ("Wurschtigkeitsgefühl", Eingriff wird kaum als unangenehm erlebt) oder es kann auch einen oberflächlichen Schlaf hervorrufen, aus dem man aber weckbar ist. Bei sehr vielen Patienten besteht danach auch für die Dauer des Eingriffs Amnesie, dh sie können sich nicht daran erinnern. Ich fand es fühlt sich an als ob man plötzlich "weg" wäre und kurz danach, wenn alles vorbei ist, wieder "aufwacht" - ähnlich einer Narkose. Man sollte sich danach Zeit nehmen, ein bißchen auszuruhen und das war´s.
Das wesentliche Risiko dieser Sedierung - wenn auch sehr selten - besteht, besonders im höheren Lebensalter, in einer Atemdepression, dh dass der "Befehl" zum automatischen Atemholen vom Gehirn zu selten gegeben wird und der Patient, der das nicht bemerkt, unter Sauerstoffmangel leiden kann, wenn dieser Zustand nicht rechtzeitig erkannt wird. Abhilfe kann in diesem Fall durch Sauerstoffgabe (Maske vor das Gesicht des Patienten) und wenn nötig durch Injektion des "Gegenmittels" Flumazenil (wirkt innerhalb 1 Minute) geschaffen werden. Auch Kreislaufkomplikationen sind möglich. Voraussetzung für eine optimale Patientensicherheit ist somit, dass neben dem Arzt, der die Magenspiegelung vornimmt, eine weitere qualifizierte Person anwesend ist, die den Patienten überwacht, was als Mindeststandard mit Hilfe eines Pulsoxymeters (kleine "Klammer" am Finger, die Pulsfrequenz und Sauerstoffsättigung des Blutes kontinuierlich mißt) geschehen kann. Steht eine solche Person nicht zur Verfügung, geht der Internist ein (wenn auch kleines) Sicherheitsrisiko ein. Werden zB für eine Darmspiegelung auf Wunsch des Patienten Propofol und Opioide (starke Schmerzmittel) verwendet, sollte ein Anästhesist anwesend sein.
Bei entsprechender Überwachung ist dieser kurze Eingriff auch unter Sedierung sicher und kann dazu beitragen, viel Krankheiten im Frühstadium zu erkennen, sodass es gute Behandlungsmöglichkeiten gibt. Man sollte bedenken, dass auch ein unnötiges Hinauszögern einer Diagnose ein nicht unwesentliches Risiko für die Gesundheit bergen kann.
Euch alles Gute!
Alina