RE: @Jannina + Tonttue_e: Feedback
Hallo!
Dein Freund hat nicht ganz unrecht mit dem Verhalten. Irgendwie musst du ja zunehmen. Und das wird in Kliniken tatsächlich so gehandhabt, erst ab Normalgewicht wieder Sport, als STrafen, wenn man in einer Woche nicht das vereinbarte kg zunimmt gibts Bettruhe, kein Fernsehen, etc.
Davon halte ich persönlich wenig, denn mit Magersucht ist man eh schon arm dran und fühlt sich eh sauschlecht und dann wird man dafür noch bestraft. Ausserdem lenkt ein bisschen Sport vom Nachdenken ab, genauso ruhigere Aktivitäten wie Gesellschaftsspiele oder in die STadt bummeln mit Mitpatienten. Das darf man da alles nicht und man wird mit seinen giftigen Gedanken alleine gelassen. Magersüchtige denken ja oft, ich bin so eine fette Sau, mich mag keiner, ich bin ein mieser Mensch und verdiene nicht zu leben/essen, ich tauge zu nichts,... und da lenkt einen keiner von ab, im Gegenteil, man soll darüber nachdenken, warum man seiner Familie das antut etc. DAs kann meiner Meinung nahc nicht richtig sein, denn die FAmilienkonstellation ist ja ein Teil dieser Krankheit, zumindest in den allermeisten fällen, also liegt es an allen Familienmitgliedern und nicht nur an dem, der behandlungsbedürftige Symptome hat. Bei den anderen können genauso gut Symptome vorliegen, die aber nicht so offensichtlich sind, zum Beispiel Depressionen, Sozialphobie, Alkohol- oder andere Abhängigkeit, was die Aussenwelt in Schule, Beruf, sozialem Umfeld nicht mitkriegt.
Na gut. Ich habe geschrieben, dass ich gegen diese STrafmassnahmen bin. Geht es denn ohne??? Das weiss ich nicht. Ich habe mich fürs abnehmen selbst nicht bestraft später, wollte aber zunehmen und hab es dann auch geschafft nach ein paar Ausrutschern, wo ich doch abgenommen hatte. Ihc habe da körperlich gearbeitet (auf einem Bauernhof) obwohl mir sicher jeder davon abgeraten hätte, ich wollte so gern und habe daran geglaubt, dass ich dort wieder gesund werden kann, wenn ich merke, dass ich besser arbeiten kann und bessere Freizeit habe, wenn ich okay gegessen habe. Ob es in der Akutphase ohne diese Strafen geht, ist fraglich. Ich bin kein Forscher, auch kein Psychologe, und habe keine Ahnung, kann nur schreiben, was ich selbst so empfunden habe und wie einige Freunde das erlebt haben und was ich aus Büchern gelesen habe.
Was wichtig ist beim gesund werden? Zu lernen, jeden Tag so anzunehmen wie er ist, und aktiv überlegen was man tun kann für sich um seine Situation zu verbessern (nicht nur im Hinblick auf Gewicht etc. sondern ganz allgemein). Das soll nicht heissen, dass man jeden Tag gut finden muss, denn es gibt diese miesen Tage, wo einfach alles schiefgeht. Vielmehr muss man diese akzeptieren und sagen, dieser Tag war Mist, aber wenigstens habe ich etwas getan um ihn besser zu machen oder den Mist zu beseitigen (natürlich muss man es auch ehrlich versuchen). Gleichzeitig kann man lernen, sich über schöne Tage noch mehr zu freuen und öfter daran zurückdenken. DAs ist sicher noch wichtiger als die Schrottage annehmen zu lernen. DAs ist ein wenig schwarzweiss, aber auch die Tage gibt es; meistens passieren an einem Tag wirklich gute Dinge und schlechte, z. B. die Sonne scheint, der Toast brennt an, Kuhstall ausmisten und richtig eingesaut werden, Vögel zählen, einkaufen fahren, Gartenarbeit, es fängt an zu regnen, jemand kommt einem doof, das Abendesssen ist lecker und es kommt was lustiges im Fernsehen: am abend kann der Tag gut gewesen sein, auch wenn jemand doof war oder man sich so geärgert hat über Kuhscheisse auf der Mütze oder Regen natürlich bei der Gartenarbeit. Das können Dinge sein über die man nachher nur noch lacht und vielleicht legendäre Anekdoten drüber erzählt. Manchmal ists aber auch richtig Schrott, wenn jemand wirklich mies war und einem keine Möglichkeit einfällt, wie es vielleicht doch nicht so mies hätte gemeint sein können.
Okay, ich habe genug gefaselt und reichlich Text produziert mal wieder. DAnke für das Feedback, ist schön zu hören, wenn jemand mal was zu Wege bringt oder auch einfach nur seine Situation abdatet, es interessieren sich manche doch dafür, auch wenn wir uns hier alle nciht wirklcih kennen.
LG
Tonttu