RE: Imaginäre Freundin?!!!
Ein unsichtbarer Freund ist für Kinder etwas Normales
Es kann ein großes weißes Kaninchen sein, ein Elefant oder einfach ein netter Junge. Gemeinsam ist diesen Wesen, daß sie, wie in der Filmkomödie "Mein Freund Harvey", unsichtbar sind
Von Doris Marszk
Seattle - Zumindest für Außenstehende. Und das sind eben alle außer demjenigen, in dessen Fantasie so ein Harvey lebt. Amerikanische Psychologinnen haben jetzt herausgefunden, daß zwei Drittel aller siebenjährigen Kinder ein imaginiertes Wesen haben, mit dem sie kommunizieren.
Wie die Forscherinnen im Magazin "Developmental Psychology" darlegen, besteht für Eltern aber kein Grund zur Besorgnis. Im Gegenteil: Mit dem imaginären Freund können Kinder soziale Probleme in einem sicheren Kontext anzugehen üben. Im Laufe der Grundschulzeit verschwindet "Freund Harvey" fast unbemerkt und für immer und macht Platz für reale Freunde.
Das Team um Marjorie Taylor von der Universität von Oregon und Stephanie Carlson von der Universität von Washington hat zunächst 152 Vorschulkinder im Alter von drei bis vier Jahren über imaginäre Freunde und Spielkameraden befragt. Außerdem testeten die Forscherinnen den Entwicklungsstand der Kinder. Drei Jahre später wiederholten sie die Befragung. Dabei zeigte sich, daß jetzt vor allem Jungen "aufgeholt" hatten: Unter den Vorschülern hatten viele Mädchen einen imaginären Freund oder wie auch immer gearteten Kommunikationspartner. Im Alter von sieben Jahren hatten die Jungen mit einer gleich hohen Wahrscheinlichkeit wie die Mädchen eine Art "Harvey".
In 27 Prozent der Fälle wußten die Eltern vom imaginären Begleiter ihres Kindes nichts. In ihrer Mehrheit waren die imaginären Partner Menschen (57 Prozent), in 41 Prozent waren es Tiere. Ein Kind imaginierte sogar einen Begleiter, der eigentlich ein Mensch war, sich aber auf Wunsch des Kindes in ein Tier verwandeln konnte.
Die imaginären Wesen waren nicht immer freundlich. Manche Kinder berichteten von unkontrollierbaren Wesen, die geradezu zu einer Plage wurden. Die Begleiter der Kinder konnten auch die reale Form einer Puppe oder eines Teddys haben. Jedoch unterschieden die Forscherinnen zwischen Puppen oder Teddys als Spielzeug oder als ausgedachtem Freund. Nur wenn das Kind Teddy oder Puppe so beschrieb, als würde er/sie sich in einer bestimmten Weise zum Kind verhalten, wurden diese sichtbaren Figuren ebenfalls als imaginäre Begleiter betrachtet.
Auch für das Verschwinden der "Harveys" interessierten sich die Forscherinnen. "In vielen Fällen gehen sie einfach weg, und das Kind erinnert sich nicht mehr daran", so Stephanie Carlson. "In anderen Fällen wird ein alter imaginärer Gefährte zunächst durch einen neuen ersetzt, oder die Freundschaft mit realen Kindern erfüllt die gleichen Bedürfnisse."
Eltern müssen sich also keine Sorgen machen, wenn ihr Kind im frühen Grundschulalter einen Freund hat, den außer ihm selbst niemand sehen kann. Hier kann das Kind in sicherem Kontext soziale Konflikte lösen üben. Und von der kognitiven Seite gesehen, kann ein "Freund Harvey" auch dem Kind beim symbolischen und abstrakten Denken helfen.
Quelle:
http://www.welt.de/data/2004/12/15/374811.html
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Der unsichtbare Dritte
Eingebildete Freunde sind für die Entwicklung wichtig
(1.772 Zeichen)
(pgk) Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren haben häufig imaginäre Freunde, Personen oder Figuren, Haustiere, Kunstfiguren aus Comics oder Fernsehen, und beziehen sie in ihr Spiel und ihr Erleben mit ein. Der unsichtbare Kamerad tut gute Dienste als Zuhörer, Spielkamerad, Tröster, aber auch Sündenbock, der einen Tritt vertragen kann.
Über unsichtbare Freunde ihrer Kinder brauchen sich Eltern keine Sorgen machen. Man sollte diesen „Freund“ auch nicht verbieten, sondern vielmehr spielerisch in den Alltag integrieren. Dass sich Kinder Figuren ausdenken, die dann auch mit essen oder im Auto neben ihnen sitzen, gehört wie Halluzinationen zur psychischen Entwicklung im Vorschulalter. Das haben Forscher festgestellt, die Kindern zwischen drei und sechs Jahren Tonbänder mit Kauderwelsch vorgespielt haben. Ein Drittel der Kinder gab an, trotzdem einzelne Wörter gehört zu haben. Neun von diesen zehn berichteten außerdem, sie hätten einen imaginären Freund, was sich die Forscher von deren Eltern bestätigen ließen. Bei den 20 Kindern, die keine Wörter gehört hatten, existierte nur in fünf Fällen ein solcher Freund. „Halluzinationsähnliche Erfahrungen sind im Vorschulalter ein durchaus normales Merkmal der psychischen Entwicklung“, kommentiert Charles Fernyhough von der Universität in Durham die Ergebnisse. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Menschen, die in ihrer Kindheit einen imaginären Freund hatten, häufig über ausgeprägtes soziales Einfühlungsvermögen verfügen.
Die Traum- oder Vorstellungswelt hilft ihnen auch, traurige Gefühle oder Alleinsein zu bewältigen oder wenn sie sich einmal „unverstanden“ fühlen. Auch wenn die Kinder normalerweise wissen, dass diese Phantasien nicht wirklich sind, kann es manchmal auch für sie schwierig sein, reale Erfahrungen und Erlebnisse in ihrer Phantasie zu trennen. So erzählen die Kinder hin und wieder ausgeschmückte Geschichten, die ihrer Vorstellung entstammen. Aber keine Angst: Das ist ein völlig normaler Entwicklungsprozess und eben auch ein positiver Ausdruck ihrer Kreativität.
Quelle:
http://www.dgk.de/web/dgk_content/de/c91d0074349e069cc1256f9400519864_print.htm?OpenDocument=
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