Re: Immer wieder die Ex?
Meist ist die/der Ex bloß ein Stellvertreter der gemeinsamen Zeit und viel öfters noch ein Stellvertreter des jungen oder damaligen Selbst. Das macht es so unwiderstehlich. Der Mensch neigt halt zu Nostalgie und der Verschönerung vergangener Zeiten.
Letztlich aber dreht sich alles in einem Menschen nur um ihn selbst. Jeder Mensch hat sein eigenes Universum, das kein anderer je vollends, oder auch nur sinnmachend bruchstückhaft verstehen, geschweige denn je bewohnen wird.
Das, was der Mensch von seiner Umwelt wahrnimmt (Menschen und Situationen) wird stets durch das Prisma der eigenen Biographie geleitet.
Man zeige mir einen wirklich empathischen, oder selbstlosen Menschen, oder Menschen, der die anderen objektiv wahrnehmen kann, wie sie wirklich sind, bzw. sich wirklich selbst wahrnehmen: Es gibt keinen.
Ghandi oder andere Ähnliche haben wohl auch einen Nutzen draus gezogen.
Und Jesus, z.B., oder andere Messias-Gestalten, sind mythische Figuren, die Jahrtausende überdauernd, eben weil solch selbstlose, lediglich auf die anderen fokussierten Menschen gar nicht existieren können. Aber der Mensch darf doch ein Ideal (z.B. Jesus oder Gott oder irgendeine andere erlösende Lichtgestalt in den verschiedenen Kulturen) haben, eine Perfektion, der er selbst nacheifern kann, ohne sie je erreichen zu können, oder auch ein Abschreckbild, und für manche ein Idol (ein ebensolches überzeichnetes Gebilde, dass sie selbst nie erreichen können), die dunkle Ausgabe davon, den Teufel, oder ganz generell, "das Böse".
Viele Menschen erheben auch andere Menschen, oftmals Verflossene, zu einem starähnlichen Status, weil sie sich selbst damit veredeln wollen: Ob's nun ein vergilbter Ehemann ist, von dem schon längst jeder Glanz abgeblättert ist, oder sonst irgendwer, er wird immer noch zum Glanzbild hochstilisiert, denn man selbst hat ja ein Glanzbild gewählt, und keinen fettbauchigen Typen, den schon längst die Spuren der Zeit überholt haben, der nach Zwiebeln und Leber stinkt und den selbst jede Macke an einem selbst stört.