RE: Lebermetastasen nach Kolonkarzinom
Liebe Jutta,
Danke für Deine Nachricht. Ich bin im Moment immer noch damit beschäftigt, die einzelnen Unterlagen vollständig zu erhalten und zu sortieren. Wichtig war am Anfang - klingt so lange, sind aber doch erst knapp 6 Wochen vergangen, seit wir innerhalb von 30 Minuten vor einem "Weltuntergang" gestanden sind - trotz des großen Schocks irgendwie den Kopf zu behalten.
Ich muß dazu sagen, daß innerhalb weniger Stunden meine ganze Familie irgendwie immer wieder zu mir geschaut hat. Nicht immer gerne, am Ende aber dann doch. Keiner konnte mit der Situation umgehen. Ich habe es dann durchgesetzt, daß wir innerhalb von 6 Tagen einen OP-Termin in der Uniklinik erhalten haben, dazu mußten wir aber gehörig Druck machen.
Ich tu mich schwer, zu sagen, ich hätte inzwischen gesammelte Kenntnisse. Alles was ich rückblickend wirklich dazu sagen kann, ist, daß nach der endgültigen Bestätigung der Lage der Dinge durch die CT-Untersuchungen Schnelligkeit das wirksamste Mittel war. Meine Mutter hatte am Abend vor der OP bereits einen Darmverschluß und hätte vermutlich notoperiert werden müssen. So aber war sie bereits stationär aufgenommen und chirurgisch in guten Händen. Das war der erste Punkt, an dem die behandelnden Ärzte vor Ort kurzfristig atemlos wurden. Inzwischen sind sie nicht mehr ganz so zurückhaltend und geben wenigstens meiner Mutter auf Verlangen wesentlich mehr Information als vorher. Wie hochgradig der Befall der Leber war, erfuhren wir ja erst vor wenigen Tagen. Bis dahin waren wir im Ungewissen und hatten lediglich die Mitteilung, es seien 4 Metastasen vorhanden. Warum - nach den gesammelten Informationen im Internet über weitere OP-Techniken bei der Leber etc. - eine OP bei ihr ausgeschlossen war, wußten wir bis dahin ja gar nicht.
D.h., daß ich Dir eigentlich nur empfehlen kann, vollständige Informationen vom behandelnden Arzt einzufordern und mit diesen zu weiteren Fachleuten zu gehen oder sich Information durch Anfragen im Internet zu verschaffen. Ich mache es derzeit nicht anders. Es ist allerdings oft gar nicht so leicht, als "Kind" des Betroffenen an diese Informationen zu gelangen. In meinem Fall mußte und muß ich nach wie vor stets zur Kenntnis nehmen, daß ich meine Eltern nicht überspringen kann, auch wenn das vieles sehr viel Leichter machen würde. Oftmals ist ihr Respekt vor der Ärzteschaft (die wissen das schon, die haben das ja gelernt, man kann doch nicht so despektierlich sein und hinterfragen .... ) der größte Hemmschuh, weiterzukommen. Hinterfragen ist ein Privileg der jüngeren Generationen, mein Vater ist bereits über 70 und meine Mutter 61. Muß beides nicht alt sein, aber die Einstellung kraft Erziehung ist es meistens.
Ich bin sehr froh, daß ich meine Mutter inzwischen überzeugen konnte - auch nach Vorliegen von Informationen aus dem Internet - in der Nähe eine Ärztin zu finden, die begleitend zur jetzt stattfindenden Chemotherapie eine unterstützende und aufbauende Zusatztherapie durchführt, großteils inzwischen auch in Abstimmung mit den bis dato behandelnden Ärzten. Das tut ihr sehr gut, und ich muß sagen, daß ich - trotz aller Voraussagen über die Nebenwirkungen - sehe, daß ihr Allgemeinzustand den Umständen entsprechend trotzdem sehr erfreulich ist. Zusätzlich konnte ich jetzt beide Elternteile davon überzeugen, daß sie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Ein Therapeut wurde gefunden, ich hoffe, daß beide oder jeder für sich mit ihm gut zu fahren kommen. Sonst muß ich eben weitersuchen.
Die o.a. Schnelligkeit war auch insofern hilfreich, daß sowohl meine kranke Mutter als auch mein verzweifelter Vater plötzlich wieder mehr Zuversicht und Mut entwickelten. Es bewegte sich wieder was in dieser verfahrenen Situation. Seit ich mich überwunden habe, als völliger Internetneuling meine Hemmungen zu überwinden und meine laienhaften Fragen in dieses Forum zu stellen, habe ich sehr viele hilfreiche Antworten, Stellungnahmen und Informationen bekommen. Täglich treffen neue Emails ein. Über andere Foren und Seiten konnte ich Material anfordern, das uns bei der Umstellung mit der Ernährung sehr hilfreich war. Mutter konnte die lebenslang gewohnte Kost nicht mehr essen. Auf den Seiten der deutschen Krebshilfe (habe ich über
www.dkfz-heidelberg.de gefunden) sind viele nützliche Tips und Buchinformationen, teils zum ausdrucken, vorhanden. Seit wir viele dieser Ratschläge befolgen, kommt Mutter auch wieder zu Kräften, das essen geht besser.
Wenn Du willst, gebe ich Dir gerne weitere Informationen, wenn ich - hoffentlich in ein paar Tagen - alles einmal übersichtlich zusammengestellt habe und den Ablauf irgendwie erkenne. Ich muß mich erst mal durch diesen Fachjargon durcharbeiten. Ich antworte Dir dann gerne direkt an Deine Email-Adresse. Vermutlich wird das noch länger werden, als diese Antwort.
Übrigens: mir hilft dieser Gedankenaustausch sehr, und den Anstoß dazu hab' ich eigentlich von Renate weiter oben in der Antwortliste erhalten. Ihre Mutter hat ebenfalls mehrere Lebermetastasen, aber sie hat auch nicht aufgegeben und schon viel erreicht !
Ich drück Dir und Deinem Vater beide Daumen, daß ihr gute Voraussetzungen für eine rasche Behandlung der Metastasen habt. Es gibt immer Möglichkeiten .... Wir müssen sie auch noch alle finden. Alles Gute und viel Mut !